• Kritischer Geist: Neven Subotic, Verteidiger von Union Berlin
  • Foto: WITTERS

Ex-BVB-Star : Subotic kritisiert Kollegen: „Pflichttermin im Krankenhaus reicht nicht!“

Das Spiel wäre ein absolutes Highlight der Saison gewesen, doch in Zeiten der Corona-Krise ist die Vorfreude mindestens gedämpft. Am Sonntagabend (18 Uhr, live bei Sky) empfängt Union Berlin zum Geisterspiel in der Alten Försterei den FC Bayern München. Neven Subotic, bekannt als kritischer Geist in der Szene, sieht dem Liga-Neustart mit gemischten Gefühlen entgegen – und kritisiert insgesamt das Verhalten vieler seiner Fußball-Kollegen. 

„Ich kann für mich nicht recht entscheiden, ob es nun der richtige Moment wäre oder nicht“, sagt der 31-Jährige in einem Interview mit „t-online“. Er sei wie jeder andere Arbeitnehmer darauf angewiesen, dass die Behörden grünes Licht geben, dass Richtlinien und Maßnahmen greifen und „unsere Gesundheit sichergestellt ist.“

Der Abwehrspieler betont aber auch, dass Profi-Fußballer privilegiert sind. „Im Gegensatz zu anderen Arbeitnehmern befinde ich mich jedoch in einer Luxussituation.“

Neven Subotic trotz Krise in einer „Luxussitiation“

Subotic beklagt ein mangelndes soziales Bewusstsein in der Branche insgesamt und auch im Einzelnen, bei vielen seiner Fußball-Kollegen, und wünscht sich mehr gesellschaftliche Teilhabe und auch Engagement.

„Ich bin der Erste, der sagt: ‚Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren‘, sollte nachgewiesen werden, dass es Krankenhäusern an Testkits fehlt, wenn wir Spieler mehrmals wöchentlich auf das Coronavirus getestet werden“, stellt der gebürtige Bosnier klar. „Ich wünsche mir, dass mehr Fußballer ihr Verhalten hinterfragen und sich ihrer Rolle in der Zivilgesellschaft bewusst werden.“

Subotic: Profis sollen Vorbildfunktion ehrlicher wahrnehmen

Nach Meinung von Subotic ist der mündige und auch kritische Profi, der über den Tellerrand hinausschaut, in der Fußball-Branche gar nicht gewollt. Er sehe „keine nachhaltigen Konzepte, die Fußballer in diese Richtung entwickeln könnten. Die Klubs haben kein Interesse daran.“

Subotic‘ Appell an seine Kicker-Kollegen: „Wir haben eine so wichtige Vorbildfunktion. Ich wünsche mir, dass wir diese auch gemeinsam viel stärker und ehrlicher wahrnehmen.“

Fußball-Profis und die berüchtigte Blase

Das erfordere jedoch Eigeninitiative, denn viele Profis seien fremdbestimmt. „Fußballer müssen merken, dass sie ihr eigener Mensch sind“, so Subotic. „Das klingt simpel, ist es für viele von ihnen jedoch nicht, weil sie seit ihrem zehnten Lebensjahr darauf getrimmt werden, Profifußballer zu sein. Sie können und kennen nichts anderes. Eine soziale Charakterentwicklung hin zum Nutzen für das Gemeinwohl benötigt die Initiative eines selbst. Der jährliche Pflichttermin im Krankenhaus reicht nicht aus, um den Blick der Spieler zu schärfen.“

Subotic: Corona-Krise wird den Fußball nicht positiv verändern

Dass die Corona-Krise den Fußball hierzulande einschneidend verändern wird, in eine Positive Richtung, glaubt Subotic indes nicht.

„Im Fußballgeschäft ist so viel Geld im Umlauf, dass ich nicht glaube, dass die Corona-Krise ihm einen allzu großen Schlag versetzen wird“, sagt der ehemalige Nationalspieler Serbiens (36 Länderspiele). „In den kommenden Monaten und gegebenenfalls im nächsten Jahr werden die Bundesligisten gemäßigter wirtschaften, aber es wird sich leider nichts fundamental ändern. Da müssen wir uns keine Illusionen machen.“ (web)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp