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  • Helge Leonhardt mit Bobby Wood vom HSV. Der Boss von Aue hatte die Idee eines „Corona-Rettungsfonds“.
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DFL-Sitzung: Wird die Bundesliga-Saison mit Geisterspielen ab Mai fortgesetzt?

High Noon, Showdown, Tag der Entscheidung: Spektakuläre Begriffe gibt es genug für das, was am Montag in Frankfurt stattfinden wird. Die 36 Vereine der Ersten und Zweiten Liga haben Abgesandte geschickt, um im Sheraton Hotel gemeinsam mit dem Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem auch St. Paulis Oke Göttlich angehört, Pläne zu schmieden, wie es in der Corona-Krise weitergeht. Vom HSV sind Boss Bernd Hoffmann und Sportvorstand Jonas Boldt dabei.

Kaum jemand, der sich noch nicht geäußert hätte zum Thema Corona. Am Sonntag meldete sich in Uli Hoeneß einer der letzten Granden des nationalen Fußball-Zirkus zu Wort, und das, was er zu sagen hatte, dürfte weiteren notorischen Zweiflern die Augen geöffnet haben. „Wir haben mit Corona ein Problem, das uns alle betrifft und die Welt verändern wird“, erklärte er dem „Kicker“.

DFL-Chef Christian Seifert

DFL-Chef Christian Seifert

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dpa

Der Fußball und die Fragen rund um Terminverschiebungen oder Ligapausen stelle „das kleinste Problem“ dar, „wenn in Italien Ärzte über Leben und Tod entscheiden müssen, weil sie nicht jedem Patienten ein Beatmungsgerät zuteilen können.“ Hoeneß appellierte an die Gesellschaft: „Wir müssen Geduld haben und entschleunigen, bis die Zahlen der Infizierten runtergehen.“

DFL-Krisensitzung: Pause bis Anfang Apirl wird nicht reichen

Nun verträgt sich im Kapitalismus ein Begriff wie Geduld ganz, ganz schlecht mit allem, was Geld angeht. Und um sehr viel davon geht es in Frankfurt, wenn Lösungen gefunden werden sollen, die Bundesliga-Saison irgendwie noch zu einem regulären Ende zu verhelfen. Klar ist, dass die bis Anfang April verordnete Zwangspause verlängert werden wird. Unklar ist der Zeitraum. Und unklar ist, was passieren wird, wenn Spiele wieder stattfinden sollen.

Im Sheraton zu Frankfurt wird heute entschieden, wie es mit den Bundesligen weitergeht.

Im Sheraton zu Frankfurt wird heute entschieden, wie es mit den Bundesligen weitergeht.

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imago stock&people

Um die 770 Millionen Euro an möglichen Einnahmen, so heißt es, hängen am seidenen Faden. Der geringste Betrag davon entfällt auf eventuell wegbrechende Zuschauereinnahmen. Insider halten es für wahrscheinlich, dass in diesem Punkt eine Art Solidaritätsfond gefunden werden würde, wenn es denn Not täte.

DFL-Krisensitzung: Saison mit Geisterspielen zu Ende bringen?

Ganz anders ist hingegen der Aspekt der TV-Gelder zu beleuchten. Kaum ein Klub, der es sich leisten könnte, darauf zu verzichten. Darum ist eine Tendenz dahingehend, dass die Saison zunächst mit weiteren Geisterspielen fortgesetzt werden wird, wenngleich gewiss nicht vor Mai, am wahrscheinlichsten. Das könnte vermutlich auch ein zu erwartender Aufschrei der aktiven Fan-Szene nicht verhindern. Ein Abo-Sender wie Sky, der sich dieser Tage massiver Probleme wegen nicht erbrachter Leistungen ausgesetzt sieht, dürfte ob zusätzlicher Vertragsabschlüsse infolge der bei leeren Tribünen sehr exklusiven Übertragungsrechte monetär wieder in die Spur finden.

St. Paulis Präsident Oke Göttlich ist als DFL-Vize am Start.

St. Paulis Präsident Oke Göttlich ist als DFL-Vize am Start.

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imago images / Contrast

Sollte die Zeit am Ende zu knapp werden, scheinen auch Playoffs um Titel, um internationale Plätze und gegen den Abstieg denkbar, um mit möglichst minimalem Aufwand ein reguläres Ende herbeizuführen. Auch ein absoluter Notfall in Form eines Abbruchs wird diskutiert werden müssen. Sportlich liefe das auf keine Absteiger sowie zwei oder drei Aufsteiger sowie die Aufstockung der Ersten, Zweiten und Dritten Liga hinaus. Der Punkt Finanzen wäre bei diesem Szenario allerdings ein ganz wesentlicher angesichts der horrenden Summen, die wegbrechen und Klubs der Existenzgrundlage berauben würden.

Egal, zu welchen Entscheidungen man am Montag gelangt: Es wird Vereine geben, die besser und solche, die schlechter damit werden leben können. Die Umstände machen es schlicht unmöglich, alle Klubs mit identischen Perspektiven zu versorgen. Und trotzdem müssen auch jene, denen die Konsequenzen zum Nachteil gereichen, diese mittragen. Ohne Solidarität wird es in den nächsten Wochen und Monaten in der Gesellschaft nicht funktionieren, und die Fußball-Familie ist nicht mehr als ein Teil davon.

Aue-Boss Leonhardt: „Corona-Rettungsfond“ von Profis!

Vor diesem Hintergrund ist das, was Helge Leonhardt, seines Zeichens Präsident von Erzgebirge Aue, geäußert hat, mehr als nur eine Überlegung wert. „Wichtig ist, dass unsere Arbeiter, Leute, die in der Pflege Dienst schrubben, Priorität haben. Die Fußballer werden abgefedert. Die sollten Abstriche machen“, sagte Leonhardt im MDR und brachte eine Art „Corona-Rettungsfond“ ins Spiel, an dem sich auch die Profis finanziell beteiligen sollten.

Leonhardt, der im übrigen an einen Abbruch der Saison glaubt, stellte den in diesen Tagen unbedeutenden Status des Fußballs in den Vordergrund. „Wir sind ein großer Steuerzahler im Erzgebirge, ein Wirtschaftsunternehmen“, sagte er. „Da hat keine Priorität, ob da elf Leute unten an den Ball latschen. Das ist absolut nachrangig.“

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