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  • Beinahe wäre Buchautor Christoph Daum in der Medizin gelandet.
  • Foto: imago images/Herbert Bucco

Christoph Daum: „Es war hochspannend, an Leichen rumzuschnibbeln“

20 Jahre nach seiner Kokain-Affäre ist Buchautor Christoph Daum ein gefragter Mann – und ein Trainer auf Abruf. Im Interview erzählt der Routinier von seinen Erfahrungen in der Medizin, einem Fertighaus auf einem Tieflader und Profis, für die er den Strom bezahlte.

Immer wieder erklärte der mittlerweile 66-Jährige in der jüngsten Vergangenheit, dass seine Karriere als Trainer noch nicht beendet sei. Vor allem seine Erfahrung und sein Wissen gäben ihm Kraft. 

„Ich stelle immer wieder fest: Menschenskinder, du könntest auch da noch an entscheidender Stelle als Sportlicher Leiter oder Trainer diese Erfahrung gewinnbringend mit zur Verfügung stellen. Es ist meine eigene Neugier und auch meine Bereitschaft, Wissen und Erfahrung zu teilen. Wissen kannst du dir natürlich anlernen, aber Erfahrung musst du sammeln. Wenn das richtige Angebot kommt, sage ich, bong, die Wette gilt, ich steige nochmal ein. Anfragen gab es einige, die ich abgelehnt habe.“

Daum: „Da bist du natürlich völlig perplex“

Auch zu den skurrilsten Erlebnissen in seiner Karriere nahm Daum Stellung: „Kurios war sicherlich, als ich die Anfrage von den Malediven bekam. Die haben natürlich keine großen finanziellen Möglichkeiten, der kleine Verband. Dann offerierten die mir auf einmal eine Insel. Da habe ich gesagt: Hört mal zu, ihr zeigt mir die Insel vielleicht, wenn Ebbe ist, und bei Flut ist sie weg. Da haben sie herzhaft gelacht und gesagt, Sie können ja vorbeischauen. Ich fand es aber doch zu exotisch und habe abgesagt“, erklärte Daum.

„In der Ukraine hatte ich den Fall: Wie sagst du einem Oligarchen ab, der meint, er kann mit Geld alles machen? Er hat alles erfüllt. Als ich sagte, wir haben keine Unterkunft, meinte er: Suche dir ein Fertighaus aus, das wird in Deutschland zusammengebaut und auf dem Tieflader bringen wir es hierher. Dann hast du dein deutsches Haus sogar hier stehen, da bist du natürlich völlig perplex“, fuhr Daum fort.

„Auch in der Türkei gab es Situationen, wo ich feststellen musste, dass schwere wirtschaftliche Krisen enormen Einfluss auf meine Trainingsarbeit genommen haben. Ich habe die Spieler teilweise aus eigener Tasche bezahlt, weil sie den Strom nicht mehr bezahlen konnten.“

Daum über die Kokain-Affäre: „Jeder hat noch mal ein Stück draufgesetzt“

Die Kokain-Affäre im Jahr 2000 kostete Daum damals den Posten als Bundestrainer. Auch 20 Jahre nach dem Vorfall begleitet ihn die Geschichte weiterhin – ganz zum Unwohl des 66-Jährigen: „Das stört mich enorm, aber es sind nun mal Dinge, die in epischer Breite in den Medien ausgewalzt und wiederholt worden sind. Das ging nach dem Motto: Hängt ihn jeden Tag noch ein Stückchen höher. Jeder hat noch mal ein Stück draufgesetzt. Es wurde alles geschrieben, egal, ob die Dinge einen wahren Hintergrund hatten. Die ganze Situation war für mich eine Zäsur, bei der ich verdammt viel Lehrgeld zu bezahlen hatte. Aber auch da habe ich es wieder geschafft, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzuholen. Der ganze Ablauf war schon sehr belastend.“

Daum: „Ich wollte mal Medizin studieren“

Neben seiner Fußball-Karriere hätte sich Christoph Daum auch vorstellen können, unter anderem in der Medizin zu arbeiten, wie er nun verriet: „Ich wollte ja mal Medizin studieren, ich wollte mal Kunst studieren. Das hat mich immer unheimlich interessiert. Viele meiner Kommilitonen sind nach Abschluss des Studiums weiter in das Medizinstudium. Da bin ich natürlich auch mit zu Kursen gegangen. Das war hochspannend, an Leichen rumzuschnibbeln, das mal zu sehen und so einen Nerv freizulegen. Die Medizin hat mich unglaublich fasziniert. Aber ich habe doch gesagt, das mache ich nicht. Insofern gab es viele Dinge, die mich interessiert haben.“

Daum sicher: „Gehe davon aus, dass die besten Tage noch kommen werden“

Der ehemalige Bundestrainer blickt außerdem euphorisch in die Zukunft und erklärte, wie für ihn ein perfekter Tag aussehe: „Ein Traumtag ist natürlich – ich habe mehrere solche erleben können – im Kreis der Familie. Dass alle vier Kinder und die Enkelkinder dabei sind, dass wir spielen und uns unterhalten“, wie Daum Preis gab.

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„Es kann natürlich auch mal sein, dass du eine Golf-Runde spielst und dann auf einmal ein Hole-in-one machst. Ich bin dann irgendwie auf einem Par-3, 175 Meter. Der geht schön auf die Fahne zu, aber du kannst es nicht genau sehen. Dann suchen wir, dann suchen wir – und auf einmal ist der drin! Da war natürlich der Jubel groß. Auf der anderen Seite: Es gibt so viele tolle und glückliche Momente, da könnte man 365 Tage, ein Jahr, mit füllen. Ich sage immer wieder: Ich gehe davon aus, dass die besten Tage noch kommen werden.“ 

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