• Die Fans zeigen am Millerntor regelmäßig, was sie von Montagsspielen halten (l.). Nach dem Abpfiff wird meistens gefeiert.
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Zum Kotzen geil!: FC St. Pauli: Die Mega-Serie bei den verhassten Montagsspielen

Montag. Ein Reizwort. Den Fans ist der Spieltag am ersten Tag der Woche schon seit einer Ewigkeit ein Dorn im Auge, insbesondere jenen, die den Kiezkickern alle zwei Wochen durch die Republik folgen und lautstark den Rücken stärken. Dabei sind Montagsspiele für den FC St. Pauli in den letzten zwei Jahren eine sagenhafte Erfolgsgeschichte, die am heutigen Montag fortgeschrieben werden soll.

Ein kurzer Blick auf die Ergebnisse des Spieltags und die Tabelle der Zweiten Liga zeigt: Sie sollte dringend fortgeschrieben werden.

Im Holsteinstadion wollen die Kiezkicker endlich den ersten Auswärtssieg seit dem 2. März 2019 (1:0 in Paderborn) einfahren und den Abstand auf die gefährlich nahen Abstiegsplätze wieder vergrößern. „Das würde ein Befreiungsschlag sein“, weiß Trainer Jos Luhukay.

Jos Luhukay hofft auf Befreiungsschlag in Kiel

Der Rahmen sollte die Gäste optimistisch stimmen:

Montagabend, 20.30 Uhr, Anpfiff, Flutlicht – das liegt dem FC St. Pauli. Mehr als jeder andere Spieltag.

In den letzten drei Jahren hat der Kiezklub zwölf Montagsspiele bestritten. Die Bilanz: Acht Siege, vier Unentschieden, 24:8 Tore. 28 Punkte, Schnitt: 2,3.

Ein gigantisch guter Wert an einem Spieltag, der einen unterirdischen Ruf hat auf dem Kiez, zumal St. Pauli als attraktiver Klub überdurchschnittlich häufig am Montag angesetzt wird.

FC St. Pauli: Zwölf Montagsspiele ohne Niederlage in Serie

„Ich habe noch niemanden aus dem Fußball getroffen, der Montagsspiele gut findet“, bekennt St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. „Ich habe die Kritik der Fans an Montagsspielen immer nachvollziehen können und halte die Abschaffung für richtig.“ 2021 werden sie abgeschafft. In sportlicher Hinsicht ein Verlust für St. Pauli.

„Unsere Bilanz bei Montagsspielen ist natürlich super“, weiß Bornemann. Und es sind ja längst nicht stinknormale Dreier darunter, sondern ganz besondere wie der Derbysieg gegen den HSV im September, der 2:1-Erfolg gegen Kiel im Hinspiel oder das 3:2 gegen Union Berlin am 4. Februar 2019, bei dem „Fußballgott“ Alex Meier in der 90. Minute das Siegtor erzielte und St. Pauli auf Tabellenplatz zwei schoss.

Die Fans zeigen am Millerntor regelmäßig, was sie von Montagsspielen halten (l.). Nach dem Abpfiff wird dann meistens gemeinsam gefeiert – wie nach dem 2:1 im Hinspiel gegen Kiel.

Die Fans zeigen am Millerntor regelmäßig, was sie von Montagsspielen halten (l.). Nach dem Abpfiff wird dann meistens gemeinsam gefeiert – wie nach dem 2:1 im Hinspiel gegen Kiel.

Foto:

imago images / Baering

Alex Meier ließ das Millerntor beben

Millerntor-Partys am Montagabend. In der Theorie unvereinbar. Vor dem Spiel Protest-Plakate, nach dem Spiel Jubelszenen. Ein nicht immer einfacher Spagat. Eine innige Hassliebe. Zum Kotzen geil!

„Es ist schon kurios, dass ausgerechnet dieses ungeliebte Montagsspiel zu einer sportlichen Erfolgsgeschichte für uns geworden ist“, sagt Bornemann.

Zufall? Unwahrscheinlich angesichts der jetzt schon so langen Erfolgsserie. Die letzte Niederlage in einem Montagsspiel war das 0:1 in Würzburg am 7. November 2016. Exakt 170 Wochen ist das her. Oder 39 Monate. Oder drei Jahre und 95 Tage. Jedenfalls eine gefühlte Ewigkeit.

Andreas Bornemann: Der Effekt der Montagsspiele

Auch Bornemann macht sich Gedanken, warum es im letzten Spiel eines Spieltages besonders gut läuft für die Kiezkicker. „Ein Montagsspiel hat natürlich eine exponierte Stellung. Der Fokus, der späte Anpfiff, Flutlicht – das kann schon einen Effekt haben“, gibt er zu bedenken.

Das gilt im Falle von St. Pauli vor allem für die Heimspiele. Sieben der zwölf Montagsspiele besagter Erfolgsserie haben die Braun-Weißen am Millerntor bestritten und fünf gewonnen.

St. Pauli-Fans: 1600 sind in Kiel dabei

Am heutigen Montag in Kiel soll die Serie nicht nur halten, es sollen auch volle drei Punkte werden. Die Reisestrapazen halten sich für die Mannschaft und die 1600 Gästefans in Grenzen. Bessere Vorzeichen für den ersehnten Auswärtssieg kann der Spielplan nicht bieten. Ab Sommer 2021 muss sich St. Pauli dann einen neuen Sahnetag suchen.

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