Voll im Plan: Wann St. Pauli endlich seine Rakete Jones zünden kann
Er läuft und läuft und läuft. Und das ziemlich schnell. Immer häufiger hat er jetzt auch einen Ball am Fuß. Das sind gute Nachrichten für den FC St. Pauli, denn der Verein hat Ricky-Jade Jones nicht als Leichtathleten, sondern als pfeilschnellen Stürmer für die Bundesligamannschaft verpflichtet. Auf der Suche nach mehr offensiver Durchschlagskraft könnte der Engländer eine willkommene Lösung sein, im ersten Schritt in einer Joker-Rolle. Seinem ersehnten Debüt im Trikot der Kiezkicker kommt Jones immer näher. Wann kann St. Pauli seine neue Rakete endlich zünden? Die Fans sind gespannt auf den Rekordmann.
Jeden Tag ein bisschen mehr. Das ist die Devise bei dem Angreifer in den Trainingseinheiten an der Kollaustraße. Der 22-Jährige arbeitet an seinem Comeback, das zugleich sein Debüt sein wird, nachdem er sich nach seiner Verpflichtung im Sommer im zweiten Testspiel der Kiezkicker eine schwere Schulterverletzung zugezogen hatte und operiert worden war. Der Weg zurück ist lang, verläuft aber bisher ohne weitere Hindernisse oder Rückschritte und mittlerweile ist das Ziel in Sicht.
Ricky-Jade Jones ist „gut unterwegs“
„Ricky ist gut unterwegs und voll im Plan“, sagt Sportchef Andreas Bornemann zur MOPO. Die Fortschritte kann er vom ersten Stock des Funktionsgebäudes auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße gut beobachten und zeigt sich erfreut. „Er hat sehr intensiv gearbeitet und wird sukzessive ins Mannschaftstraining integriert.“
Positiv ist zudem: Anders als bei den Langzeitverletzten Karol Mets und Jackson Irvine hat es bei Jones noch keinen signifikanten Rückschlag im Aufbautraining gegeben, was auch daran liegt, dass bei ihm die Schulter und nicht Knie (Mets) beziehungsweise Fuß (Irvine) verletzt waren.
Der aktuelle Stand nach der ersten Trainingswoche dieser Länderspielpause ist ermutigend. Für Jones geht es in der kommenden Woche darum, immer mehr Teile des Teamtrainings mitzumachen, um seinen Aktionsradius zu vergrößern, auf dem Rasen und mit dem eigenen Körper, der erst wieder an Zweikämpfe gewöhnt werden muss – das gilt insbesondere für die linke Schulter. Jones muss seine volle Bewegungsfähigkeit und Robustheit zurückgewinnen und dabei auch die Sicherheit und Selbstverständlichkeit in seinen Aktionen. Was sich für Außenstehende banal anhören mag, ist ein ausgeklügelter, feindosierter und gut überwachter Prozess.
Vor November wird Jones nicht spielfähig sein
Wann der Zugang vom englischen Drittligisten Peterborough Untited spielfähig ist und ins Wettkampfgeschehen eingreifen kann, steht noch nicht fest und Bornemann gibt in solchen Fällen bekanntlich und aus gutem Grund keine Prognosen ab. Aber wenn man die Praxis des Kiezklubs bei der Rückführung von lange verletzten Spielern in den Spielbetrieb zugrunde legt: frühestens zwei Wochen nach dem ersten vollständig absolvierten Mannschaftstraining. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Für ein mögliches „Comeback-Debüt“ oder mindestens eine Nominierung für den Spieltagskader bedeutet das: Vor November wird Jones nicht für St. Pauli spielen, aber innerhalb des Novembers schon, sollte es keinen gesundheitlichen Rückschlag geben. Frühester Zeitpunkt wäre das Heimspiel gegen Mönchengladbach am 1. November, realistischer erscheint die Partie am 9. November in Freiburg oder nach einer weiteren Länderspielpause das Duell mit Union am Millerntor (23. November).
Ein Haken: Als Nicht-EU-Ausländer darf der Brite Jones nicht für St. Paulis U23 auflaufen, kann nicht über diesen Weg Spielpraxis sammeln. Das wäre ansonsten ein sinnvolles Modell gewesen.
Bornemann: Jones Stärken können „Faktor sein“
St. Pauli wird die Rückkehr eines lange verletzten Profis ins Wettkampfgeschehen erfahrungsgemäß nicht forcieren und dabei ein Risiko gehen, was im Fall von Jones aufgrund der Personalauswahl im Sturm auch gar nicht nötig ist, wenngleich zu beobachten bleibt, wie schnell der zuletzt angeschlagene Andréas Hountondji wieder richtig fit ist. So oder so: St. Pauli hat Jones nicht fest verpflichtet, um zu trainieren.
„Wenn er wieder zur Verfügung steht, ist er natürlich auch eine Option und kann mit seinen Stärken ein Faktor sein“, betont Bornemann. Enormes Tempo und Tiefenläufe gehören unter anderem zu Jones’ Werkzeugkasten. Im Jahr 2024 war er einer umfangreichen Datenerhebung und Statistik zufolge mit gemessenen 37,6 km/h der schnellste Fußballer der Welt.
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Gerade die für den Spielstil der Braun-Weißen so wichtigen Tiefenläufe gab es bei der jüngsten Niederlage in Bremen (0:1) viel zu wenige, wie Trainer Alexander Blessin anschließend moniert hatte. Der Coach wäre sicher froh, gerade im zuletzt stotternden Offensivbereich eine weitere Alternative zu bekommen und St. Paulis neue Rakete bald zünden zu können, endlich.
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