Broilers-Show am Volkspark: Ein Lied für Uwe Seeler – dann wird’s politisch
Bunte Konfetti-Fontänen werden abgeschossen, gefüllte Bierbecher fliegen durch die Luft, alle tanzen und Circle-Pits entstehen, als die Broilers am Samstagabend anfangen, beim Open Air am Volkspark zu spielen. Frontmann Sammy Amara, der sich für Fußball eigentlich überhaupt nicht interessiert, widmet dem „besten Sohn der Stadt“ ein Lied. So richtig politisch wird’s dann beim Song „Alice und Sarah“.
Bunte Konfetti-Fontänen werden abgeschossen, gefüllte Bierbecher fliegen durch die Luft, alle tanzen und Circle-Pits entstehen, als die Broilers am Samstagabend um 20.30 Uhr anfangen, beim Open Air am Volkspark zu spielen. Und vor allem: Gefühlt 20.000 singen jede einzelne Songzeile mit. Eine wirklich total eingeschworene Fan-Gemeinschaft!
„Zurück zum Beton“, „Gib das Schiff nicht auf!“, „Meine Familie“ oder „Tanzt du noch einmal mit mir?“ heißen die ersten Songs dieser Band aus Düsseldorf, die mit Oi!-Punk in den 90ern loslegte (daher auch dieser ulkige Name) und mittlerweile im Mainstream angekommen ist, mit ihren Studioalben zuletzt immer auf dem ersten Chartplatz landete, Stadionrock kann und absolut keine Angst vor Pop und Pathos hat.
„Nach diesen zweieinhalb Jahren wieder in eure Gesichter zu sehen, das tut so gut“, sagt Frontmann und Band-Mastermind Sammy Amara (43) an einer Stelle. Und was sind das für Gesichter? Die allermeisten tragen natürlich Broilers-Shirts (bester Spruch: „Lebe so, dass die AfD etwas dagegen hat!“), man sieht viele Flatcaps,, einige Turbojugendliche in Jeanskutten, andere Bandshirts von Cock Sparrer, Black Flag, Danko Jones (die waren eine der Vorbands!) und Co. – und sogar noch den ein oder anderen Skinhead.
Broilers widmen ein Lied Uwe Seeler, dem „besten Sohn der Stadt“
Bei „Paul der Hooligan“ und dem darauffolgenden „Schwer verliebter Hooligan“ muss man etwas schmunzelnd an das Nordderby zwischen dem HSV und Hansa Rostock am Tag darauf denken … Dabei betont Sammy Amara doch immer – im Gegensatz zu einigen anderen Bandmitgliedern –, dass er sich für Fußball überhaupt nicht interessiert. Sagt er auch: „Ey, ich habe mit Fußball nix am Arsch!“ Um dann doch dem „besten Sohn der Stadt“ ein Lied zu widmen. Gemeint ist natürlich der verstorbene Uwe Seeler und der Song heißt „Nach Hause kommen / Zurück zu mir“.
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Im weiteren Verlauf des Konzerts gibt’s „Oi!“-Rufe, muss die Bühne vorne gewischt werden, weil zu viel Bier draufgespritzt ist, werden riesige Circle-Pits formiert, sollen schöne Menschen auf den Schultern getragen werden und die feine Bläserfraktion um Trompete, Saxofon und Posaune wird gefeiert (starke „Seven Nation Army“-Einlage auch!) – denn Ska können die Broilers natürlich auch richtig gut!
Broilers nehmen AfD-Politikerin Alice Weidel aufs Korn: „Hör auf, scheiß Nazi-Dreck zu labern!“
„Da muss man nicht um den heißen Brei herumreden, die letzten zweieinhalb Jahre waren verfickt noch mal scheiße“, sagt Sammy Amara und zählt Corona, die Krise der Live-Branche, die Flut in Nordrhein-Westfalen, den Ukraine-Krieg und insgesamt politische Unterdrückung auf. So richtig politisch wird’s dann im ersten Zugabenblock beim Song „Alice und Sarah“, der sich an die Partnerin der AfD-Politikerin Alice Weidel wendet. „Hör auf, scheiß Nazi-Dreck zu labern!“, ruft Amara in der Ansage und nach dem Song wird lautstark „Nazis raus!“ skandiert.
Nach Pyro, noch mehr Konfetti und nachdem „20.000 Jugendliche von 40 Jahren“ zum Springen animiert wurden, ist dann gegen viertel vor 11 Schluss. Auch Schluss mit den Open Airs am Volkspark – schade, denn so starke Konzerte hat die Stadt wohl noch nie auf einem Parkplatz erlebt.