Neustart: Warum Hamburgs Top-Veranstalter Konzerte vorerst nicht ausverkauft
Als einer der größten Konzertveranstalter der Stadt ist die Karsten-Jahnke-Konzertdirektion nach zwei Jahren mit eingeschränktem Betrieb längst Experte in Sachen Corona-Auflagen und Regeln. Wo aktuell die Probleme liegen, was das Arbeiten erleichtern würde und wie Konzert-Fans auf den Neustart reagieren, erklärt Frehn Hawel, Head of Communications, im Interview.
MOPO: Großkonzerte gehen endlich wieder los. Wie ist die Stimmung bei Ihnen im Team?
Frehn Hawel: Nach knapp zweieinhalb Jahren „auf Sicht fahren“ und des Agierens rein nach behördlichen Vorgaben ist das zugegeben durchaus gewöhnungsbedürftig und bedarf einer Phase des Warmlaufens. Zudem schwingt immer die Sorge mit, dass es – ähnlich wie im vergangenen November – nur einer einzigen Unwägbarkeit bedarf, um die sich gerade wieder langsam drehenden Räder erneut zum Stillstand zu bringen. Insofern ist die Zustandsbeschreibung „vorsichtig hoffnungsvoll“ möglicherweise am treffendsten.
Haben Sie das Gefühl, dass das Publikum sich nach Konzerten sehnt? Werden wieder Tickets verkauft?
Nach meiner Einschätzung ist ein großer Teil der Konzertbesucher:innen durch die zurückliegenden zwei Jahre und die aktuell schwer nachvollziehbaren behördlichen Maßnahmen verunsichert und wartet im Zweifel erstmal ab. Zudem sind viele Dinge des täglichen Lebens aktuell teurer geworden und die bedrückende Weltlage hält verständlicherweise auch viele davon ab, sich nach langer Zeit der strikten Kontaktreduzierung wieder ins Leben zu stürzen als sei nichts gewesen. Eine Rückkehr zur Normalität wird also mit Sicherheit noch eine gewisse Zeit brauchen – ein Blick ins benachbarte Ausland, wo man teilweise schon einen Schritt weiter ist und das Musikgeschehen wieder brummt, stimmt dabei jedoch durchaus zuversichtlich.
- Deutsch (Deutschland)
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Als einer der größten Konzertveranstalter der Stadt ist die Karsten-Jahnke-Konzertdirektion nach zwei Jahren mit eingeschränktem Betrieb längst Experte in Sachen Corona-Auflagen und Regeln. Wo aktuell die Probleme liegen, was das Arbeiten erleichtern würde und wie Konzert-Fans auf den Neustart reagieren, erklärt Frehn Hawel, Head of Communications, im Interview.
MOPO: Großkonzerte gehen endlich wieder los. Wie ist die Stimmung bei Ihnen im Team?
Frehn Hawel: Nach knapp zweieinhalb Jahren „auf Sicht fahren“ und des Agierens rein nach behördlichen Vorgaben ist das zugegeben durchaus gewöhnungsbedürftig und bedarf einer Phase des Warmlaufens. Zudem schwingt immer die Sorge mit, dass es – ähnlich wie im vergangenen November – nur einer einzigen Unwägbarkeit bedarf, um die sich gerade wieder langsam drehenden Räder erneut zum Stillstand zu bringen. Insofern ist die Zustandsbeschreibung „vorsichtig hoffnungsvoll“ möglicherweise am treffendsten.
Haben Sie das Gefühl, dass das Publikum sich nach Konzerten sehnt? Werden wieder Tickets verkauft?
Nach meiner Einschätzung ist ein großer Teil der Konzertbesucher:innen durch die zurückliegenden zwei Jahre und die aktuell schwer nachvollziehbaren behördlichen Maßnahmen verunsichert und wartet im Zweifel erstmal ab. Zudem sind viele Dinge des täglichen Lebens aktuell teurer geworden und die bedrückende Weltlage hält verständlicherweise auch viele davon ab, sich nach langer Zeit der strikten Kontaktreduzierung wieder ins Leben zu stürzen als sei nichts gewesen. Eine Rückkehr zur Normalität wird also mit Sicherheit noch eine gewisse Zeit brauchen – ein Blick ins benachbarte Ausland, wo man teilweise schon einen Schritt weiter ist und das Musikgeschehen wieder brummt, stimmt dabei jedoch durchaus zuversichtlich.
Was die Corona-Maßnahmen angeht: Wie ist da jetzt der Stand?
Wir planen – wie bereits seit Beginn der Pandemie – strikt nach behördlichen Vorgaben. Die sind leider nicht ganz unkomplex in der Darstellung. Aktuell gilt für Clubveranstaltungen die 2G+-Regel, was bedeutet, dass hier die Maskenpflicht entfällt und getanzt werden darf. Bei bestuhlten Konzertsälen wie unter anderem Laeiszhalle oder Elbphilharmonie gilt nur die Maskenpflicht, also 0G. In den Bereichen des gastronomischen Angebots dieser Spielstätten wiederum gilt 3G mit der Möglichkeit, die Maske zum Verzehr kurzzeitig abzunehmen. Darüber hinaus haben einige Spielstätten individuelle Regelungen was die verfügbaren Kapazitäten betrifft. Die Elbphilharmonie plant beispielsweise wieder mit einer Kapazität von 100 Prozent, während die Laeiszhalle den 2. Rang aktuell noch geschlossen lässt.
Für die Besucher ist es ja immer noch verwirrend…
Das ist in der Tat so. Wir können hier nur erläuternd zur Seite stehen – aber letztlich ist die Politik gefordert, verständliche und möglichst bundeslandübergreifende Regelungen zu veranlassen und diese auch klar und verständlich zu kommunizieren. Da ist aktuell dringender Verbesserungsbedarf.
Kann man Venues wieder komplett ausverkaufen? Sind 12.000 Menschen in der Arena wieder erlaubt?
Theoretisch ist das möglich, wir behalten uns aber in einigen Spielstätten eine freiwillige Kapazitätsbeschränkung vor, um den Besucher:innen neben etwas mehr Platz auch ein gewisses Sicherheitsgefühl zu ermöglichen.
Wann rechnen Sie mit einheitlichen Regeln?
Bundeslandübergreifende Regelungen sind für alle Veranstaltenden enorm wichtig für die Planungssicherheit, denn Tourneen sind nicht nur logistisch komplex, sondern auch teuer in der Umsetzung. Von daher sind einheitliche Regelungen unerlässlich – je früher sie kommen, desto besser.
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Am 13. Mai startet die Stadtpark-Saison mit einem Konzert von Lotto King Karl. Wie planen Sie dort?
Da schauen wir sehr gern in Richtung Fußballstadien. Während wir in der vergangenen Stadtpark-Open-Air-Saison 900 Besucher:innen begrüßen durften, die angehalten waren, durchgängig ihre Masken aufzubehalten, während des Konzerts auf ihren Sitzen zu verweilen und nicht mitzusingen, waren die Sport-Arenen teils voll besetzt mit singenden Fans ohne Masken. Das war für den Konzert- und Festivalbetrieb schon schwer nachzuvollziehen. Aber um auf die Frage zu antworten: Wir planen für die Saison 2022 die Wiederaufnahme des Regelbetriebs mit voller Kapazität von 4000 Zuschauer:innen und ohne Bestuhlung.
Kann Sie nach mehr als zwei Jahren Pandemie eigentlich noch etwas aus der Ruhe bringen, wenn es um Konzerte geht?
Stimmt, da gibt es inzwischen wenig. Allerdings sind die oben beschriebenen zweierlei Maßstäbe zwischen Sport- und Kultur-Ereignissen durchaus etwas, das immer wieder das Zeug dazu hat, Verwunderung auszulösen.