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Valéry Giscard d’Estaing : Frankreichs Ex-Präsident an Covid-19 gestorben

Paris –

Er war überzeugter Europäer und eng mit Deutschland verbunden: Frankreichs Ex-Präsident Valéry Giscard d’Estaing ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Todesursache sind die Folgen einer Covid-19-Erkrankung.

Frankreich trauert um seinen früheren Präsidenten ValéryGiscard d’Estaing. Er starb am Mittwoch in seinem Haus im zentralfranzösischen Département Loir-et-Cher an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung, wie aus dem Umfeld des früheren Präsidenten berichtet wurde. Der einstige Staatschef, der von 1974 bis 1981 im Élyséepalast regiert hatte, wurde 94 Jahre alt.

Im Alter von 94 Jahren: Ehemaliger französischer Präsident an Covid-19 gestorben

Giscard d’Estaing war erst Mitte November nach einem fünftägigen Aufenthalt aus dem Krankenhaus im westfranzösischen Tours entlassen worden. Die Beisetzung solle im Familienkreis stattfinden, hieß es in der Erklärung aus seinem Umfeld. Ein Termin wurde nicht genannt.

Der Altpräsident hatte sich in der französischen Öffentlichkeit bis ins hohe Alter zu EU-Fragen geäußert. Noch im September vergangenen Jahres war der Zentrumspolitiker bei der Trauerfeier für seinen konservativen Nachfolger Jacques Chirac in Paris gewesen.

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In den 1970er Jahren bildete er mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) ein medienwirksames deutsch-französisches Duo. Der Franzose hatte auch persönlich eine enge Beziehung zu Deutschland. Er wurde am 2. Februar 1926 in Koblenz im damals französisch besetzten Rheinland geboren.

Von 2002 an führte Giscard d’Estaing den EU-Reformkonvent, der zur Erneuerung der Europäischen Union einen Verfassungsentwurf vorlegte. Mit dem Nein der Franzosen und der Niederländer bei Volksabstimmungen im Jahr 2005 scheiterte das Vorhaben jedoch spektakulär. Danach übernahm der EU-Vertrag von Lissabon wichtige Regelungen der abgelehnten Verfassung. 2003 erhielt der Europapolitiker Giscard d’Estaing den Karlspreis der Stadt Aachen.

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ValéryGiscard d’Estaing: Vorwürfe wegen sexueller Belästigung

Der CDU-Politiker Armin Laschet, der auch Bevollmächtigter Deutschlands für kulturelle Angelegenheiten in der deutsch-französischen Zusammenarbeit ist, würdigte den Verstorbenen auf Twitter: „Bei den Beratungen zur Europäischen Verfassung habe ich ValéryGiscard d’Estaing, den früheren Staatspräsidenten Frankreichs, erlebt als einen leidenschaftlichen Visionär mit pragmatischem Gespür für das Machbare. Er war ein Freund Deutschlands, der Europa fehlen wird.“

Im Juni geriet der Ex-Präsident wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung in die Schlagzeilen. Eine Reporterin des WDR hatte Giscard d’Estaing vorgeworfen, ihn sexuell belästigt zu haben. Er habe ihr „nach einem Interview, das ich mit ihm im Dezember 2018 in Paris geführt habe, mehrfach an das Gesäß gefasst“, hatte Ann-Kathrin Stracke der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

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Sie bestätigte, Strafanzeige wegen sexueller Belästigung gestellt zu haben. Die Pariser Staatsanwaltschaft nahm eine Untersuchung auf. Gegenüber dem französischen Fernsehsender RTL behauptete Giscard d’Estaing, das sei „alles grotesk“. (prei/dpa)

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