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  • Wohl dem, der zwei Impfungen im Impfpass nachweisen kann: Für Genese ist das schwer.
  • Foto: picture alliance/dpa

Urlaub und Öffnungen: Wie Corona-Genesene immer wieder durchs Raster fallen

Berlin –

Die Gruppe der an Corona Erkrankten und wieder Genesenen wächst. Gut 3,4 Millionen sind es derzeit in Deutschland. Bei rund 880.000 von ihnen liegt die Infektion mehr als sechs Monate zurück – und darum haben sie ein Problem: Sie gelten im Moment offiziell nicht mehr als genesen. Derzeit geht man davon aus, dass die Zahl der Corona-Antikörper eben nach sechs Monaten abnimmt. Das ist aber nicht immer so, wie auch ein Beispiel aus Hamburg zeigt.

Matthias Onken (48) hat wenig Verständnis dafür, dass die Genesenen in der öffentlichen Diskussion so lange keine Rolle gespielt haben. Der Hamburger Kommunikationsberater, seine Frau und die gemeinsamen Kinder infizierten sich bereits im Frühjahr 2020 mit dem Coronavirus. „Die stetig gewachsene Gruppe der Genesenen hat öffentlich ein Jahr nicht stattgefunden“, sagt Onken zur MOPO.

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Matthias Onken (48) erkrankte im März 2020 an Corona.

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Fabricius

Drei PCR-Tests mussten sie sich in den Hamburger Skiferien unterziehen, als sie mit dem Flieger verreisten. Einmal vor der Reise, einmal unmittelbar danach und dann erneut nach fünf Tagen, um die Quarantäne aufzuheben. Dabei sei etwa bei ihm selbst noch im März von der Hausärztin eine so hohe Antikörper-Konzentration festgestellt worden, dass man nach medizinischer Einschätzung von bestehender Immunität ausgehen kann, sagt Onken.

Der Teufel steckt im Detail

Immerhin spielen die Genesenen mittlerweile zumindest grundsätzlich eine Rolle in der Debatte. Eine bundesweite Verordnung vom 9. Mai hebt einige der Grundrechtseinschränkungen für zweimal Geimpfte und für Genesene auf. Der Teufel aber steckt, wie so oft, im Detail.

Als geimpft gelten all diejenigen, die bereits zweimal geimpft wurden. Und deren zweite Impfung mindestens zwei Wochen zurückliegt. Bei Johnson & Johnson reicht eine Dosis. Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt für bereits an Corona Erkrankte allerdings grundsätzlich nur eine Impfung.

Erkrankung vor mehr als sechs Monaten? Nicht genesen!

Als genesen gilt, wer eine mittels PCR-Test nachgewiesene Corona-Erkrankung überstanden hat. Allerdings, wie eingangs erwähnt, gilt dies laut Verordnung nur, „wenn die zugrundeliegende Testung durch eine Labordiagnostik (…) erfolgt ist und mindestens 28 Tage sowie maximal sechs Monate zurückliegt“. Weil erfahrungsgemäß dann die Antikörper schwächer werden.

Lothar Wieler (l., RKI) und Jens Spahn (CDU) bei einer Corona-Pressekonferenz.

Lothar Wieler (l., RKI) und Jens Spahn (CDU) bei einer Corona-Pressekonferenz.

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picture alliance/dpa

Schon länger müssen Genesene wie Onken also negative Schnelltests vorlegen, egal wie viele Antikörper noch in ihrem Blut nachweisbar sind. Und bei einem Restaurantbesuch oder einer Auslandsreise können sie gar keinen vollständigen Impfschutz nachweisen, da sie ja höchstens einmal geimpft werden.

Gesundheitsministerium hat keine Lösung parat

Da die Zahl derer, die sich in der zweiten Welle infizierten, vor einem halben Jahr nach oben schnellte, dürfte bald auch die Zahl der Betroffenen spürbar steigen. Bislang bietet das Gesundheitsministerium hier keine Lösung an. Als der „Spiegel“ dort anfragte, ob ein Genesenen-Ausweis in Kombi mit einem Impf-Aufkleber im Impfpass im Ausland anerkannt werde, wusste man keine Antwort. Aber man sei sich des Problems „bewusst“.

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Onkens Vorschlag: Wer einen maximal vier Wochen alten positiven Antikörpertest vorweisen kann, zählt als genesen und erhält Rechte wie Geimpfte. „Das fände ich gerechter und vor allem praxisnah.“

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