• Starb in einem kanadischen Krankenhaus: Die siebenfache Mutter Joyce Echaguan.
  • Foto: Facebook

Ureinwohnerin vor Tod beleidigt: Rassimus? Behandlung im Krankenhaus entfacht Debatte

Joliette –

Was musste Joyce Echaguan vor ihrem Tod ertragen?  Die 37-jährige Angehörige des kanadischen Indianerstammes der Atikamekw war mit Bauchschmerzen in ein  Krankenhaus der Provinz Québec gekommen und zwei Tage später verstorben. Auf einem Handy-Video ist zu sehen, wie sie von Pflegepersonal des Krankenhauses beleidigt wurde. Die mutmaßlich rassistisch motivierte Behandlung der siebenfachen Mutter hat eine alte Debatte in Kanada neu entfacht.

Örtliche Medien berichten, dass Echaguan am Sonnabend mit starken Bauchschmerzen in das Krankenhaus von Joliette nördlich von Montréal gekommen war. Auf einem Video ist zu sehen, wie die siebenfache Mutter – offenbar vor Schmerzen schreiend – auf einem Krankenbett liegt und um Hilfe ruft.

Joyce Echaguan macht selbst Handy-Aufnahmen

Die 37-Jährige soll diese Aufnahmen selbst mit einem Handy gefilmt haben. Im Untertitel sind die Kommentare des Personals zu lesen. Eine Krankenschwester sagte demnach, Echaquan sei „verdammt dumm“. Eine andere Pflegekraft meint, dass „Echaquan schlechte Entscheidungen im Leben gemacht habe und was ihre Kinder wohl von ihrem Verhalten halten sollten”.

Premierminister rief bereits ein Anti-Rassismus-Komitee ein

Eine der Pflegerinnen soll bereits entlassen worden sein. Québecs Premier Francois Legault bezeichnete die Bemerkungen des Personals gegenüber dem Sender CBC als „inakzeptabel und rassistisch“.

Auf einer Pressekonferenz sagte Legault jedoch: „Ich glaube wirklich nicht, dass wir diese Art von Behandlung der Ureinwohner in unseren Krankenhäusern in Québec haben.“ Es gebe jedoch einen gewissen Rassismus in Québec. Und: „Wir arbeiten daran.“ Im Sommer hatte er ein Anti-Rassismus-Komitee einberufen.

Atikamekw sind eine der drei großen Stammesgruppen Kanadas

Die BBC berichtete, der Fall sei der jüngste einer ganzen Serie von Attacken gegen  kanadische Ureinwohner.  Laut einem Regierungsbericht von 2019 über Ureinwohnerinnen ist die Wahrscheinlichkeit, getötet zu werden oder zu verschwinden, zwölfmal höher als für andere Frauen.

Unter anderem seien daran ein „tief verwurzelter Kolonialismus“ und die „Untätigkeit des Staates“ schuld. Atikamekw sind eine der drei großen Stammesgruppen der First Nations in Kanada neben den Métis und den Inuit. (dpa/sr)

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