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  • Ein palästinensischer Sanitäter wird im Gazastreifen mit dem russischen Impfstoff Sputnik V geimpft.
  • Foto: dpa

Geheimes Dreiecksabkommen: Irrer Impfstoff-Geisel-Deal in Nahost

Jerusalem/ Damaskus –

Syrien tauscht eine israelische Gefangene – gegen Tausende Dosen des russischen Sputik-V-Impfstoffs. Dahinter verbirgt sich ein irrer Diplomatie-Krimi – und die Erkenntnis: Corona-Impfstoffe sind zum neuen Machtinstrument geworden.

Die Nachricht klang zunächst ganz harmlos: Am Freitag verkündete Israels Premierminister Benjamin Netanyahu, dass eine Israelin aus syrischer Gefangenschaft freigekommen sei. Sie wurde gegen zwei Schäfer getauscht, die in den von Israel besetzten Golanhöhen gefangen genommen worden waren. Die 23-Jährige war Anfang Februar illegal nach Syrien eingereist – warum, ist unklar – und wurde kurz darauf festgenommen.

Corona-Impfung: 50.000 Dosen Sputnik V für Syrien

Das Ganze scheint aber so einfach nicht abgelaufen zu sein. Israelischen Medien zufolge machte Russland, das in den Verhandlungen vermittelte, ein lukratives Zusatzgeschäft: In einem Dreieck-Deal kaufte Israel demnach den Corona-Impfstoff Sputnik V, um ihn an das Assad-Regime in Damaskus weiterzureichen – kostenlos. Laut dem Journalisten Barak Ravid soll Israel den Russen 1,2 Millionen Dollar gezahlt haben, genug für rund 50.000 Dosen.

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Das Assad-Regime dementierte die Berichte, Russland schweigt, auch Israels Regierung hält sich bedeckt – in einem TV-Interview sagte Netanyahu lediglich, dass kein israelischer Impfstoff nach Syrien gesendet würde.

Israel im Impf-Rennen: Palästinenser gehen leer aus

Israelische Medien kritisieren die Geheimniskrämerei ihrer Regierung, bei Palästinensern steigt der Frust. Rund ein Drittel der Israelis sind bereits geimpft, von den über sechs Millionen Palästinenser im Westjordanland und Gazastreifen dagegen kaum einer. Israel sieht die Palästinensische Autonomiebehörde zuständig. Menschenrechtsorganisationen hingegen argumentieren, dass Israel als Besatzungsmacht in der Pflicht sei. Ahmad Tibi, arabischer Abgeordneter im israelischen Parlament twitterte: „Müssen wir auf einen jüdischen Menschen warten, der die Grenze zum Gazastreifen überschreitet, damit wir Impfungen verdienen?“

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Und Syrien? Dort wird wohl nur der engste Kreis um Assad profitieren. „All die Oligarchen, die Milizchefs, Geheimdienstgeneräle, die überhaupt nicht mehr ins Ausland reisen können, werden sich, ihre Familien, ihre Schergen impfen lassen“, zitiert der „Spiegel“ einen Geschäftsmann aus Syrien. Der Rest werde auf dem Schwarzmarkt landen.

Auch bei künftigen Verhandlungen könnten Corona-Impfstoffe zum Tragen kommen: Derzeit sind zwei israelische Zivilisten und die Leichname zweier Soldaten in den Händen der Hamas. (ncd)

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