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Augenprothese
  • Augenprothesen werden normalerweise über mehrere Wochen aufwändig gefertigt.
  • Foto: dpa/Jan-Peter Kasper

Weltweite Premiere: Mann bekommt künstliches Auge aus dem 3D-Drucker

Geforscht wird an Kunstaugen aus dem 3D-Drucker schon länger. Ein Patient aus Großbritannien ist nun aber der erste Mensch der Welt, dem die spezielle Augenprothese implantiert worden ist. Wissenschaftler setzen viel Hoffnung in die neue Technologie, die einen Mehrwert gegenüber den gängigen Kunststoff-Prothesen bieten soll.

Steve Verze aus London ging am Donnerstag als erster Mensch mit einem 3D-gedruckten Auge nach Hause.  „Ich brauche eine Prothese, seit ich 20 Jahre alt bin, und ich hatte immer Komplexe deswegen“, erklärte der 40-jährige Ingenieur. „Wenn ich von zu Hause weggehe, schaue ich oft ein zweites Mal in den Spiegel und mir gefällt nicht, was ich sehe.“ Das neue Kunstauge, das er Anfang des Monats bereits testen durfte, sei „fantastisch.“

Kunstauge aus dem 3D-Drucker lässt sich schneller anfertigen

Wie das auf Augenkrankheiten spezialisierte Londoner Krankenhaus Moorfields Biomedical Research Centre am Donnerstag mitteilte, soll der Augenersatz durch das neue Verfahren realistischer aussehen. Auch die Herstellungszeit der Prothese könne halbiert werden. Augenarzt Mandeep Sagoo erklärte, er hoffe, dass die laufende klinische Studie „solide Beweise für den Mehrwert dieser neuen Technologie und den Unterschied, den sie für die Patienten macht, liefert.“

Steve Verze aus London ist der weltweit erste Besitzer einer 3D-gedruckten Augenprothese. Moorfields Biomedical Research Centre/hfr
3D-gedruckte Augenprothese
Steve Verze aus London ist der weltweit erste Besitzer einer 3D-gedruckten Augenprothese.

Bei den derzeitigen Prothesen aus Kunststoff muss bei einem schweren Eingriff zunächst ein Abdruck der Augenhöhle angefertigt werden. Anschließend wird die Prothese gefertigt, eingesetzt und bemalt. Das Ganze dauert laut Krankenhaus sechs Wochen. Bei der digitalen Variante reicht ein Computer-Scan der Augenhöhle: Eine Software erstellt ein dreidimensionales Modell und schickt es anschließend an einen 3D-Drucker, der das Auge innerhalb von zweieinhalb Stunden anfertigt.

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Laut der mit dem Krankenhaus verbundenen Stiftung Moorfields Eye Charity haben weltweit mehr als acht Millionen Menschen eine Augenprothese. Diese kann aufgrund einer Missbildung, einer Krankheit oder Gewalteinwirkung nötig werden. Der Stiftung zufolge haben sich die Herstellungstechniken in den vergangenen 50 Jahren kaum verändert.

3D-Technologie revolutioniert ganze Branchen

Das könnte schon bald anders sein. An Augenprothesen aus dem 3D-Drucker wird schon länger geforscht: Im Jahr 2018 haben Forscher aus Korea ein künstliches Auge vorgestellt, das durch ein 3D-Druckverfahren entstand. Dass jetzt eine erste Prothese eingesetzt werden konnte, ist ein großer Schritt.

Die 3D-Technologie revolutioniert mittlerweile ganze Branchen. Neben Prothesen können in der Medizin künftig wohl auch funktionierende Organe gedruckt werden: Israelische Forscher haben bereits Mini-Herzen aus menschlichem Gewebe mit einem 3D-Printer hergestellt.


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Das israelische Unternehmen Aleph Farms hat im  Februar 2021 das erste Rib-Eye-Steak gedruckt und verändert damit gerade die gesamte Fleischindustrie. Und auch die Baubranche könnte die Drucktechnik revolutionieren: Architekt Waldemar Korte hat im westfälischen Beckum ein 160 Quadratmeter großes Einfamilienhaus mit einem Betondrucker gedruckt – innerhalb von nur vier Tagen. (mhö)

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