Corona Impfung

Ein Mann erhält eine Corona-Impfung. (Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa/Moritz Frankenberg

Tabu-Thema: Wenn die Corona-Impfung krank macht

Post-Covid ist mittlerweile den meisten ein Begriff, Hunderttausende Menschen leiden an diesen Langzeitbeschwerden nach einer Corona-Infektion. Auch nach einer Impfung kann es zu Post-Covid-ähnlichen Symptomen kommen, dem sogenannten Post-Vac-Syndrom – obwohl diese als sehr sicher gilt. Dieses „Nach–Impfung-Syndrom“ ist noch kaum erforscht und unter Ärzt:innen offenbar ein Tabu-Thema. Und auch Betroffene haben so gut wie keine Anlaufstellen.

Herz- und Lungenbeschwerden, Schwindel oder Sehstörungen: Die Symptome von Post-Vac sind vielfältig und individuell – genau wie beim Post-Covid-Syndrom. Im Forum „Nebenwirkungen der Covid-Impfungen“ gibt es zahlreiche Berichte von Betroffenen. Eine Nutzerin schreibt: „Ich habe in den Beinen und Armen das Gefühl, dass in meinem Körper Gefäße zerplatzen. Es ist, als wenn man in einem Blubberbad liegt.“

Post-Vac-Syndrom: Betroffene klagen über verschiedene Symptome

„Die diffusen Symptome fingen bei den Betroffenen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung an und können, so wird es beschrieben, nicht durch andere Ursachen erklärt werden,“ berichtet der „Spiegel“. Bisher ist nicht klar, wie viele Menschen in Deutschland unter Post-Vac-Symptomen leiden – und wie lange diese andauern.

Bisher haben Betroffene in Deutschland nur zwei Anlaufstellen: die Charité in Berlin und das Uniklinikum Marburg. In Letzterer gibt es die eigens eingerichtete Spezialsprechstunde „Post-Vax“. Ihr Leiter Bernhard Schieffer sagt gegenüber dem „Spiegel“: „Es sind meist junge Menschen, die aus ihrem Alltag herausgerissen werden, wir sehen mehrheitlich Frauen“. Und erklärt weiter: „Ob ihre Symptome tatsächlich von der Impfung kommen, wissen wir nicht. Es scheint aber, dass zumindest bei einem Teil der Patienten etwas durch die Impfung getriggert wurde, etwa in Form einer Reaktivierung früherer Viruserkrankungen oder einer Autoimmunreaktion. Das könnte zu Gefäßproblemen führen, die wiederum für die Symptome verantwortlich sind.“

Experte: Jede Impfung kann unerwünschte Immunreaktionen auslösen

Ähnlich wird auch der Ursprung zu Post- oder Long Covid erklärt. Schieffer weiter: „Es kann schon sein, dass es sich dabei um ähnliche Prozesse handelt“. Jedoch gebe es bisher noch zu wenige Daten für klare Aussagen zu Post-Vac. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat das Thema auf der Agenda und twitterte am Sonntag: „Post-Vac-Syndrom muss besser untersucht werden. Wir empfehlen die Impfung gegen Covid und gegen Post-Covid. Der Nutzen übersteigt das Risiko in jeder Altersgruppe. Trotzdem ist Post-Vac kein Tabuthema und muss erforscht und behandelt werden.“

Auch dem Paul-Ehrlich-Institut, das für die Gesamtüberwachung der Arzneimittelsicherheit in Deutschland zuständig ist, fehlen derzeit noch Zahlen für eine abschließende Beurteilung. Häufig lasse sich auch kein eindeutiger kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und Symptomen nachweisen.

Christian Bogdan, Direktor des Instituts für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene der Uniklinik Erlangen und Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) stellt im „Spiegel“ auch klar: „Grundsätzlich kann jede Impfung, auch die Impfung gegen Covid-19, unerwünschte Immunantworten entweder auslösen oder verstärken. Dieses Risiko ist jedoch sehr gering im Vergleich zu möglichen unerwünschten Immunreaktionen nach einer Sars-CoV-2-Infektion, wo der Körper mit viel höheren Antigenmengen konfrontiert wird“. Und: Die Covid-Impfstoffe gehören weltweit zu den am besten überwachten Arzneimitteln, den sichersten Vakzinen, die je entwickelt wurden.

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Für viele Ärzt:innen ist das Post-Vac-Syndrom ein riskantes Thema. „Es ist ein riesengroßes Tabuthema in der Ärzteschaft, obwohl viele die Nebenwirkungen beobachten“, so Bernhard Schieffer. „Gestandene Kollegen wollen mit dem Thema nichts zu tun haben, es ist ihnen zu heiß.“ So wolle kaum einer der Mediziner:innen den Impfgegner:innen in die Karten spielen. Für Schieffer sei aber klar, dass dringend weiter Daten gesammelt werden müssen, um das Post-Vac-Syndrom besser erklären zu können. Auch das Paul-Ehrlich-Institut will demnächst eine „robuste epidemiologische Studie“ aufsetzen. (alp)

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