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Prozess um Familien-Mord in Kitzbühel: „Erlebe das jede Nacht, das ist schlimm genug“

INNSBRUCK –

Eine Beziehung ist zu Ende. Dann muss eine ganze Familie sterben. Die Tragödie im österreichischen Nobelort Kitzbühel findet nun ihren Abschluss vor Gericht. Der Angeklagte zeigt sich erschüttert.

Der Angeklagte trägt Trauer. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, schwarze Krawatte. Eine Corona-Maske dient ihm im Blitzlichtgewitter der Fotografen auch als kleiner Schutz vor zu viel Neugierde. 26 Jahre ist er alt und hat zugegeben, eine wohl unerträgliche Schuld auf sich geladen zu haben. Er würde sich so wünschen, dass ihn jemand aufgehalten hätte in jener Nacht, sagt er gestern vor dem Landgericht Innsbruck. Der Vorwurf: Mord an fünf Menschen.

Familien-Mord in Kitzbühel erschütterte Österreich

Der junge Mann soll seine 19-jährige Ex-Freundin, deren Vater, deren Mutter, deren Bruder und einen Freund der 19-Jährigen in einem Haus in Kitzbühel erschossen haben. Sein Motiv? Eifersucht allein sei es nicht gewesen, sagt seine Verteidigerin. „Es ist viel komplexer.“

Der Tatort: Ein schmuckes Einfamilienhaus im Promi-Ort Kitzbühel in Tirol

Der Tatort: Ein schmuckes Einfamilienhaus im Promi-Ort Kitzbühel in Tirol

Foto:

imago images / Eibner Europa

Seine Freundin hatte die mehrjährige Beziehung einige Monate vor der Tat beendet. Der Schock saß offenbar tief. Zeitweilig war der Kontakt zur Familie so eng, dass der heute 26-Jährige sogar unter der Adresse seiner späteren Opfer gemeldet war. Offenbar war bis kurz vor der Trennung eigentlich eine Hochzeit geplant.

So kam es zu der blutigen Tat

Doch in der Nacht zum 6. Oktober 2019 überstürzten sich die Ereignisse. Die beiden Ex-Partner trafen sich zufällig in Kitzbühel. Es wurde laut Polizei gestritten, aber der Disput nahm keine dramatischen Formen an. Umso Schlimmeres folgte: Mehrfach fuhr der 26-Jährige in den frühen Morgenstunden zu dem ihm so vertrauten Anwesen. Nach seiner Aussage wiesen ihn der Vater und der Bruder seiner Ex-Freundin ab.

Dann bewaffnete er sich. Aus dem Safe seines im Ausland lebenden Bruders nahm er eine Pistole. Er griff sich einen Baseballschläger und ein Messer. Er klopfte erneut und eröffnete das Feuer. Alle Opfer wurden aus kurzer Distanz mit Schüssen in den Kopf getötet. Nach der Tat stellte sich der junge Mann bei der Polizei. „Ich habe soeben fünf Personen ermordet“, sagte er und legte seine Waffen auf den Tresen der Wache. Die in dem 8000-Einwohner-Ort beispiellose Tat schockierte ganz Österreich.

„Erlebe das jede Nacht, das ist schlimm genug“

Sein Tun könne er sich nicht erklären, sagte der 26-Jährige gestern vor Gericht „In der Nacht ist einfach alles zusammengekommen. Niemand konnte etwas dafür. Ich hatte einen Tunnelblick“, so der junge Mann. Das Geschehen verfolge ihn. Zur Tat selbst will er sich aber nicht weiter äußern. „Das erlebe ich jede Nacht beim Schlafen, das ist schlimm genug“, begründet er den Umstand, warum er die Tat nicht noch einmal in allen Einzelheiten schildern will.

Prozess um Gewalttat: Lebenslange Haft für Angeklagten

Laut einem psychiatrischen Gutachten war der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat allenfalls alkoholbedingt enthemmt, aber zurechnungsfähig. Er habe zum Tatzeitpunkt zwischen 0,6 und 1,65 Promille gehabt, erklärte die Staatsanwältin. Der Angeklagte wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. (mik/dpa)

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