• Mit harten Maßnahmen und Massentests will China den neuen Corona-Ausbruch unter Kontrolle bekommen.
  • Foto: dpa/XinHua

Neuer Corona-Ausbruch: Chinesische Städte rufen „Kriegszustand“ aus

Hebei/Dalian/Peking –

In China ist es zu einem neuen Corona-Ausbruch gekommen. Seit Wochen steigen die Zahlen der Neuinfektionen an und auch die beiden bisher bekannten Virus-Mutationen konnten bereits nachgewiesen werden. Die alarmierten Behörden haben in mehreren Städten den Kriegszustand ausgerufen und reagieren mit teils fragwürdigen Maßnahmen.

Vor gut einem Jahr wurden in der zentralchinesischen Stadt Wuhan die ersten Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus entdeckt worden. Damals reagierten Chinas Behörden zunächst zögerlich, verschleppten Informationen und verharmlosten das Virus. Erst ab Ende Januar 2020 wurde mit scharfen Maßnahmen wie Quarantäne, Ausgangssperren, Kontaktverfolgung und Einreisebeschränkungen auf Ausbrüche reagiert. So schaffte China es, das Virus während der Sommermonate weitgehend unter Kontrolle zu halten. Das Leben normalisierte sich, es wurden nur noch vereinzelt Infektionen verzeichnet.

„Kriegszustand“ im chinesischen Dalian: Den Menschen gingen die Lebensmittelvorräte aus

Mitte Dezember 2020 wurde erstmals wieder ein Anstieg der Infektionszahlen verzeichnet. Unter anderem betroffen: Dalian im Nordosten Chinas. Hier begann der erneute Corona-Ausbruch am 15. Dezember mit vier nachgewiesenen asymptomatischen Fällen, wie das „China Internet Information Center“ berichtete. Demnach riefen die alarmierten Behörden fünf Tage später den „Kriegszustand“ in der Stadt aus.

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Für die Bevölkerung bedeutete das nicht nur die Schließung von Schulen, Kindergärten und den meisten Geschäften. Aus Angst vor einer neuen, ansteckenderen Virus-Variante mit einer längeren Inkubationszeit verlängerten die Behörden die Quarantäne-Zeit laut „Global Times“ von 14 auf 21 Tage. Zudem wurden Wohnanlagen zum Teil komplett abgeriegelt, die Menschen durften ihre Häuser zum Teil nicht mal mehr zum Einkaufen verlassen und waren auf unregelmäßige Lebensmittellieferungen angewiesen.

Infektionszahlen steigen: China riegelt Millionenstädte ab – wie damals Wuhan

Mittlerweile hat sich das Virus auch in anderen Regionen Chinas breitgemacht. Besonders stark betroffen ist die Provinz Hebei nahe der Hauptstadt Peking. In der elf Millionen Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Shijiazhuang wurden am Samstag alle Linien der Metro auf unbestimmte Zeit eingestellt, wie staatliche Medien berichteten. Später wurde auch der Busverkehr gestoppt.

Genau wie die 125 Kilometer entfernte Sieben-Millionen-Metropole Xingtai war auch die Provinzhauptstadt Hebeis bereits am Freitag abgeriegelt worden, weil die Infektionszahlen innerhalb kürzester Zeit auf über 300 gestiegen waren, wie die örtliche Gesundheitsbehörde berichtete. Daraufhin riefen die Behörden auch hier den „Kriegszustand“ aus: Die Bewohner dürfen die beiden Städte ohne besondere Erlaubnis nicht mehr verlassen, Wohngebiete wurden abgesperrt und der Straßenfernverkehr zu den beiden Städten eingestellt.

Corona-Pandemie: China verfolgt „Null-Infektionen-Politik“

China verfolgt im Umgang mit dem Corona-Virus eine „Null-Infektionen-Politik“. Wie Korrespondentin Stefanie Schoeneborn im „ZDF“ erklärte, sind die Maßnahmen deshalb drastisch, „wo auch immer mehrere Infizierte auftreten“. Dann komme es zu „einem Lockdown, Massentests und Quarantäne“. Und diese Quarantäne gelte „für jeden, der auch nur ansatzweise mit einem Infizierten in Kontakt war.“ Falls es in einer Region neue Infektionen gebe, würden auch die lokalen Politiker zur Verantwortung gezogen, so Schoeneborn.

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Dass es trotz dieser radikalen Schutzmaßnahmen zu einem erneuten Corona-Ausbruch kommen konnte, lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Zum einen wurden auch in der Volksrepublik China bereits beide bekannte Mutationen des Virus nachgewiesen. Wie die „Tagesschau“ berichtete, wurde am 6. Januar die aus Südafrika stammende Virusvariante bei einem südafrikanischen Piloten in der südchinesischen Provinz Guangdong bestätigt. Und auch die aus Großbritannien stammende Mutante „B.1.1.7“ sei bereits nachgewiesen worden.

Weitere Ursachen für den Anstieg der Fälle sind laut „ZDF“-Korrespondentin Schoeneborn „asymptomatische Fälle, falsche negative Corona-Tests und vor allem Gruppenveranstaltungen“.

Behörden warnen vor chinesischem Neujahrsfest vor Besuchen bei Verwandten

Die Behörden befürchten nun, dass das am 12. Februar anstehende chinesische Neujahrsfest, genau wie im vergangenen Jahr, zu einer Verbreitung des Virus im Land führen wird – schließlich reisen zu diesem Anlass traditionell einige hundert Millionen Chinesen zu ihren Verwandten.

In der Hauptstadt Peking wurden deshalb bereits alle größeren Veranstaltungen von der Stadtregierung untersagt, während die Zentralregierung und die örtlichen Behörden dem chinesischen Milliardenvolk dazu raten, zu dem wichtigsten Familienfest nicht wie sonst üblich in ihre Heimatdörfer zu reisen. Die Bahn kündigte an, dass Zugtickets erstattet werden können.

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