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Der Mann und der Mond: Neil Armstrong – von Leidenschaft und glücklichen Fügungen

Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond, wäre am 5. August 2020 90 Jahre alt geworden. Ein Rückblick auf ein Leben voller Entschlossenheit, Talent und glücklichen Fügungen

Es ist der 21. Juli 1969 um 3:39 mitteleuropäische Zeit auf dem Mond. Die Ausstiegsluke der Apollo 11 ist offen. Kurze Zeit später steht Neil Armstrong am Fuß der Leiter, hebt seinen linken Fuß und macht einen Schritt nach vorn. Ein Schritt, der sein eigenes Leben und die ganze Welt verändern wird.

Besatzung von Apollo 11 mit Neil Armstrong (l.)

Die Besatzung von Apollo 11 (v.l.n.r.): Neil Armstrong, Micheal Collins und Edwin Aldrin

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Als Neil Alden Armstrong am 5. August 1930 bei Wapakoneta im US-Bundesstaat Ohio geboren wird, ist an eine Weltraummission noch nicht zu denken. Er wächst auf einer Farm auf, sein Vater ist Beamter, seine Mutter, Viola Engel, ist die Tochter des deutschen Auswanderers Martin August Engel. Armstrongs Urgroßvater, Friedrich Kötter, stammt aus Ladbergen im heutigen Nordrhein-Westfalen.

Neil Armstrong hat deutsche Wurzeln

Schon früh entdeckt der kleine Neil seine Faszination fürs Fliegen, in der Grundschule baut er Modellflugzeuge und besitzt eine Pilotenlizenz noch vor seinem ersten Auto. Er studiert drei Semester Flugzeugingenieurwesen, bevor ihn die Navy 1949 für den Koreakrieg einzieht. 1952 kehrt er zurück und schließt 1955 sein Diplom ab, mit dem er sich beim National Advisory Commitee for Aeronautics, dem Vorläufer der NASA bewirbt. Zunächst arbeitet der 24-jährige am Lewis Flight Propulsion Laboratory in Ohio bis er im Sommer eine Stelle als Testpilot an der High-Speed Flight Station (HSFS) in Los Angeles antritt – sein erster Kontakt mit Raketenflugzeugen, später würde mit dem Experimentalflugzeug X-15 eine Spitzengeschwindigkeit von 6419 km/h erreichen.

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Armstrong will noch weiter hinaus. Er belegt weitere Kurse in der Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität von Südkalifornien. 1958 wird er zu einem von neun Testpiloten der US-Luftwaffe auserwählt, für das Projekt „Man in Space Soonest“ (MISS), der ersten amerikanischen Astronautengruppe, bis diese mit der Gründung der NASA (National Aeronautics and Space Administration) dort hinübergehen. Als NASA-Testpilot fliegt Armstrong über 200 verschiedene Flugzeugtypen und bricht seinen persönlichen Rekord mit dem X-15: Er fliegt sagenhafte 7000km/h.

Der Weg zur bemannten Mondmission war Schicksal

In einem Interview von 1966 sagt Armstrong: „Wer dieser Mensch ist [der als erstes die Mondoberfläche betreten werde], das entscheidet eine Art glücklicher Umstand“. Und so sollte es sein: Armstrong wird im Gemini-Programm zum Ersatzkommandanten der Gemini 11 und Kommunikator der Gemini 9. Durch die Beschäftigung wird er nicht als einer der ersten sechs Astronauten für Apollo-Missionen ausgewählt.

Nach dem Tod von Gus Grissom beim tragischen Unfall der Apollo 1 im Januar 1967 rückt Armstrong dann aber doch nach und wird später zum Ersatzkommandanten des dritten bemannten Apollo-Flugs nominiert.

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Durch Zwischenfälle wie diese ändern sich die Pläne der amerikanischen Raumfahrtorganisation. Auch Armstrong entgeht während eines Trainings am 6. Mai 1968 beim Absturz eines Mondlandungstrainingsgeräts dem Tod nur knapp. Dann wird der dritte bemannte Testflug gestrichen, die Apollo 8 wird im Dezember 1968 zum ersten bemannten Mondflug ohne Mondfähre. Armstrong wird unterdessen zum Ersatzkommandanten für den ersten bemannten Flug zum Mond. Für die NASA üblich wird die Ersatz- zur Hauptmannschaft für den drittnächsten Flug, in diesem Fall die legendäre Apollo 11. Am 16. Juli 1969 beginnen Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins mit ihr vom Kennedy Space Center in Florida ihren Weg zum Mond.

Armstrong übernimmt die Landung

Drei Tage später erreichen sie Mondumlaufbahn. Während Collins auf der Raumstation Columbia zurückbleibt, wagen Armstrong und Aldrin die Landung mit der Mondlandefähre Eagle. Armstrong übernimmt am 20. Juli 1969 die manuelle Steuerung, lenkt weg von felsigem Terrain und landet die Fähre sicher um 20.17 Uhr, kurz darauf gibt er die berühmten Worte „Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed“ an die Kommandostation.

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Vor Aufregung verkürzen die beiden Astronauten ihre Ruhepause. Sie öffnen die Luke, um 3.55 steht Armstrong am Fuß der Leiter. Eine Minute später setzt er seinen linken Fuß als erster Mensch auf die Mondoberfläche. „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“, soll der US-Amerikaner in diesem Moment in seiner Muttersprache gesagt haben und verewigt sich damit für immer in den Geschichtsbüchern.

Auf dem Rückflug koppeln die Astronauten erfolgreich die Fähre an die Kommandokapsel und setzen zusammen mit Collins Kurs auf die Erde. Am 24. Juli 1969 landet die Kapsel erfolgreich im Pazifik. Die Astronauten müssen in eine 17-tägige Quarantäne. Rund 600 Millionen Menschen hatten derweil die Fernsehübertragung der Mondlandung gesehen.

Neil Armstrong im Jahr 1999 auf einer Veranstaltung in Berlin.

Neil Armstrong im Jahr 1999 auf einer Veranstaltung in Berlin.

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Nach der Mondlandung wird Armstrong Professor für Luft- und Raumfahrttechnik und Experte der Untersuchungskommission. Mit seiner ersten Frau, Janet Shearon hat er drei Kinder, von denen jedoch eins verstirbt. Zusammen mit seiner zweiten Frau Carol Held Knight lebt er bis zum seinem Tod zurückgezogen in der Nähe von Cincinnati. Neil Armstrong starb am 25. August 2012 an den Folgen einer Herzgefäß-Operation, wird aber noch zu Lebzeiten zu einem der größten Vorbilder der nachfolgenden Piloten- und Astronautengeneration. Erst ist der erste von insgesamt elf Menschen auf dem Mond. Vier von ihnen, Edwin „Buzz“ Aldrin (90), David Scott (88), Harrison Schmitt (85) und Charles Duke (85) leben noch.

Zurück auf den Mond?

Der letzte US-Astronaut auf dem Mond war Eugene Cernan 1972, der sich mit diesen Worten vom Erdtrabanten verabschiedete: „Wir gehen wie wir kamen und – wenn Gott es so will – werden wir wiederkommen, mit Frieden und Hoffnung für die ganze Menschheit.“ Dieser Worte hat sich US-Präsident Trump angenommen und will bis 2024 mit einem umfassenden Weltraumerkundungs-Programm, wieder Menschen, darunter eine Frau, den Mond betreten lassen.

 

 

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