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  • Foto: picture alliance/dpa

Alle neun Stunden ein Todesopfer: Jeder dritte Verkehrstote stirbt durch Raserei

Wiesbaden –

Braucht Deutschland ein Tempolimit? Die Frage entzündet schon seit Jahren heftige Diskussionen – auch aktuell. Fakt ist: Noch immer stirbt in Deutschland alle neun Stunden ein Mensch bei einem Geschwindigkeitsunfall.

Fast jeder dritte Verkehrstote in Deutschland kam im vergangenen Jahr bei einem Unfall im Zusammenhang mit zu hohem Tempo ums Leben.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte, wurden insgesamt 963 Menschen bei sogenannten Geschwindigkeitsunfällen getötet. 53.687 wurden verletzt, 13.769 davon schwer. Weitere häufige Unfallursachen sind falsche Straßenbenutzung, Überholen oder Alkoholeinfluss.

Jeder dritte Verkehrstote stirbt durch Raserei

Von einem Geschwindigkeitsunfall wird gesprochen, wenn die Polizei mindestens einem der Beteiligten ein „nicht angepasstes“ Tempo vorwirft. Manchmal könne auch eine Geschwindigkeit unter dem normal zulässigen Tempo zu hoch sein, hieß es – etwa bei Starkregen oder Nebel.

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Zwar sinkt in Deutschland die Zahl der Verkehrstoten seit Jahrzehnten – mit kleinen Ausreißern. 1970 war mit 21.000 der traurige Spitzenwert an Verkehrstoten erreicht worden. Im vergangenen Jahr starben nur noch rund 3000 Menschen bei Unfällen – der niedrigste Stand seit Beginn der Statistik vor gut 60 Jahren. Auch die Zahl der Opfer, die bei Geschwindigkeitsunfällen ums Leben kamen, sank im Vergleich zu 2010 um 33,2 Prozent. 

Statistik: Alle neun Stunden starb 2019 ein Mensch bei einem Raserunfall

Aber: Laut den Statistikern starb dennoch 2019 alle neun Stunden ein Mensch bei einem Raserunfall. „Die Geschwindigkeit – sowohl die nicht angepasste als auch die überhöhte – ist eine Hauptursache für Todesfälle im Straßenverkehr“, sagte dazu Siegfried Brockmann, Unfallforscher vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Dass es mittlerweile weniger Raser-Tote gebe, liege „sicher an der besseren Technik und auch an Assistenzsystemen, die den Abstand zum Vordermann vernünftig justieren“, so Brockmann. Um das Unfallrisiko weiter zu verringern, sollten Assistenzen aber noch besser werden. Der Unfallforscher spricht sich zudem für eine stärkere Tempobeschränkung aus – in der Stadt, auf Landstraßen und Autobahnen. „Das würde eindeutig zu weniger Unfällen führen.“

Debatte: Grünen-Chef Habeck fordert generelles Tempolimit auf Autobahnen

Die Raser-Debatte war zuletzt wieder aufgeflammt. So hatte sich Grünen-Chef Robert Habeck kürzlich für ein generelles Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen ausgesprochen und kündigte das als eine der ersten Maßnahmen einer neuen Bundesregierung mit Grünen-Beteiligung an.

Video: Temporisiko – Jeder dritte Verkehrstote stirbt durch Geschwindigkeit

Selbst CSU-Chef Markus Söder stellte sich – anders als seine Partei bislang – nicht mehr kategorisch gegen ein Tempolimit. „Ich bin kein ideologischer Gegner, Tempobegrenzung kann an vielen Stellen helfen“, sagte er kürzlich. (mik/dpa)

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