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  • Foto: picture alliance/dpa

Strand-App und Verbote: So bereiten sich Nordsee und Ostsee auf Urlauber vor

In Schleswig-Holstein wird eine Reservierungs-App für den Strandbesuch diskutiert, die ostfriesischen Inseln setzen auf ein Betretungsverbot für Tagesgäste. Das Ziel ist dabei dasselbe: In Corona-Zeiten einen sicheren Urlaub mit genug Abstand zu ermöglichen.

Auch wenn die Pfingsttage überwiegend ruhig verliefen, machten Berichte von vollen Stränden zum Beispiel auf Sylt und in Scharbeutz die Runde. Die Scharbeutzer Bürgermeisterin sah sich am Pfingstmontag gezwungen, den Ort an der Lübecker Bucht für Tagesgäste zu sperren. Zwei Tage zuvor standen auf Sylt Menschen in dreistelliger Zahl an einer Toilette am Kampener Strandübergang an.

Ostsee und Nordsee: So bereiten sich Urlaubsorte auf Touristen vor

Um die im Sommer erwarteten Ströme von Urlaubern und Tagesgästen zu lenken, lassen sich die Orte an Nordsee und Ostsee einiges einfallen: von Parkleitsystemen, Bodenaufklebern mit Abstandsregeln, Einbahnstraßensystemen am Strand bis hin zu Strand-Apps.

Urlaub an Nordsee und Ostsee: So geht’s

Schleswig-Holstein etwa setzt bei der Unterbindung größerer Menschenansammlungen in Ferienorten und an Stränden auch auf digitale Lösungen. An der Lübecker Bucht an der Ostsee wird gerade eine sogenannte Strand-App entwickelt. Eine echte App wird die Anwendung zwar nicht, wie Doris Wilmer-Huperz, Pressesprecherin der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht, sagt. Geplant sei eine Internetplattform, die im Prinzip so funktioniert wie die Onlinebuchung eines Theaterplatzes.

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Tagestouristen an der Ostsee können einsehen, welcher Strandabschnitt schon voll ist und für welchen sie noch ein Ticket buchen können. Urlauber, die einen Aufenthalt in einem der Orte, die mitmachen, gebucht haben, dürfen ebenso wie Einwohner und Zweitwohnungsbesitzer immer an den Strand. „Es ist ein Service für die Tagestouristen“, sagt die Sprecherin. Denn so vermeide man den Frust, morgens früh zum Beispiel in Hamburg loszufahren und dann doch nicht an den Strand zu dürfen.

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Die Strände an der Lübecker Bucht sind eher schmal und auch bei Tagesgästen populär – das Einhalten der Abstandsregeln fällt da schwerer als beispielsweise auf den nordfriesischen Inseln oder in Sankt Peter-Ording. Verantwortliche winken hier denn auch ab: die Strände an der Nordsee seien breit genug, um sich aus dem Weg zu gehen. Eine Strand-App soll es hier nicht geben. Auch Schleswig-Holsteins Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) betont, es gebe keine Pflicht, die App einzuführen.

MeckPomm: Immer noch keine Tagesgäste aus anderen Bundesländern

Auch auf Usedom in Mecklenburg-Vorpommern ist keine App geplant. Dabei sieht es auf der Insel in der Ostsee fast aus wie vor Corona: Autoschlangen auf den Straßen, viele Spaziergänger auf den Promenaden und am Strand, Radfahrer, gut besetzte Straßencafés. „Unsere Strände sind voll“, sagt die Vorsitzende des Tourismusverbandes der Insel Usedom, Nadine Riethdorf. Zugangsbeschränkungen soll es aber nicht geben: „Der Strand ist Allgemeingut.“ Ihr sei es noch nicht passiert, dass ihr dort jemand auf 1,50 Meter „auf die Pelle gerückt“ sei. Anders als in Schleswig-Holstein gelten in Mecklenburg-Vorpommern noch Betretungsverbote für Tagesgäste aus anderen Bundesländern.

Auch auf Inseln wie Norderney und Borkum in der Nordsee sind weder Leitsysteme noch Strandreservierungen vorgesehen. „Wir haben nach wie vor ein Korrektiv: das Verbot von Tagestouristen“, sagt der Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft Ostfriesische Inseln. „Solange wir keine Tagestouristen haben, haben wir im Prinzip keine Übernutzung am Strand.“ Zumal die Strände groß genug seien, um Strandkörbe in ausreichendem Abstand aufzustellen.

Bis zu 10.000 Besucher an Nordsee-Stränden

Während auf den Inseln wie im übrigen Niedersachsen schrittweise Lockerungen erfolgt sind – zuerst durften Ferienwohnungen vermietet werden, dann Urlauber auch in Hotels an der Nordsee – soll am Tagestourismusverbot zunächst festgehalten werden, erklärt der Bürgermeister der Stadt Norderney, Frank Ulrichs (parteilos). „Bei schönem Wetter kommen sie ja zu Hunderten und Aberhunderten.“ Bis zu 10 000 sind es an manchen Wochenendtagen.

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Über das Himmelfahrtswochenende und Pfingsten hat es auch auf den nordfriesischen Inseln und in Sankt Peter Ording Betretungsverbote für Tagestouristen gegeben. Nach Angaben der Verantwortlichen hat dies ganz gut funktioniert. Dennoch sind an den touristischen Hotspots in Schleswig-Holstein derzeit keine derartigen Beschränkungen mehr geplant. Klar ist aber, es soll weiter stark kontrolliert werden. „Dass alle dicht an dicht wie in der Sardinenbüchse liegen, wird es bei uns nicht geben“, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kürzlich dem „Tagesspiegel“.

Warnemünde: Es wird auf Eigenverantwortung gesetzt

Der Tourismuschef von Rostock-Warnemünde, Matthias Fromm, ist zufrieden mit dem Start der Saison: „Es ist schön, uns wieder als Gastgeber präsentieren zu können.“ Dass Bilder der übervollen Warnemünder Promenade an der Ostsee für Diskussionen um die Sicherheit sorgten, ist ihm bewusst. Ein strenges Vorgehen gegen Verstöße gegen die Abstandsregeln sei unrealistisch. Auch wenn Strandvögte und der Bäderdienst der Polizei im Einsatz seien, müsse auf die Eigenverantwortung der Gäste gebaut werden.

„Wir sind darauf angewiesen, dass alle Beteiligten am Tourismus respektvoll und verantwortlich miteinander umgehen“, sagt auch der Kühlungsborner Tourismus-Chef Ulrich Langer. Das gelte auch am Strand von Nordsee und Ostsee. „Die Leute können sich aus dem Wege gehen, wenn sie wollen“, sagt Langer. „Sie müssen es aber auch wollen.“ (dpa/mp)

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