Umweltschützer ziehen Klage gegen Bau der A20 zurück
Nach mehr als einem Jahrzehnt des Stillstands kann die Autobahn 20 bei Bad Segeberg in Schleswig-Holstein bald weitergebaut werden. Das Land Schleswig-Holstein und der Umweltverband BUND haben sich über mehr Fledermausschutz rund um die als größtes Fledermaus-Überwinterungsquartier Deutschlands geltenden Kalkberghöhen geeinigt, wie beide Seiten erklärten.
Nach mehr als einem Jahrzehnt des Stillstands kann der Bau der Autobahn 20 bei Bad Segeberg in Schleswig-Holstein bald weitergehen. Das Land Schleswig-Holstein und der Umweltverband BUND haben sich über mehr Fledermausschutz rund um die als größtes Fledermaus-Überwinterungsquartier Deutschlands geltenden Kalkberghöhen in Bad Segeberg geeinigt. „Aus meiner Sicht wirklich ein historischer Tag für Schleswig-Holstein“, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).
A20: Strenge Vorgaben geplant
Geplant ist nach Angaben des BUND die Gründung einer mit 14 Millionen Euro Kapital ausgestatteten Landesstiftung Fledermausschutz, um weitgehende Schutzmaßnahmen für die bedrohten Tiere umzusetzen. Außerdem sind in der Vereinbarung weitere Schritte festgeschrieben, beispielsweise zum Schutz der Hangwälder an der Trave und der sehr seltenen Kalktuffquellen, zum Otterschutz an der Trave und zur Sperrung extrem sensibler Bereiche. Geplant ist zudem eine ständige Kontrolle des Tempolimits von 60 Kilometern pro Stunde in Streckenabschnitten der A20 und A21.
Im Gegenzug wird der BUND seine im Mai eingereichte Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gegen den Bau des zehn Kilometer langen A20-Abschnitts von Weede bis Wittenborn zurückzuziehen. „Unsere Klage hätte wieder gute Erfolgschancen gehabt, aber bis zur Gerichtsentscheidung wären vermutlich Jahre vergangen – Jahre, in denen die Flugkorridore der Fledermäuse weiter zugebaut werden und weitere Tiere sterben“, sagte der BUND-Landesvorsitzende Dietmar Ulbrich.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder begrüßt Einigung
Vor knapp 16 Jahren hatten der damalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und sein Verkehrsminister Jost de Jager (beide CDU) bei Bad Segeberg das bislang letzte Teilstück der sogenannten Küstenautobahn für den Verkehr freigegeben. Das war der 6,3 Kilometer lange Abschnitt zwischen Weede und Geschendorf. „Mit der A20 wächst eine Ost-West-Achse, die Schleswig-Holstein und ganz Norddeutschland enorm guttun wird“, sagte Carstensen damals.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) spricht von einem der wichtigsten Autobahnprojekte in Deutschland. „Ich begrüße die Einigung – sie ist ein wesentlicher Schritt, damit wir dieses bedeutende Vorhaben nun endlich umsetzen können.“ Klar sei, sobald es bestandskräftiges Baurecht gebe, werde sich der Bund unmittelbar um die Finanzierung kümmern.
Alles was baureif ist, wird gebaut
„Der Koalitionsausschuss hat sich im Oktober darauf verständigt, drei Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität zusätzlich für die Bundesfernstraßen zu mobilisieren, um Potenziale für Projekte des Bundesfernstraßennetzes zu erschließen – für Erhalt sowie Neu- und Ausbau.“ Alles was baureif sei, werde gebaut. „Mein Haus plant, Baufreigaben für alle Projekte, die baureif sind, sehr zeitnah zu erteilen, sobald sich der Haushalt konkretisiert hat. Dies gilt auch für die A 20.“
Noch endet die A20 östlich von Bad Segeberg. 2013 stoppte das Bundesverwaltungsgericht den Weiterbau. Die Richter sahen den Fledermausschutz als nicht ausreichend beachtet an. Als Folge des Urteils entschieden sich die Planer für Bau von Tunneln und Leitstrukturen wie Schutzwände, damit die Fledermäuse nicht mit Lastwagen kollidieren.
Knapp 20.000 weniger Fahrzeuge sollen durch Bad Segeberg rollen
Ein Zehntel der erwarteten Baukosten von 465 Millionen Euro für die sogenannte Südumfahrung von Bad Segeberg hängen nach früheren Angaben der Infrastrukturgesellschaft Deges mit Naturschutzbelangen zusammen. Statt bislang mehr als 33.300 Fahrzeugen pro Tag, darunter allein 3000 Lastwagen, würden dank A20 künftig nur noch 13.600 über die Bundesstraße 206 mitten durch Bad Segeberg rollen.
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Im Gegensatz zum BUND verzichtete der Naturschutzbund (Nabu) auf eine Klage gegen den nach dem Gerichtsurteil erlassenen neuen Planfeststellungsbeschluss vom März 2025. (dpa/mp)
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