An Grundschulen in Schleswig-Holstein gibt es immer weniger Musiklehrer – und es kommen kaum Kräfte nach. (Symbolbild)
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Grundschulen im Norden gehen Lehrer aus – in diesem Fach

Verstummt an Schleswig-Holsteins Schulen langfristig die Musik? Bis 2032 müssen allein für die Grundschulen 973 neue Lehrkräfte gefunden werden. Und selbst wenn Grundschulen Seiteneinsteiger gewinnen können, stünden diese vor Problemen, kritisiert die SPD.

An Schleswig-Holsteins Schulen fehlen in den kommenden Jahren Hunderte Musiklehrer. Dies geht aus den Antworten der Landesregierung auf Kleine Anfragen der SPD-Abgeordneten Sophia Schiebe und Martin Habersaat hervor. Bis 2032 müssten allein für die Grundschulen 973 Musiklehrkräfte laut einem Prognosetool für den Lehrkräftebedarf eingestellt werden.

Fachkräftemangel: Nur sieben Prozent des Bedarfs wird gedeckt

Den Zahlen der Landesregierung zufolge gab es im Sommersemester 2022 im Norden zwar 84 Studierende im Fach Musikerziehung. Die Hochschulen des Landes können laut Bildungsministerium bis 2032 aber nur sieben Prozent des Bedarfs an 973 Lehrerinnen und Lehrern decken. Für die Gemeinschaftsschulen liegt dieser Wert bei 31 Prozent und für Gymnasien bei 39 Prozent.

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„Wir haben immer weniger ausgebildete Musiklehrkräfte an den Schulen, an manchen Schulen gar keine“, sagte Habersaat. Selbst wenn Grundschulen Seiteneinsteiger für den Musikunterricht gewinnen können, fänden diese an der Schule häufig weder eine andere Musiklehrkraft noch einen Musikraum vor. In den fünf Kreisen Dithmarschen, Steinburg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Schleswig-Flensburg gebe es an den Beruflichen Schulen keine Musiklehrkräfte. In weiteren drei Kreisen bzw. kreisfreien Städten (Kiel, Nordfriesland, Ostholstein) nur eine einzige.

Keine Musiklehrer: „Es ist ein Armutszeugnis”

„Wenn angehende Kita-Kräfte nicht die Anleitung zum Singen oder zum Erarbeiten von Liedern erlernen, wird bereits die musikalische Entwicklung in jungen Jahren immer stärker abhängig vom Bildungsstatus der Familie und von Musikschulen“, warnte Schiebe. Die Landesregierung scheine die Bedeutung der Musikschulen völlig zu verkennen, wenn sie schreibe, diese seien „ein wichtiger Baustein dafür, dass das Interesse der Kinder und Jugendlichen an der Musik gestärkt und die musikalische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen gefördert wird“.

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In der Realität reiche ein Abiturzeugnis allein nicht, um an einer Hochschule Musik zu studieren, sagte Schiebe. „Wer also nicht privaten Musikunterricht genommen hat, wird niemals Musiklehrkraft werden können.“ Die Studienvorbereitung im Musikbereich finde in erheblichem Maße außerschulisch statt.

Schiebe forderte deshalb eine deutliche Anhebung der Landesförderung für Musikschulen. „Es ist ein Armutszeugnis, dass es für angehende Musiklehrkräfte für weiterführende Schulen in Schleswig-Holstein nicht möglich ist, ein anderes Zweitfach als Mathematik zu studieren.“ Deshalb entscheide sich ein Teil gleich für ein anderes Studium oder studiere das Zweitfach in Hamburg, um im Anschluss dort zu helfen, den Fachkräftemangel zu lindern. (dpa/ncd)

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