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  • Foto: hfr

Pflegeheim-Besuch in Corona-Zeiten: Familientreffen mit einem Tisch Abstand

Marschacht –

So nah und doch so fern. Nach 36 Jahren hatte sich der Wunsch von Mutter Edith Erdmann (90) und Tochter Andrea Riebe (57) endlich erfüllt: Wo vorher eine Stunde Fahrt quer durch Hamburg die beiden trennte, war es seit Mitte Januar nur noch eine Brücke über die Elbe. Doch dann kam Corona. Das Heim schloss für sieben Wochen seine Türen für Angehörige. Jetzt stehen sie wieder einen Spalt breit offen. So war der erste Besuch.

Die Sonne scheint, es ist warm geworden. Pünktlich zum Muttertag am 10. Mai, ist es endlich wieder soweit: Der erste Besuch von Tochter Andrea Riebe bei ihrer Mutter Edith Erdmann im Heim. Sie sitzen im Garten, zwischen ihnen ein Tisch als Abstandshalter. Die Tochter mit Maske, Kaffee und Kuchen gibt es nicht, genauso wenig wie Küsse und Umarmungen. 

Am 19. Januar zog Edith Erdmann von Niendorf in das Alten- und Pflegeheim Marschacht. Ganz in die Nähe ihrer Tochter, die gerade einmal zehn Autominuten entfernt auf der anderen Seite der Elbe wohnt. Anfang Februar feierte Edith Erdmann noch mit der ganzen Familie und vielen Freunden ihren 90. Geburtstag. Dann kam Corona.

Corona-Lockdown: Altenheim schließt die Türen

„Es war ein Schock, dass wir auf einmal nicht mehr hin durften“, sagt Andrea Riebe. Absolut berechtigt, die Sicherheit der älteren Menschen gehe vor, es sollte aber eigentlich alles ganz anders laufen. „Gerade ist meine Mutter ins Heim gezogen und plötzlich steht man vor verschlossenen Türen“, sagt sie. „Das Heim leistet aber eine tolle Arbeit, sie haben sogar extra Handys zur Verfügung gestellt und Video-Telefonie-Dates organisiert“, erzählt sie.

Das Heim liegt direkt hinterm Deich an der Elbe, perfekt für die geliebten Spaziergänge an der frischen Luft. Immer am Wasser entlang „und wenn Mama nicht mehr kann, dann setzte ich sie auf den Rollator und schiebe“, sagt Andrea Riebe mit einem Lächeln. Jetzt bleiben Edith Erdmann nur die Runden durch den Garten des Heimes, vorbei an Hasen, Ziegen und Ponys. Die geliebten Eierlikör-Pralinen, eine Gemeinsamkeit von Mutter und Tochter, Briefe der Enkel und frische Blumen wurden während der Schließung in eine Kiste vor dem Eingang gelegt. Zusammen mit regelmäßigen Anrufen sollten sie den persönlichen Kontakt ein wenig ersetzen. „So lange habe ich meine Mutter selten nicht gesehen“, sagt Andrea Riebe.

Corona-Lockerungen: Erster Besuch nach sieben Wochen

Nach sieben Wochen der Isolation dann die erlösende Nachricht: Besuche unter Auflagen sind wieder erlaubt. Pünktlich zum vereinbarten Termin steht Andrea Riebe am Muttertag mit Mundschutz auf dem Parkplatz des Heimes: „Sobald man da ist, muss man im Haus anrufen und eine Pflegekraft holt einen ab.“ Die Personalien zur Nachverfolgung werden aufgenommen, Hände desinfiziert, das Gelände ist tabu, nur an den vorgesehenen Plätzen ist der Besuch möglich.

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„Das Heim hat eine ziemlich große zusätzliche Last“, sagt Andrea Riebe. „Die Organisation der Besuche und die Überwachung nimmt viel Zeit in Anspruch.“ Das bestätigt auch der Heimleiter Peter Johannsen. „Es ist schon ein größerer Aufwand“, sagt er, „aber auch eine der wenigen Möglichkeiten wieder Kontakt zu schaffen.“ Die Treffen finden im Freien statt, „die Gefahr einer Ansteckung ist so geringer“, sagt er.  

Corona: Das Heim bietet Sicherheit, aber die Familie fehlt

Ein kleiner Schritt in eine neue Normalität. Für Edith Erdmann ist die Familie ihr Leben, sieben Wochen lang niemanden zu sehen, war schmerzhaft. Jetzt kommen im Wechsel ihre Tochter und einer der beiden Söhne zu den vorgegebenen Zeiten. Die Enkelin, die als MOPO-Reporterin diesen Artikel schreibt, wartet weiter darauf, ihre Großmutter wiederzusehen. 

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