• An manchen Tagen bereitet sie Blumenschmuck vor, an anderen Särge: Die 18-jährige Melina liebt die Abwechslung in ihrem Beruf als Bestatterin.
  • Foto: Alff

Ungewöhnlicher Berufswunsch: Warum eine 18-Jährige Bestatterin wird

Gartow –

Es gibt wenige Menschen, die gerne die Aufgaben eines Bestatters erledigen würden. Melina Alff gehört dazu – dabei ist sie gerade einmal 18 Jahre alt. Was ihr an ihrem Job so gefällt und sie tagtäglich motiviert, hat sie der MOPO erzählt.

Alff arbeitet in einem Betrieb im niedersächsischen Gartow. Sie und ihre Kollegen holen die Toten ab, bringen sie in die Kühlhäuser, waschen sie, kleiden sie ein und legen sie in die Särge. Sie planen Trauerfeiern, kümmern sich um Musik und Blumenschmuck und begleiten Beisetzungen.

Aber sie führen auch Trauergespräche und erleben fast täglich emotionale Zusammenbrüche von verzweifelten Angehörigen. Bestatter haben Aufgaben, die viele Menschen emotional kaum bewältigen könnten.

Niedersachsen: Diese 18-Jährige macht eine Ausbildung zur Bestatterin

Umso ungewöhnlicher ist es, dass eine 15-Jährige ihr Schülerpraktikum in einem Bestattungsunternehmen absolviert, den Beruf als absoluten Traumjob erkennt und schon drei Jahre später, direkt nach ihrem Abitur, eine Ausbildung zur Bestatterin macht.

Alff kommt aus Mecklenburg-Vorpommern und ist genau diesen Weg gegangen. Sie befindet sich noch im ersten Ausbildungsjahr und kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. „Die Arbeit ist so vielseitig: An manchen Tagen sitze ich im Büro, an anderen bin ich auf dem Friedhof oder bereite Blumenschmuck vor. An wieder anderen Tagen führe ich Gespräche mit den Angehörigen – es ist einfach ein unglaublich abwechslungsreicher Job, und das gefällt mir“, sagt die junge Frau.

Früher wollte sie Gerichtsmedizinerin werden, doch der Numerus Clausus und die lange Studienzeit schreckten sie ab. Da Minderjährige ohnehin keine Praktika in der Pathologie durchführen dürften, habe Alffs Mutter ihrer Tochter vorgeschlagen, ihr Schülerpraktikum in der neunten Klasse bei einem Bestatter zu absolvieren. „Die Idee war, dass ich schaue, ob ich wirklich mit diesen Dingen umgehen kann.“

Beisetzung

Beisetzungen gehören zu Melinas (18) Berufsalltag. Schon seit sie fünfzehn ist, möchte sie Bestatterin werden.

Foto:

dpa

Der Morgen des ersten Praktikumstages sei sehr hart gewesen für die damals 15-Jährige. „Ich habe geweint, weil ich plötzlich große Angst hatte“.

Im Unternehmen wurde Alff dann auch sofort ins kalte Wasser geworfen: Sie sah bei einer Einsargung zu – erkannte aber, „dass ich es mir viel schlimmer vorgestellt habe, als es wirklich ist.“

18-Jährige: „Bestatterin ist mein Traumberuf“

Der Job begann ihr Spaß zu machen, und so absolvierte sie auch das zweite von der Schule vorgeschriebene Praktikum in demselben Unternehmen. „Ab dem Zeitpunkt war mir klar, dass das mein Traumberuf ist.“

Zwei Jahre später hat sich an dieser Meinung nichts geändert. Im Umgang mit toten Menschen und trauernden Angehörigen wird Alff immer professioneller. „Natürlich muss ich oft selbst schlucken, wenn Hinterbliebene vor mir in Tränen ausbrechen oder ich auf einer besonders emotionalen Beerdigung bin. Aber ich lerne, damit umzugehen.“

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Bisher sei sie auch nur mit Leichen in Kontakt gekommen, deren Anblick keine hohe Belastung darstellt: alte Menschen, die eines natürlichen Todes oder nach langer Krankheit gestorben sind. Schwerst verletzte Unfallopfer, junge Menschen oder gar Kinder waren noch nicht dabei. „Das stelle ich mir ziemlich hart vor“, sagt Alff.

Ansonsten betrachte Melina keine ihrer Aufgaben als zu belastend und habe bereits eine relativ gute Menschenkenntnis entwickelt. „Jeder Trauerfall und jede Familie ist anders. Mittlerweile kann ich einschätzen, ob bei den Angehörigen auch mal ein kleiner Witz angebracht ist, um die Stimmung aufzulockern.“

Melina aus MV: „Will Verstorbenen würdevollen Abschied vom Leben ermöglichen“

Familie und Freunde der Abiturientin seien überrascht gewesen von Alffs Berufswunsch, hätten sie aber von Anfang an unterstützt. „Nur mein Papa war etwas skeptisch, da die Bezahlung nicht besonders gut ist. Aber das nehme ich in Kauf, weil mir der Beruf so viel Spaß macht und die positiven Rückmeldungen von Angehörigen mich so glücklich machen.“

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Die Achtzehnjährige sieht ihren Job als Berufung. „Diese Aufgaben müssen nun mal erledigt werden – umso besser, wenn es Menschen gibt, die das wollen und können. Es ist mir sehr wichtig, dass die Verstorbenen einen würdevollen Abschied vom Leben bekommen.“

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