Besitzer will historisches Haus mitten in Hamburg abreißen – Senat mischt sich ein
Es war eine Schocknachricht für die Mieter des bekannten Hauses mitten in der Hamburger Neustadt. Nicht über ihren Vermieter, sondern über eine Senatsanfrage der Linken erfuhren sie im September 2021, dass ihrem langjährigen Zuhause der Abriss droht. Ein entsprechender Antrag liegt bereits beim Bezirksamt. Jetzt hat sich Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) persönlich eingeschaltet – und will mit dem Eigentümer ins Gespräch kommen. Besteht noch Hoffnung?
Das weiße Etagenwohnhaus mit 27 Wohneinheiten ein Stück oberhalb des Hamburger Hafens ist ein historisches Gebäude: 1898 wurde es nach Entwürfen des Baumeisters Chr. Schark erbaut. Die ersten Gerüchte über einen möglichen Abriss gingen im Haus bereits lange vor September 2021 herum. Denn in den vergangenen Jahren zogen nur noch Bewohner mit begrenzten Mieterverträgen ein. Dann kam die endgültige Gewissheit, als klar wurde, dass bereits ein Abrissantrag beim Bezirk Mitte vorliegt.
Die Anwohner wollten das nicht hinnehmen, schalteten die Öffentlichkeit ein. Nun spitzt sich das Ganze zu: Der Senat hat sich eingemischt.
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Es war eine Schocknachricht für die Mieter der Zeughausstraße 42-44 in der Hamburger Neustadt. Nicht über ihren Vermieter, sondern über eine Senatsanfrage der Linken erfuhren sie im September 2021, dass ihrem langjährigen Zuhause der Abriss droht. Ein entsprechender Antrag liegt bereits beim Bezirksamt. Jetzt hat sich Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) persönlich eingeschaltet – und will mit dem Eigentümer ins Gespräch kommen. Besteht noch Hoffnung?
Das weiße Etagenwohnhaus mit 27 Wohneinheiten ein Stück oberhalb des Hamburger Hafens ist ein historisches Gebäude: 1898 wurde es nach Entwürfen des Baumeisters Chr. Schark erbaut. Die ersten Gerüchte über einen möglichen Abriss gingen im Haus bereits lange vor September 2021 herum. Denn in den vergangenen Jahren zogen nur noch Bewohner mit begrenzten Mieterverträgen ein. Dann kam die endgültige Gewissheit, als klar wurde, dass bereits ein Abrissantrag beim Bezirk Mitte vorliegt.
Hamburg: Haus in der Zeughausstraße von Abriss bedroht
Für viele nicht nachzuvollziehen – auch im Senat nicht: „Wie bereits mitgeteilt, erscheint es – unabhängig von der rechtlichen Bewertung – für Frau Senatorin Dr. Stapelfeldt und auch mich (der Sachbearbeiter Anm. d. Red.) befremdlich, dass ein Gebäude, wie jenes in der Zeughausstraße 42-44, mit der von Ihnen dargestellten historischen Bedeutung, abgerissen werden könnte“, steht in dem Brief der Baubehörde an eine Bewohnerin. Das Schreiben liegt der MOPO vor.
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Die Anwohner wollten den Abriss von Anfang an nicht hinnehmen, schalteten die Öffentlichkeit unter dem Motto „Zeughaus bleibt!“ ein. Jetzt aber die schlechte Nachricht aus der Stadtentwicklungsbehörde: „Bedauerlicherweise ergab diese (Überprüfung des Denkmalschutzamtes, Anm. d. Red.), dass es seit der letzten Überprüfung des Denkmalwerts der Zeughausstraße 42 bis 44 keine neuen Erkenntnisse gibt. Daher konnte nur bestätigt werden, dass die Zeughausstraße 42 bis 44 keinen Denkmalwert besitzt.“
Der Grund: Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg so stark zerstört, dass es in Teilen neu aufgebaut wurde.
Zeughausstraße: Mieter wollen ihr Zuhause erhalten
Nichtsdestotrotz will die Behörde jetzt laut eigener Aussage alle möglichen Hebel in Bewegung setzen. „Aktuell ruht der Abbruchantrag beim zuständigen Bezirksamt. Von dort wird angestrebt, die Verfügungsberechtigte im Gespräch von den Vorteilen einer Sanierung zu überzeugen“, heißt es in dem Brief. Seit zehn Jahren gehört die Immobilie einem Hamburger Familienunternehmen, verwaltet wird es von der Hausverwaltung Alsterufer (HVA).
Deren Antwort macht keinerlei Hoffnung: „Die gutachterliche Einschätzung dazu war und ist eindeutig, das wurde bereits im Oktober gegenüber Politik und Verwaltung dargelegt“, so ein Sprecher der HVA auf MOPO-Anfrage. „Eine extrem aufwändige Sanierung brächte den Mietern auch überhaupt keinen Vorteil. Sie müssten ihre Wohnungen wahrscheinlich sogar für eine längere Zeit räumen.“ Ein Neubau biete hingegen viele Vorteile: ein besseres energetisches Niveau, Barrierfreiheit, mehr Planungssicherheit.
Zeughausstraße: Abrissantrag ruht beim Bezirksamt Mitte
In diese verfahrene Situation hat sich die Stadt jedenfalls selbst gebracht, findet Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Hamburger Linken. „Der Senat hat vor Jahren versäumt, den Bereich um die Zeughausstraße in die Soziale Erhaltungsverordnung aufzunehmen. Das rächt sich jetzt“, sagte sie der MOPO.
Darunter leiden müssen die Mieter. Die 27 Wohnungen im Eckhaus sind überwiegend günstig, mancher zahlt nur sechs bis sieben Euro pro Quadratmeter. Die HVA, die circa 1500 Wohnungen in Hamburg betreut, will den Bewohnern für die Bauzeit eine Ersatzwohnung vermitteln. Laut einer Mieterin, die lieber anonym bleiben möchte, seien die bisherigen Angebote aber „viel zu teuer“ gewesen. Sie wollen jedenfalls weiter um ihr Zuhause kämpfen.
Der Zeitplan der HVA sieht indes vor, im Oktober den Bauantrag einzureichen. Voraussichtlich ab Herbst 2025 sollen die Bewohner in den Neubau zurückkehren können.