Wieso braucht Hamburg zwölf Jahre, um eine S-Bahnstation zu bauen?
So richtig kann es noch niemand glauben: Die S-Bahnstation Ottensen ist seit Mittwochmorgen tatsächlich offiziell in Betrieb, nachdem die Eröffnung jahrelang immer wieder verschoben wurde. Die Planungen für das Projekt laufen immerhin schon seit über zehn Jahren, die Kosten stiegen stetig. Was hat da eigentlich so lange gedauert?
So richtig kann es noch niemand glauben: Die S-Bahnstation Ottensen ist seit Mittwochmorgen tatsächlich offiziell in Betrieb, nachdem die Eröffnung jahrelang immer wieder verschoben wurde. Die Planungen für das Projekt laufen immerhin schon seit über zehn Jahren, die Kosten stiegen stetig. Was hat da eigentlich so lange gedauert?
„Dass ich das noch erleben darf!“, sagt Anwohnerin Mechthild Hirthe (78) und lacht dabei. Sie ist an diesem sonnigen Vormittag extra zu der Bahnstation gelaufen, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen. „Ich dachte noch bis zum Schluss, dass sie es doch wieder verschieben. Aber dann habe ich heute Morgen gegen halb 5 Uhr die erste S-Bahn gehört.“ Sie ist nicht allein: Sehr viele Medienvertreter, aber auch Anwohner drängen sich an diesem Tag auf dem Bahnsteig.
S-Bahnstation in Ottensen wird mit Verspätung eröffnet
Die Vertreter der Deutschen Bahn sind sichtlich erleichtert, hatte sich der Ottenser Bahnhof in den vergangenen Jahren doch nach und nach als Problemkind entpuppt. Im Jahr 2011 hatte das Unternehmen offiziell mit der Entwurfsplanung begonnen und die europaweite Ausschreibung gestartet. In vier Jahren könne mit dem Bauen begonnen werden, hieß es damals. Ein erster, möglicher Eröffnungstermin war für 2017 angepeilt.

Es kam anders: Erst Anfang 2018 war das Planfeststellungsverfahren für die neue Station abgeschlossen, im Jahr 2019 begannen endlich die Bauarbeiten. Damit der neue Bahnhof zwischen die beiden bestehenden Gleise der S1 und S11 passt, mussten diese ein Stückchen verlegt sowie die Brücke verbreitert werden.
Bahn musste vier Eröffnungstermine absagen
Doch damit waren die Probleme nicht vorbei: Nacheinander musste die Bahn die Eröffnungstermine für Dezember 2020, Dezember 2021, August 2022 und Dezember 2022 absagen.
Die Gründe dafür beschrieb das Unternehmen zuletzt als „vielfältig“. Zu Beginn der Bauarbeiten gab es zunächst Probleme beim Kabel-Tiefbau und bei der Entwässerung – diese waren erst in der finalen Feinplanung der Haltestelle aufgefallen. Dazu kommt: Wie die gesamte Wirtschaft sei auch die Bahn von Materialknappheit und Lieferschwierigkeiten in der Stahlindustrie betroffen.
Deshalb, so DB-Regionalbereich-Nord Leiterin Bärbel Aissen, sei der zweite Zugang zur Station am westlichen Ende des Bahnhofs noch nicht fertig. Dort steht auch am Eröffnungstag immer noch ein Bagger, Bauarbeiter sind am Werkeln. Ab Herbst sollen Fahrgäste den Bahnsteig dann aber auch direkt von der Gaußstraße und der Thomasstraße erreichen können. Der andere, barrierefreie Aufgang am Bahrenfelder Steindamm sei bereits voll funktionstüchtig, betont sie.
Wie viele Fahrgäste werden die S-Bahnstation nutzen?
„Pro Tag werden rund 5000 Fahrgäste die Station nutzen. Das Potenzial im Einzugsbereich liegt sogar bei 11.000 Nutzerinnen und Nutzern“, prognostiziert Verkehrssenator Anjes Tjarks. „Dieser Bahnhof ist auch ein gutes Zeichen angesichts des riesigen Erfolges des Deutschlandtickets und der steigenden ÖPNV-Nachfrage.“ Erst vergangene Woche hatte der HVV einen neuen Abo-Rekord bejubelt.
Der Bahnhof Ottensen ist laut Tjarks der erste von 36 neuen Bahnhöfen, die die Stadt in den kommenden 20 Jahren bauen will: Darunter Stationen der neuen U5, der neuen S4 und der verlängerten U4 zum Grasbrook. Die Kosten für den fertigen S-Bahn-Halt zwischen Altona und Bahrenfeld beziffert die Deutsche Bahn mit 43,6 Millionen Euro, ursprünglich war mal von 27 Millionen die Rede.