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  • Foto: Marius Roeer

Wiedersehen nach Schauspielschule: „Unter Uns“-Star: „Wäre fast Bestatter geworden“

Mit dem Wort „Ich“ beginnt selten ein Text, doch diesmal geht es eigentlich gar nicht anders: Bevor ich mein Volontariat bei der MOPO anfing, habe ich einige Jahre – mehr oder weniger erfolglos – als Schauspieler gearbeitet. Doch wie lief es eigentlich für meine Mitschüler aus der Schauspielschule? Yannik ist bei „Unter Uns“ mittlerweile sowas wie ein Star geworden, Svenja ist Mutter, Isabella ist Fotomodell – das alles weiß ich durch Instagram. Fünf Jahre nach dem Abschluss haben wir uns jetzt wieder getroffen.

Mein Weg im Schauspiel ist schnell erzählt, denn er hat wenige Höhepunkte: 2014 bin ich mit meiner Ausbildung an der Schule für Schauspiel in Hamburg fertig geworden. Doch anstatt mit Angeboten überhäuft zu werden, passierte erstmal: nichts. Wobei, das stimmt nicht ganz. Mit ein paar Mitschülern spielte ich ein Stück, „Die spanische Fliege“, noch einige Male in Hamburg und anderswo.

Mein Alltag: Castings, Jobcenter, Nebenjobs

Mein Alltag danach: Vorsprechen an Theatern, Castings für Werbespots, ansonsten Jobcenter und Nebenjob. Ein klassischer Einstieg, von dem ich aber bald die Schnauze voll hatte. Ich suchte mir den Kompromiss, der hieß Kindertheater. Zweieinhalb Jahre spielte ich an Schulen, Kindergärten, Bücherhallen und sonstigen merkwürdigen Orten, bis ich merkte, dass es sich für mich nicht mehr richtig anfühlte. Ich wollte mehr mit meinem Kopf machen, ich wollte schreiben.

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Nach fünf Jahren kommt es in einem Café im Karoviertel also zum Wiedersehen mit Svenja, Isabella und Yannick. Der einzige, der es von uns wirklich geschafft hat, so denke ich zu Beginn des Treffens, ist Yannik. Seit eineinhalb Jahren ist er im Cast der Telenovela „Unter Uns“. Auf Instagram ist er mit über 15.000 Likes bereits ein kleiner Star. Und im echten Leben manchmal auch. Kaum sind wir im Café angekommen, wird er beim Bestellen im Café von der Bedienung erkannt. Er kennt das bereits aus Köln, doch komisch ist es für ihn trotzdem.

Isabella Hunstiger – der lebensfrohe Lockenkopf:

Früher kam sie jeden Morgen mit glatten blonden Haaren in die Schule, oft ein bisschen zu spät. Nun, ein paar Jahre später, ist sie ihre eigene Marke geworden. Das hat zum großen Teil mit ihren Haaren zu tun. Typ: Blonde Löwenmähne, die auffällt. Doch warum kam sie damals drei Jahre lang überhaupt mit glatten, blonden Haaren zur Schule? „Ich bin früher wegen meiner Haare gemobbt und ausgegrenzt worden“, sagt sie. Erst als ihr Friseur sich ihrer tollen Haarpracht wegen weigerte, ihr weiter die Haare zu glätten, traute sich Isabella, zu ihren Haaren zu stehen.

Isabella Hunstiger.

Werbung für „Astra“, „Mobilcom“, das Gesicht vom „Kaifu“: Schauspielerin Isabella Hunstiger (29). 

Foto:

Marius Röer

Mit Erfolg: Sie drehte für „Astra“, „Mobilcom“, „1&1“. Für eine Werbekampagne von der „Kaifu-Lodge“ hingen Plakate mit ihrem Gesicht in halb Hamburg. Seit dem ist sie auf der Straße für viele keine Unbekannte mehr. In ihren Castingbögen steht häufig: „Nicht perfekt, edgy, international, lebensfroh.“ Wie findet sie das? „Klar, man muss aufpassen, dass man nicht in so einer Schiene bleibt. Ich habe aber kein Problem damit, erstmal weiter Werbung zu machen und irgendwann, wenn ich älter bin, die Charakterrollen zu spielen“, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Yannik Meyer – vom Bestatter zum „Unter Uns“-Star:

Noch während der Schule spielte Yannik im Altonaer Theater den Ex-Beatle Pete Best im Stück „Backbeat“, danach wurde es nicht ruhiger um den Blondschopf. 2015 gab es für ihn den ersten Karriere-Boost: Für einige Monate spielte er in München bei der Soap „Sturm der Liebe“ mit, dann wurde er krank.

Yannik Meyer von „Unter Uns“.

Bei „Unter Uns“ ist er als Conor mittlerweile eine feste Größe: Hamburger Yannik Meyer (28).

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Marius Röer

Für ihn bedeutete das: Die Liebe zum Schauspiel hatte sich für ihn erstmal ausgestürmt. Ende 2015 dann der komplette Sinneswandel, Yannik zog es an die Uni Hamburg. Sein neues Ziel: Er wollte Lehrer für Spanisch und Geschichte werden. Nach wenigen Wochen klopfte das Altonaer Theater an, „Backbeats“ sollte wieder aufgenommen werden. Yannick sah es als Nebenjob und nahm an.

„Schauspielerei ist der Beruf, den ich liebe“

Nach einiger Zeit zurück auf der Bühne packte ihn das Spielfieber. Yannik: „Das ist einfach der Beruf, den ich liebe“. Kurze Zeit später wurde er von einer Schauspielagentur vertreten und ergatterte eine feste Rolle bei „Unter Uns“. Fast wäre es aber dazu gar nicht gekommen. Nach seinem Ausflug an die Uni arbeitete er für ein paar Monate bei einem Bestatter. „Ich konnte mir eine Weile vorstellen, das hauptberuflich zu machen“.

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Doch die Spielfreude kam zurück – zum Glück für seine Fans. Mittlerweile kann er sich nichts anderes mehr vorstellen: „Ich würde gerne weiterspielen bis ich irgendwann umkippe. Ich habe nicht vor in Rente zu gehen, wenn ich älter bin“. Bis es soweit ist, dürfen ihn seine Fans noch in vielen Folgen der in Köln gedrehten Soap „Unter Uns“ sehen, bevor der Hamburger Jung Irgendwann wieder zurück an die Elbe kommen will.

Svenja Ipsen – Spielen, stillen, spielen:

Nach der Schule spielt sie erstmal in Lübeck Theater, bis sie dann aus gesundheitlichen Gründen unterbrechen musste. Nach mehreren Operationen war klar, dass sie als Schauspielerin für eine Zeit kürzer treten musste. „Da habe ich angefangen, als Sprecherin zu arbeiten, das macht mir Riesenspaß.“ Werbung, Einsprechen für Videospiele, Synchron – kaum etwas, das sie noch nicht gemacht hat.  Wie bei Isabella kam Svenjas Karriereschub auf dem zweiten Weg und ungeplant.

Svenja Ipsen: Schauspielerin und Mutter.

Svenja Ipsen ist Schauspielerin und Mutter: Gar nicht so einfach, dass unter einen Hut zu bekommen.

Foto:

Marius Röer

Ihr Dreiklang heißt Theater, Theaterpädagogisches Arbeiten, Sprechen. Und ihr neuer Vollzeitjob: Mama. Jetzt gerade ist sie in Elternzeit, an der „Milchfront“, wie sie selbst sagt. Auch der Wunsch Mutter zu werden, war früher zu Schauspielschulzeiten nicht vorherzusehen.

Fazit: „Schauspielschule? Ich möchte die Erfahrung nicht missen“

„Als mir nach meinen Operationen gesagt wurde, du kannst kein Kind mehr kriegen, wusste ich: ich will aber eines.“ Eine Kinderwunschbehandlung machte das Wunder möglich: Im April 2019 kam ihre Tochter zur Welt. Ihr Leben als Schauspielerin muss sie seit der Geburt fortan um ihre kleine Tochter herumorganisieren. Das ganze kann richtig verrückte Ausmaße annehmen, erzählt sie: „Kurz vor- und kurz nach der Geburt stand ich bei einem Theaterfestival auf der Bühne. Das sah dann so aus: Ich habe gespielt, in der Pause bin ich schnell hoch ins Hotel, hab‘ die kleine gestillt, dann habe ich weitergespielt.“ Spielen, stillen, spielen – ein weiterer Dreiklang im neuen Leben von Svenja.

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Nach zweieinhalb Stunden ist das sich-auf-den-Stand-bringen vorbei. Nach dem Treffen denke ich nicht mehr, dass nur Yannik es „geschafft“ hat: Jeder von uns hat es geschafft, seinen eigenen Weg zu finden. Und zu unserem Weg, da gehen wir nach dem Gespräch auch wieder zurück. Svenja zu ihrem Kind, Yannik zurück nach Köln, ans Set zu „Unter Uns“, Isa vor die Kamera, ich in die Redaktion. War die Schauspielschule für mich ein Fehler? Mitnichten. Weder ich noch meine Mitschüler von damals würden die Erfahrung missen wollen. 

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