Agenturchefin erklärt: Wie man heute Model wird – und was man verdient
Als Model reich und berühmt werden – davon träumt so manche junge Frau (und auch junger Mann). Das zeigt auch der Dauer-Erfolg von Sendungen wie „Germany's Next Topmodel“. Aber wie schafft man den Einstieg – und wie wird man im Business so richtig erfolgreich? Darüber sprach die MOPO mit Claudia Midolo, Geschäftsführerin von Modelwerk, einer der weltweit führenden Agenturen mit Sitz in Rotherbaum.
Auf der Homepage von Modelwerk müssen die Bewerber das Bewerbungsformular ausfüllen und vier Fotos hochladen. Beginnt so möglicherweise eine Weltkarriere?
Claudia Midolo: Durchschnittlich bewerben sich 200 Menschen täglich bei uns. Alle Bewerbungen landen nach wie vor bei mir. Etwa zehn Prozent der Bewerber kommen eine Runde weiter. Diese zehn Prozent leite ich dann hausintern weiter an meine „New Faces-Abteilung“ mit einer Idee, die sich vor mir auftut, sobald ich das Gesicht gesehen habe. Nach dem Motto: schönes kommerzielles Model, Starpotenzial oder Instagram-Model. Dann meldet sich aus der Abteilung ein Mitarbeiter bei dem Bewerber und es folgt ein Zoom-Call.
Hat jeder die Chance, Model zu werden?
Als Model reich und berühmt werden – davon träumt so manche junge Frau (und auch junger Mann). Das zeigt auch der Dauer-Erfolg von Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“. Aber wie schafft man den Einstieg – und wie wird man im Business so richtig erfolgreich? Darüber sprach die MOPO mit Claudia Midolo, Geschäftsführerin von Modelwerk, einer der weltweit führenden Agenturen mit Sitz in Rotherbaum.
Auf der Homepage von Modelwerk müssen die Bewerber das Bewerbungsformular ausfüllen und vier Fotos hochladen. Beginnt so möglicherweise eine Weltkarriere?
Durchschnittlich bewerben sich 200 Menschen täglich bei uns. Alle Bewerbungen landen nach wie vor bei mir. Etwa zehn Prozent der Bewerber kommen eine Runde weiter. Diese zehn Prozent leite ich dann hausintern weiter an meine „New Faces-Abteilung“ mit einer Idee, die sich vor mir auftut, sobald ich das Gesicht gesehen habe. Nach dem Motto: schönes kommerzielles Model, Starpotenzial oder Instagram-Model. Dann meldet sich aus der Abteilung ein Mitarbeiter bei dem Bewerber und es folgt ein Zoom-Call.
Zoom-Call? Hat Corona das Arbeiten verändert?
Ja, aber es hat sich bewährt, da wir naturgemäß einen hohen Ausfallquotienten haben. Von diesen zehn Prozent, die dann per Zoom-Call interviewt werden, bleiben etwa 30 Prozent über. Die laden wir zu einem persönlichen Gespräch ein. Da überprüfen wir nochmal alle Parameter, weil bei Größen und bei Maßen ganz gerne mal geschummelt wird. Vor Ort brauchen wir dich, um dein Auftreten genau einschätzen zu können und ein Gefühl für deine Möglichkeiten zu bekommen. Wir machen ein paar Schnappschüsse und ein Video von dir. Einmal die Woche trifft sich unser Team und entscheidet, ob du zum Vertragsgespräch und First-Time-Polaroids eingeladen wirst.
Hat jeder die Chance, Model zu werden?
Individualität ist das, was jetzt gefragt ist. Wenn man sich die Werbelandschaft anguckt, von Airbnb bis Google, da ist von alt, über asiatisch, farbig, schwarz, sommersprossig alles dabei. Du musst authentisch sein als Typ. Wir haben jetzt auch ein Mädchen mit der Weißfleckenkrankheit. Das muss man dann auch zeigen und leben. Sowas finden die Leute derzeit toll.
Welche Rolle spielt das Alter?
Wir nehmen ab 14 auf. Wir suchen auch Icons ab 45, aber das Gros der Bewerber ist zwischen 18 und 23. Ich bin dafür, mit dem Modeln während der Schulzeit zu beginnen. Wir haben zum Beispiel ein Mädchen unter Vertrag, das an dem Tag, an dem sie Abitur gemacht hat, genau wusste, wie jetzt ihr Leben weitergeht. Die hatte schon ein Arbeitsvisum für die USA. Es war genau geplant, welche Shows sie wann macht. Sie hatte ihre Stammkunden – da war kein großes Risiko mehr, weil sie schon während der Schulzeit gemodelt hatte.
Wann wird es ernst?
Mit der Aufnahme machen wir den Leuten klar, dass sie sich bei einer Profi-Modelagentur beworben haben, wo eigentlich nur Leute arbeiten, die das hauptberuflich machen. Modeln ist ein Fulltime-Job und eignet sich nicht als Nebenjob. Ausbildung und nebenbei modeln funktioniert gar nicht. Beides ist viel zu zeitintensiv.
Was sollte man noch mitbringen, um Erfolg zu haben?
Man muss verzichten können, gerne reisen und Rückschläge dürfen dich nicht umhauen. Im Grunde ähnlich wie beim Leistungssport. Da braucht man auch einen langen Atem. Als ich damals Toni Garrn entdeckt habe, hat das drei Jahre Arbeit gekostet, bis sie überhaupt ihre erste Modenschau gelaufen ist. Wer auf den Laufsteg will, muss als Frau mindestens 1,76 Meter und als Mann 1,86 Meter groß sein.
Ist die Initiativ-Bewerbung der beste Weg, oder sollte man in angesagte Clubs gehen, um entdeckt zu werden?
Nein, auf keinen Fall. Immer bewerben. Wir haben schon auch noch Scouts, die unterwegs sind. Vorzugsweise suchen wir aber im Netz. Wenn jemand ein öffentliches Instagram-Profil hat, dann kann es auch durchaus passieren, dass man dort von einem Scout angeschrieben wird.
Geht es heutzutage auch ohne Instagram?
Sagen wir es so, ohne kann ich nicht viel Geld verdienen. Für die klassischen Jobs wie Nivea-Kampagnen ist die reine Follower-Zahl natürlich weniger relevant. Wir haben aber viele Kunden, die die Plattform des Models samt ihrer Follower kaufen. Möchte ich zum Beispiel erfolgreich für „About you“ arbeiten, bekomme ich regelmäßig Klamotten von denen zugeschickt und muss diese online präsentieren. Wenn da keiner draufklickt, ist das für die nichts wert. Wichtig ist, um einen Instagram-Account ordentlich zu führen, kann ich nicht pünktlich um sechs Feierabend machen. Instagram ist eine Fleißarbeit.
Wieviel verdient man anfänglich als Model?
Anfänglich arbeitet man zwei bis dreimal die Woche für rund 1000 Euro brutto am Tag. Ist man gut im Geschäft, verdient man zwischen 150.000 und 200.000 Euro brutto im Jahr. Von diesen gutverdienenden Models schaffen es vielleicht drei Prozent, Chanel zu laufen oder eine Maybelline-Kampagne zu bekommen. Das sind dann schon Supermodels. Da bewege ich mich in einer absoluten Weltklasse und verdiene zehn, zwanzig Millionen im Jahr brutto.
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Werde ich bei Modelwerk abgelehnt …
… solltest du versuchen, bei einer anderen seriösen Agentur unterzukommen. Davon gibt es derzeit ungefähr 30. Beim Magazin Vogue gibt es eine Liste, in der man diese Agenturen findet. Fachspezifischer ist models.com.
Ist Hamburg eigentlich eine gute Adresse?
Wenn man eine internationale Profi-Karriere anstrebt, gibt es die Agenturen, die das ermöglichen können, primär in Hamburg und Berlin. Wenn man sich zum Beispiel in Köln bewirbt, ist das eher eine regionale Geschichte.