Warum Saga-Mieter besonders unter dem Gaspreis-Hammer leiden
Viele Jahre konnten Saga-Mieter mit Gasheizung sich über niedrigere Preise freuen als andere Hamburger Gaskunden. Jetzt kehrt sich das Verhältnis um: Der Gas-Preishammer trifft die Mieter des städtischen Unternehmens früher und härter. Grund ist der besondere Vertrag, den das Unternehmen mit seinem Gaslieferanten abgeschlossen hat.
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Viele Jahre konnten Saga-Mieter mit Gasheizung sich über niedrigere Preise freuen als andere Hamburger Gaskunden. Jetzt kehrt sich das Verhältnis um: Der Gas-Preishammer trifft die Mieter des städtischen Unternehmens früher und härter. Grund ist der besondere Vertrag, den das Unternehmen mit seinem Gaslieferanten abgeschlossen hat.
Das Erdgas, das rund 40 Prozent der knapp 138.000 Hamburger Saga-Wohnungen heizt, wird nicht von den Hamburger Energiewerken geliefert, sondern von den Stadtwerken Flensburg. Die Nordlichter hatten bei der Ausschreibung ein besseres Angebot gemacht.
Der Vertrag trat am 1. Januar 2021 in Kraft. Laufzeit: vier Jahre. Preisbindung: keine. Heißt: Die Beschaffungspreise werden jeden Monat neu ermittelt. Das war lange ein Vorteil, bis Putins Krieg die Gaspreise explodieren ließ.
Gaspreise wirken sich sofort auf Heizkosten der Saga aus
„Durch die unvorhersehbare Verknappung des Angebotes insbesondere in Folge der Auswirkungen des Ukraine-Krieges wirken sich die stark gestiegenen Gaspreise aktuell unmittelbar auf die Heiz- und Warmwasserkosten der SAGA-Mieter aus“, bestätigt Saga-Sprecher Gunnar Gläser auf MOPO-Nachfrage. „Wir sprechen hier teilweise von Verfünf- oder gar Versechsfachung der Kosten für Gas.“ Was man früher im halben Jahr zahlte, wird nun also monatlich fällig.
Für Saga-Mieter heißt das, die Nebenkosten entsprechen nun nahezu der Miete. Saga-Chef Krebs rechnete kürzlich im „Abendblatt“ vor: Die Durchschnittsmiete im Unternehmen liegt bei sieben Euro den Quadratmeter, die Betriebskosten (Wasser, Müll, Schornsteinfeger) bei zwei Euro und dann kommen nun drei Euro pro Quadratmeter für Gas dazu. Macht 12 Euro pro Quadratmeter – eine Summe, die vielen Mietern den Hals zuschnürt, wenn sie nur daran denken.
Die Abschläge wurden bereits erhöht, teilweise verdoppelt, aber das wird nicht reichen und nicht jeder kann genug Geld zurücklegen, um die Nachzahlungen zu wuppen. War es ein Fehler der Saga, einen Vertrag ohne Preisbindung einzugehen? Rolf Bosse, Vorstand vom Mieterverein, ist zurückhaltend: „So ein flexibler Vertrag war ja bei der bisherigen Wirtschaftslage durchaus vorteilhaft für die Mieterinnen und Mieter, weil sie auch von besonders günstigen Preisen profitierten.“ Im Jahr 2020 etwa zahlten Saga-Mieter historisch niedrige 3 Cent pro Kilowattstunde, während andere Gaskunden bei 6 Cent lagen. Zum Vergleich: Wer derzeit als Neukunde bei einem Gasversorger anklopft, muss im Schnitt 35,2 Cent pro kWh zahlen.
Saga verspricht Kündigungsschutz
Als Sofortmaßnahme verspricht die Saga einen Kündigungsschutz bei Notlagen bis Ende 2023 und fordert von der Politik einen Gaspreisdeckel, mehr Wohngeld und ein befristetes Energiegeld für bedürftige Haushalte. Saga-Mieter sollten auch von der Gas-Umlage befreit werden (falls diese vom Bund nicht ohnehin gekippt wird), fordert das Unternehmen. Immerhin erlässt die Stadt den 30.000 Kunden ihrer eigenen Energiewerke diese (bisher nur angekündigten) 2,4 Cent pro Kilowattstunde ja auch.
Außerdem will die Saga – die als städtisches Unternehmen im vergangenen Jahr 25 Millionen Euro Gewinn an die Stadt ausgeschüttet hat – eine Stiftung mit dem vorläufigen Namen „Zuhause“ gründen, die allen Menschen in Not helfen soll. Die Idee kommt bei der Linken nicht gut an. „Die Saga ist nicht die Melkkuh der Stadt“, sagt Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin. „Das Geld stammt von den Saga-Mietern und sollte auch nur für ihre Entlastung verwendet werden und nicht für soziale Aufgaben, die der Stadt obliegen.“
CDU befürchtet „PR-Show des Finanzsenators“
Auch CDU-Fraktionschef Dennis Thering ist unzufrieden mit den bisher eher schwammigen Entlastungsideen des Senats. So will Hamburg zusätzlich zu den Paketen des Bundes einen 125-Millionen-Euro-Notfallfonds-Energiekrise auflegen. Der, so Thering, sei zwar notwendig, dürfe aber „nicht wieder nur eine PR-Show des Finanzsenators sein“, so Thering zur MOPO. So sei etwa unklar, ob von dem Fonds auch Privatpersonen profitieren würden und ob es direkte Auszahlungen geben wird.
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Heike Sudmann will nun in einer Anfrage vom Senat genau wissen, was es mit der Saga-Stiftung auf sich hat, woher das Geld stammt, ob auch andere Wohnungsunternehmen sich an der Stiftung „Zuhause“ beteiligen – und warum überhaupt eine Stiftung mit Saga-Geld nötig ist, wenn doch der Senat einen eigenen Fonds für Notfälle auflegt.