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  • In Ulm am Karlsplatz steht eine solche Schlafkapsel. Sie soll Obdachlosen in den kalten Wintermonaten als Erfrierungsschutz dienen. Sind solche Kapseln eventuell auch eine Möglichkeit Hamburgs wohnungslose Menschen zu schützen?
  • Foto: picture alliance/dpa

Warum nicht in Hamburg?: Dieses „Nest“ schützt Obdachlose vorm Erfrieren

Am 8. Januar wurden in Ulm die „Ulmer Nester“ wieder aufgestellt. Sie sind als Pilotprojekt im Auftrag der Stadtverwaltung für die Region entwickelt worden. Die Nester sollen ein Alternativangebot zu den Unterkünften für wohnungslose Menschen darstellen. In Ulm wurde das Konzept schon im Winter 2019/20 erprobt. Könnten solche Notunterkünfte auch in Hamburg sinnvoll sein?

Eingebettet in das bestehende Angebot der Wohnungslosenhilfe Ulm, hat das Projekt schon im letzten Jahr positive Rückmeldungen von sowohl Benutzern, als auch von Anwohnern bekommen. 

Hamburgs Winternotprogramm: Mehr Schlafplätze als im Vorjahr

Hamburgs Winternotprogramm stellt zwischen dem 1. November 2020 und dem 31. März 2021 bis zu 1020 Betten für obdachlose Menschen bereit, die von 15 bis 10 Uhr genutzt werden können. Laut der Pressestelle der Sozialbehörde liege die Auslastung des Winternotprogramms derzeit bei etwa 70 Prozent. Im Vergleich mit den Vorjahren sei die Belegungsdichte geringer, weil mehr Plätze zur Verfügung stehen. Ein weiterer Standort mit rund 250 Plätzen sei zu Beginn des Winternotprogramms eingerichtet worden.

Und trotzdem sind in Hamburg seit Neujahr schon fünf Obdachlose auf Hamburgs Straßen erfroren. Die Journalistin und Autorin Susanne Groth und der Verein „Leben im Abseits“ erklärten in einer Pressemitteilung vom 13. Januar, es mangele an passenden Unterkünften. Während der Pandemie könnten die Notunterkünfte nicht mehr ausreichende Hygiene und Schutz bieten. Die Notunterbringung in Hotels sei bisher nur unzureichend umgesetzt worden. Der Verein forderte von der Stadt, das bestehende Programm zu evaluieren und anzupassen.

Im Schlagabtausch oder Schulterschluss?

„Wer das Winternotprogramm schlecht redet, trägt dazu bei, dass Menschen es nicht nutzen und gefährdet sie dadurch“, so habe Martin Helfrich, Pressesprecher der Sozialbehörde, auf die Forderung des Vereins „Leben im Abseits“ reagiert. „Dieses Statement empfinden alle Akteure der Wohnungslosenhilfe als dreist. Wir müssen nicht schlecht reden, was von den obdachlosen Menschen aus bekannten Gründen nicht angenommen wird.“, antwortet Groth prompt.

Auf ihrer Website werden anonyme Statements von obdachlosen Menschen gesammelt. Darunter sind Stimmen wie diese: „Ich gehe nicht ins Winternotprogramm. Ich kann die Enge in den Räumen dort nicht ertragen. Ich möchte nicht mit fremden Menschen in einem Zimmer sein. Und jetzt würde ich sowieso nicht gehen, ich will doch kein Corona bekommen. Da bleibe ich lieber draußen. Auch, wenn es so kalt ist“.

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Ein anderer erzählt: „Und morgens wird man wie Vieh rausgeschmissen. Egal, ob es schneit, regnet, kalt ist oder Du Dich nicht fühlst. Du musst raus auf die Straße. Das gibt mir nochmal das Gefühl, nichts wert zu sein.“ Wohnungslose Menschen, die sowieso schon mit Stigmatisierung zu kämpfen haben, fürchten in Unterkünften wie dem Obdachlosenheim „Pik As“ um ihr Hab und Gut.

Not-Nester: Ein passendes Konzept für Hamburg?

Eine Notwendigkeit, die Schlafkapseln aus Ulm auch in Hamburg einzuführen, bestehe aber nicht, da sind sich die beiden Parteien einig: „In Hamburg sind Kapazitäten verfügbar, die eine hochwertige und besser ausgestattete Möglichkeit anbieten als die Schlafkapseln“, meint Helfrich.

Susanne Groth stellt auch klar: „Für uns kommen weder „Tiny Häuser“ noch Schlafkapseln in Betracht, um obdachlose Menschen adäquat unterzubringen.“ In solchen Behelfsschlafstätten seien die Menschen unter anderem der Gefahr durch Brandanschläge ausgesetzt und „es bringt keinerlei Lösung, der Stigmatisierung von Obdachlosigkeit entgegenzuwirken.“ (tks)

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