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  • Virologe Christian Drosten spricht in der neusten Ausgabe des NDR-Podcasts darüber, warum Corona für alte Menschen so gefährlich ist. 
  • Foto: picture alliance/dpa

Virologe Drosten erklärt: Darum ist das Coronavirus für alte Menschen so gefährlich

Dass vor allem ältere Menschen zu den Risikogruppen zählen, für die das Coronavirus gefährlich werden kann, ist bereits bekannt. Doch warum ist das eigentlich so? Virologe Christian Drosten hat in der neusten Folge des Corona-Podcasts vom NDR über eine Studie gesprochen, die eine Antwort darauf hat.

Immer wieder ist davon die Rede, dass vor allem ältere Menschen geschützt werden müssen. Das hat einen guten Grund: Studien ergaben, dass die Unterschiede in der Infektionssterblichkeit zwischen einzelnen Ländern vom Alter abhängig sind. Das heißt: Je älter die untersuchte Bevölkerungsgruppe im Mittel ist, desto höher die Sterberate. „Das Alter macht es aus und sonst praktisch nichts“, erklärt Drosten im Podcast.

Drosten: Darum ist Corona für alte Menschen so gefährlich

Die Zahlen sprechen für sich: Für 35- bis 44-Jährige ist die Corona-Infektion in etwa so gefährlich wie eine Influenza – es gibt so gut wie keine Toten. In der Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren sieht das schon anders aus: Hier liegt die Sterblichkeit bei 0,2 Prozent. Und bei 55- bis 64-Jährigen schon bei 0,7 Prozent. 

In der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahren steigt die Infektionssterblichkeit bereits auf 2,2 Prozent an. Hier ist die Sterblichkeit im Vergleich zur Influenza bereits 30-mal so hoch. Und es geht noch weiter: „Die Zahlen für die noch höheren Altersgruppen sind furchtbar: Bei den 75- bis 84-Jährigen liegt die Sterblichkeit bei 7,3 Prozent – und bei denjenigen über 85 Jahren stirbt fast jeder Dritte. Das ist dann so viel wie bei den Pocken im Mittelalter“, erklärt der Virologe.

Coronavirus: Hoffnung auf Hintergrund-Immunität schwindet

In der Hoffnung auf eine Hintergrund-Immunität forschten Wissenschaftler zu der Frage, ob man vor einer Coronavirus-Infektion besser geschützt ist, wenn man in Vergangenheit bereits viele Erkältungen hinter sich gebracht hat. Drostens Antwort ist eindeutig: „Die Hoffnung schwindet, dass man einen bevölkerungsweiten Effekt in dieser Richtung hat.“ Dabei bezieht er sich auf eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Kiel und Köln. Das Problem: Die Verwandtschaft zwischen Sars-CoV-2 und den gängigen Coronaviren sei nicht groß genug.

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Offenbar führen viele vorangegangene Erkrankungen sogar zu einem gegenteiligen Effekt: Ältere Menschen, deren Körper im Laufe ihres Lebens schon viele verschiedene Krankheits-Erreger bekämpft haben, greifen auf die bisher bekannte Immun-Erfahrung zurück. „Diese Antwort auf das Virus ist dann nicht immer richtig – und es kann zu schweren Verläufen der Krankheit kommen“, sagt Drosten. Demnach können jüngere Menschen, die weniger Krankheiten durchgemacht haben, gezielter auf das Virus reagieren.

Aus diesem Grund ist offenbar auch ein Corona-Impfstoff für die älteren Menschen so wichtig: Denn solch ein Impfstoff habe das Ziel, ein gezieltes Immun-Gedächtnis anzulegen, damit das Immunsystem auf den Erreger vorbereitet ist. (mhö)

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