Tierheim-Chef verzweifelt: „Die Leute erziehen ihre Hunde nicht mehr!“
Ist ein Hund nett, dann lässt er sich gut vermitteln. Ist es auch noch ein Rassehund? Dann gibt es gleich 30 Anfragen und das Tier findet schnell ein neues Zuhause. Doch in den Tierheimen landen immer mehr Problemhunde, die sich nur schwer vermitteln lassen. Frank Weber, der Chef des Franziskus Tierheims in Stellingen, kann ein Lied davon singen. „Die Leute erziehen ihre Hunde nicht. Und wenn sie dann nicht mehr mit ihnen klarkommen, geht es ab ins Tierheim“, sagt er. Weber bekommt unglaubliche Ausreden und Gründe genannt.
„Früher haben die Menschen sich einfach viel mehr Mühe mit ihren Hunden gegeben“, sagt Weber. Heute würden sich viele Leute Welpen beim Züchter oder übers Internet kaufen und die Tiere dann nicht richtig erziehen – oder eben gar nicht. Das habe gravierende Konsequenzen.
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Ist ein Hund nett, dann lässt er sich gut vermitteln. Ist es auch noch ein Rassehund? Dann gibt es gleich 30 Anfragen und das Tier findet schnell ein neues Zuhause. Doch in den Tierheimen landen immer mehr Problemhunde, die sich nur schwer vermitteln lassen. Frank Weber, der Chef des Franziskus Tierheims in Stellingen, kann ein Lied davon singen. „Die Leute erziehen ihre Hunde nicht. Und wenn sie dann nicht mehr mit ihnen klarkommen, geht es ab ins Tierheim“, sagt er. Weber bekommt unglaubliche Ausreden und Gründe genannt.
„Früher haben die Menschen sich einfach viel mehr Mühe mit ihren Hunden gegeben“, sagt Weber. Heute würden sich viele Leute Welpen beim Züchter oder übers Internet kaufen und die Tiere dann nicht richtig erziehen – oder eben gar nicht. Das habe gravierende Konsequenzen.
„Der Hund soll natürlich nett zu Menschen sein und zu anderen Hunden und am besten auch zu Katzen“, so Weber. Und bellen solle er auch nicht und gern allein in der Wohnung bleiben und nicht schnappen. „Aber um das alles zu bekommen, müssen die Menschen den Hund nun einmal erziehen. Hunde sind selten so pflegeleicht, dass es ohne funktioniert.“
Wenn die einstigen Lieblinge dann aus Überforderung abgegeben werden, hat sich meist schon ganz vieles bei den Tieren falsch eingeprägt. „Ich bekomme dann auch von Haltern zu hören, dass der Hund unerzogen sei und erst mal was lernen müsse“, so Weber kopfschüttelnd. „Ja, stimmt. Aber sie haben sich doch den Hund angeschafft. Es ist doch nicht die Aufgabe des Tierheims, Hunde zu erziehen.“
Frank Weber: Franziskus Tierheim bekommt viele Problem-Hunde
Aber es gibt offenbar etliche Menschen, die sich das anders vorstellen. „Da herrscht bei Haltern einfach eine falsche Mentalität vor“, so Weber. Was für die Tierheime bedeutet? Dass sie quasi Tiertrainer bräuchten, um ganz viel mit den Hunden zu arbeiten und falsche Prägungen wieder gerade zu biegen. Das kann kein Tierheim leisten.
So müssen die Tierheime irgendwie mit der hohen Zahl an Problem-Hunden umgehen, die bei ihnen landen und sich so schnell nicht wieder vermitteln lassen. Und das bedeutet viel Arbeit für die Tierpfleger, die dann auch noch Tiertrainer sein müssen. Was nicht immer hilft. „Wenn die Hunde dann vermittelt werden und in der Familie gleich wieder anti-autoritärer Umgang herrscht und keine Grenzen gesetzt werden, geht alles von vorn los und wir haben das Tier schneller zurück als wir gucken können.“
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„Wer seinem Hund keine Grenzen vorgibt, der bekommt ein Tier, das immer mehr fordert und seine Grenzen immer mehr auslotet.“ Und dann liege man zunächst nett gemeinsam auf dem Sofa und irgendwann gucke der Hund böse, wenn außer ihm noch jemand auf „seinem“ Sofa sitzen wolle. Besonders bei Gästen.
Hamburg: Tierheime haben immer besseren Ruf
Den Tierheimen wird dabei auch ein wenig ihr guter Ruf zum Verhängnis. „Früher haben Menschen lange gezögert und wollten ihre Tiere auf keinen Fall ins Tierheim geben“, so Weber. Denn die hatten einen schlechten Ruf. Jetzt sind sie moderner, besser ausgestattet und haben einen guten Ruf. Und da falle der Weg dorthin den Haltern leichter. „Die sagen zu mir doch glatt, sie könnten dem Hund nicht gerecht werden und im Tierheim habe er es besser.“
Auch alte Hunde und Katzen werden immer öfter ins Tierheim abgeschoben. Mit der gleichen Begründung, man könne ihnen ja nicht mehr gerecht werden, jetzt wo sie so alt und krank seien und viel Betreuung bräuchten. „Und im gleichen Atemzug erzählen sie, dass sie sich jetzt lieber wieder ein junges, pflegeleichtes Tier holen wollen.“
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Weil die Vermittlung von problematischen Hunden immer wieder zu viel Ärger führt, ist Frank Weber dazu übergegangen, sehr lange dezidierte Verträge aufzusetzen. Da stehen die Probleme der Hunde drin und wie sie zu händeln sind. „Ich verheimliche den neuen Besitzern nichts, sage genau, worauf bei dem Hund geachtet werden soll, und trotzdem halten sich die Leute dann nicht dran.“ So müsse manch ein Tier, wie ihr bissiger Yorkshire „Pusteblume“, halt einen Maulkorb tragen oder ins Nebenzimmer gesetzt werden, wenn Besuch komme.
Natürlich gehen viele Hundehalter in Hamburg vorbildlich mit ihren Tieren um, nemen sich Zeit, lesen Ratgeber und gehen zur Hundeschule. An die anderen appelliert Frank Weber: „Übernehmen Sie Verantwortung für ihr Tier, schieben sie es bei Problemen nicht ab.“