• Julie (18), 12. Klasse, mit Filou.
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Tierbesitzer in der Pandemie: „Ohne Corona hätte ich nie einen Hund bekommen“

Sie bringen uns zum Lachen, obwohl schon wieder ein Brennpunkt zum verlängerten Lockdown läuft. Sie locken uns vom Sofa und zwingen uns, auch mal an was anderes zu denken, als immer nur an das Virus: Haustiere sind für viele Menschen zu einer wichtigen Stütze in der Pandemie geworden, egal ob es der verspielte Hund, die schläfrige Katze oder die lebhaften Papageien sind. Sie leisten Singles im Homeoffice Gesellschaft und bringen Leichtigkeit in das Leben von Familien am Rande des Nervenzusammenbruchs. Wir fragten in Hamburg (und auch in der Redaktion….): Wie hilft ihr Tier Ihnen durch die Corona-Zeit?

„Habe endlich Zeit für einen Hund“

Anna Meyer (32), Werberin aus Eimsbüttel, mit Zwerspitz-Dame Mascha (4).

Anna Meyer (32), Werberin aus Eimsbüttel, mit Zwergspitz-Dame Mascha (4).

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Florian Quandt

Anna Meyer (32), Werberin aus Eimsbüttel, mit Zwergspitz-Dame Mascha (4): „Ich habe Mascha seit Dezember. Ich wollte zwar schon immer einen Hund, doch hatte ich nie die Zeit, einen anzutrainieren. Das war nun wegen Corona anders. Es ist mega-schön zusammen. Wir mögen uns sehr und passen gut zusammen. Ein Hund bedeutet viel Verantwortung. Er hilft aber auch, dass ich vor die Tür komme. Wir sind jeden Tag draußen unterwegs. Ich war zwar nie einsam, doch es ist schon schön, jetzt nicht mehr allein auf der Couch chillen zu müssen.“

„Zum Durchhängen komme ich gar nicht“

Martina Krebs (54) aus Klein-Nordende mit ihren grünen Kongo-Papageien Tarzan und Jane.

Martina Krebs (54) aus Klein-Nordende mit ihren grünen Kongo-Papageien Tarzan und Jane.

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hfr

Martina Krebs (54) aus Klein Nordende (Kreis Pinneberg): „Zum Durchhängen wegen der Pandemie komme ich gar nicht, da die Versorgung der Vögel den Tag strukturiert. Neben Tarzan und Jane, meinen beiden Kongo-Papageien, habe ich ungefähr 50 Vögel in verschiedenen Volieren. Saubermachen, Obst schneiden, neues Wasser und Futter, die Volieren fegen, mit ihnen spielen und unterhalten , neue Spielzeuge basteln – da kommt man nicht auf traurige Gedanken, da man immer beschäftigt und gefordert ist. Ich muss sagen: Mein Leben hat sich durch Corona gar nicht stark geändert.“

„Katzen ist die Pandemie so schön egal“

Stephanie Lamprecht mit Bürogenossin auf vier Pfoten.

Stephanie Lamprecht mit Bürogenossin auf vier Pfoten.

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hfr

Stephanie Lamprecht (53), MOPO-Redakteurin, mit Katze Koosi: „Das Schöne an Katzen: Denen geht jede menschliche Aufgeregtheit zuverlässig am pelzigen Po vorbei. Ein Brennpunkt zur Mutation? „Mir doch egal, mein Napf ist leer, das ist der größere Skandal.“ Der Lockdown wurde noch mal verlängert? „Reg dich nicht auf, kraul‘ mir den Bauch.“ Die Inzidenz steigt? „Guck mal, ich sitz im Karton!“ Die totale Ereignislosigkeit im Alltag, die uns Homeoffice- und Homeschooling-Menschen zunehmend in den Wahnsinn treibt, kommt den Katzen gerade recht: Schön viel Zeit zum Pennen. Wenn ich mich gerade über irgendwas richtig schlimm aufregen will, dann sehe ich meine schlafenden Katzen an und reg mich wieder ab. Ich frage mich, wie das nach Corona werden soll. Ich kann ja schlecht die Kollegen in der Redaktion bitten, sich für mich leise schnorchelnd auf der Fensterbank zusammen zu rollen.“

„Ohne Corona hätte ich wohl nie einen Hund bekommen“

Julie (18), 12. Klasse, mit Filou

Julie (18), 12. Klasse, mit Filou.

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Julie (18), Schülerin (12. Klasse), mit Filou: „Seit ich elf bin, habe ich mir sehnlichst einen Hund gewünscht, aber erst als Corona kam, konnte ich meine Eltern überreden. Ich erklärte, dass jetzt die Zeit perfekt sei für einen Welpen, weil ich den ganzen Tag zuhause bin. Im Mai 2020 kam der kleine Filou in unsere Familie. Den Namen hatte ich mir schon mit elf Jahren ausgedacht. Er erleichtert mir den Lockdown extrem. Ich finde Online-Unterricht viel anstrengender als normale Schule, aber wenn Filou dabei liegt und ich ihn kraulen kann, das nimmt viel Stress von mir. Ich beteilige mich auch mehr am Unterricht. Ohne Filou würde ich wahrscheinlich auch nur drinnen hocken, aber mit ihm ist es immer lustig bei uns. Ich weiß, dass ich mein Leben viele Jahre lang auf Filou ausrichten muss, Urlaube, Wohnung, Studium, alles. Und ich freue mich sehr darauf.“

„Man ärgert sich nicht, dass alles zu ist“

Daina Kalnina (29), Erzieherin aus St. Pauli, mit Golden-Retriever-Dame Lila (1 Jahr)

Daina Kalnina (29), Erzieherin aus St. Pauli, mit Golden-Retriever-Dame Lila (1 Jahr).

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Florian Quandt

Daina Kalnina (29), Erzieherin aus St. Pauli, mit Golden-Retriever-Dame Lila (1): „Mein Freund und ich haben Lila zwar schon vor der Pandemie im Dezember 2019 geholt, im Nachhinein war es aber der goldrichtige Zeitpunkt. Als Erzieherin hatte ich im Lockdown plötzlich nichts mehr zu tun. Ohne Hund hätte ich kaum noch Grund gehabt, vor die Tür zu gehen. So aber konnte ich jeden Tag zum Gassigehen raus und hatte auf dem Hundeplatz wenigstens ein paar soziale Kontakte. Aber auch die Zeit mit Lila zu Hause war so schön, dass man sich gar nicht geärgert hat, dass alles zu ist. So ein Hund ist quasi wie ein Baby.“   

„Wir haben bekloppte Rituale entwickelt“

MOPO-Autorin Miriam Kaefert (41) mit ihren Hunden Grobi (l.) und Zumi und den Meerschweinchen Emil und Tiffy.

MOPO-Autorin Miriam Kaefert (41) mit ihren Hunden Grobi (l.) und Zumi und den Meerschweinchen Emil und Tiffy.

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hfr

„Grobi, Zumi, Tiffi und Emil ist der Lockdown schnuppe – Hunde brauchen keine Kneipen und Meerschweinchen laden keine Freunde ein. Und diese entspannte Gleichgültigkeit ist schon mal ein herrlicher Ausgleich: In den Gesprächen mit meinen Hunden und Meerschweinchen spielt die Pandemie keine Rolle.

Äh, Gesprächen? Ja, klar. Wir reden viel über Politik! Im Ernst: So wunderlich bin ich selbst im Homeoffice und einer Wohnung in der derzeit trostlosesten Gegend der Stadt (Kiez!) noch nicht geworden.

Was auch an meinen Haustieren liegt, die sich übrigens prima verstehen. Wie viel Freude und Fröhlichkeit fellige Freunde vermitteln, merke ich, wenn Freundin Jasmin die Hunde übers Wochenende entführt. Ganz ehrlich: Ich muss zwar abends spät und morgens früh nicht fröstelnd um den Block schleichen – aber die zwei fehlen mir total! Ich möchte in keiner WG leben – außer mit Vierbeinern. Das ist stressfrei, weil alle Zuständigkeiten klar definiert sind: Miete, Einkauf, putzen – darum kümmert kein (Meer)Schwein und kein Hund. Gut so. Dafür haben wir bekloppte Rituale entwickelt, sie bringen mich zum Lachen, Laufen und kurieren Pandemie-Phlegma mit vorwurfsvollem Quieken („Bring Möhrchen, aber flott!“) oder mit Schnauzenstubsern („Gassi, aber jetzt gleich!“).“

„Habe als Single immer was zu lachen“

Tatjana Popczyk (50) mit Katze Neila.

Tatjana Popczyk (50) mit Katze Neila.

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Quandt

Tatjana Popczyk (50) mit Neila und Lillith: „Ganz ehrlich, wenn ich meine beiden süßen Kätzchen Neila und Lillith nicht gehabt hätte, wäre ich im vergangenen Jahr so manches Mal sehr verzweifelt. Im Oktober 2019 habe ich mich entschieden, zwei niedlichen Kitten ein neues Zuhause zu geben. Und dann kam Corona: Keine Freunde mehr treffen oder nur ganz selten, weil alle Panik haben. Als Single ohne körperliche Streicheleinheiten, Nähe und Gespräche heißt das: Verunsicherungen auf ganzer Linie, dazu Homeoffice. Aber meine beiden Süßen bereiten mir einfach täglich so unglaublich viel Freude! Ich habe immer etwas zum Lachen und so manche Zoom-Konferenz wird lockerer, weil plötzlich ein Katzenschwanz durchs Bild spaziert.“

„Ein Hund ersetzt die Sozialkontakte“

Nina Twardy (33), Biologin aus Schenefeld und Tobias Kaestle (34), IT-ler mit Mischlingsdame Mira (2)

Nina Twardy (33), Biologin aus Schenefeld und Tobias Kaestle (34), IT-ler mit Mischlingsdame Mira (2).

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Florian Quandt

Nina Twardy (33), Biologin aus Schenefeld und Tobias Kaestle (34), IT-ler mit Mischlingsdame Mira (2): „Ich hatte früher einen Hund und wollte immer wieder einen haben. Im Oktober 2020 haben wir uns dann Mira aus dem Tierheim geholt. Wir gehen viel mehr spazieren, als man das allein tun würde. Sie ersetzt auch ein Stück weit die Sozialkontakte. So ein Hund ist einfach Balsam für die Seele“, sagt Nina. Freund Tobias Kaestle (34), IT-ler: „Morgens kommt Mira ins Bett und legt sich dazu. Dann kann man nochmal eine Runde dösen. Herrlich entspannt.“

„Der Hund steht mehr im Mittelpunkt als früher“

Sandra Sabel-Stoll (51) und Wolfram Sabel (57) mit den Hunden Frieda (11, kleiner Hund) und Kalle (2).

Sandra Sabel-Stoll (51) und Wolfram Sabel (57) mit den Hunden Frieda (11, kleiner Hund) und Kalle (2).

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Patrick Sun/ Patrick Sun

Sandra Sabel-Stoll (51) und Wolfram Sabel (57, beide Diplom-Psychologen, Uhlenhorst) mit den Hunden Frieda (11, kleiner Hund) und Kalle (2): „Unsere Hunde haben wir schon seit dem sie Jungtiere waren. Die Beiden sind immer mit dabei, selbst in die Praxis kommen sie mit. Die Tiere sind ein Gewinn, da sie Anlass bieten raus zu gehen – egal wie das Wetter ist. In der Praxis erleben wir auch, dass die Patienten sich ihren kompletten Tag nach dem Hund strukturieren. Der Hund steht also mehr im Mittelpunkt und man hat auch mehr Kontakte durch einen Hund. Es ist also wie ein Highlight, wenn man raus geht. Wir stellen fest, es haben jetzt mehr Menschen einen Hund als noch vor der Pandemie.“

„Haben in der Pandemie mehr Zeit für den alten Hund“

Rüdiger Busche (51, GF Online Marketing, Wandsbek) mit Hund Otis (17)

Rüdiger Busche (51, GF Online Marketing, Wandsbek) mit Hund Otis (17).

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Patrick Sun

Rüdiger Busche (51, GF Online Marketing, Wandsbek) mit Hund Otis (17): „Ich habe den Hund seit klein auf. Es hat sich in der Pandemie nicht viel verändert. Aber der Hund ist schon eine Entlastung – er versteht sich prima mit meinem Sohn (6) und die beiden verbringen viel Zeit miteinander. Otis ist schon sehr alt, wir behandeln ihn inzwischen auch wie ein Baby und sind mehr draußen als sonst. Er wird auch bald gehen, um so schöner, dass wir nun in der Pandemie mehr Zeit mit ihm verbringen können.“

„Kann mich bei Unterricht besser konzentrieren“

Joshua (13) aus Neugraben hat Golden Retriever Milo (1) im Lockdown ein paar Tricks beigebracht

Joshua (13) aus Neugraben hat Golden Retriever Milo (1) im Lockdown ein paar Tricks beigebracht, etwa: Taschentücher bringen. 

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Bettina Blumenthal Lokal/ Bettina Blumenthal

Joshua (13) mit Golden Retriever Milo: „Milo ist ein Wunschhund. Dass er am 29. Februar 2020 zu uns kam, zwei Wochen vor dem ersten Lockdown, war ein Zufall. Ich fand das super. Wenn ich mit Milo draußen war, kann ich mich beim Online-Unterricht viel besser konzentrieren. Für Milo war das auch toll, er hatte sein Rudel immer um sich. Ich habe ihm schon viele Kunststücke beigebracht, zum Beispiel Taschentücher holen oder Socken ausziehen. Highfive kann er auch. Es ist schön, dass man mit einem Hund immer eine Aufgabe hat. Milo ist ein Glück für unsere ganze Familie.“

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