Drama vor den Toren Hamburgs: Frau tötet ihren Mann, ihre Söhne, ihre Nachbarin
Es geht Elisa H. nicht gut, das wissen in ihrem Umfeld alle. Von Herzproblemen ist die Rede, aber auch von einer „Gemütskrankheit“. Am 21. Dezember 1971 greift die 43-Jährige zu einer Pistole und erschießt in ihrer Wohnung ihren Mann Kurt (46), die Söhne Joachim (16) und Klaus (12) sowie ihre Freundin und Nachbarin Hilde B. (45). Anschließend tötet sie sich selbst.
Es war 19.40 Uhr, als der Techniker Kurt B. (46) von der Arbeit nach Hause in die Bahnhofsstraße 17 in Wedel (Kreis Pinneberg) kommt. Doch seine Frau Hilde ist nicht da. Eines seiner Kinder sagt ihm, sie sei wohl drüben bei der Nachbarin Elisa H. Als Kurt B. dort nachschauen geht, steht die Wohnungstür auf. Er betritt die Wohnung – und findet fünf Leichen, auch seine Frau ist unter den Toten.
- Deutsch (Deutschland)
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Es geht Elisa H. nicht gut, das wissen in ihrem Umfeld alle. Von Herzproblemen ist die Rede, aber auch von einer „Gemütskrankheit“. Am 21. Dezember 1971 greift die 43-Jährige zu einer Pistole und erschießt in ihrer Wohnung ihren Mann Kurt (46), die Söhne Joachim (16) und Klaus (12) sowie ihre Freundin und Nachbarin Hilde B. (45). Anschließend tötet sie sich selbst.
Es war 19.40 Uhr, als der Techniker Kurt B. (46) von der Arbeit nach Hause in die Bahnhofsstraße 17 in Wedel (Kreis Pinneberg) kommt. Doch seine Frau Hilde ist nicht da. Eines seiner Kinder sagt ihm, sie sei wohl drüben bei der Nachbarin Elisa H. Als Kurt B. dort nachschauen geht, steht die Wohnungstür auf. Er betritt die Wohnung – und findet fünf Leichen, auch seine Frau ist unter den Toten.
Elisa H. hat die Tatwaffe, eine belgische FN-Pistole vom Kaliber 6,35 Millimeter, noch in der Hand. Schnell sind Dutzende Polizisten und Kripo-Leute vor Ort und rekonstruieren den wahrscheinlichen Ablauf des Verbrechens.
Bluttat in Wedel: Auch die Nachbarin muss sterben
Die Beamten gehen davon aus, dass Hilde B. die Schüsse in der Nachbarwohnung gehört hat und hinüber gelaufen ist. Die beiden Familien sind seit 20 Jahren befreundet. Hilde B. hat ihrer herzkranken Freundin Elisa H. oft geholfen, sie aufgemuntert und aufgefordert, doch öfter mal unter Menschen zu gehen. Elisa H. war krank, sie soll auch ein „Nervenleiden” gehabt und oft unter Weinkrämpfen gelitten haben. Sie kapselt sich immer mehr ab – und fasst schließlich den Entschluss, allem ein Ende zu machen.
Für die Itzehoer Mordkommission ist die Motivlage der Täterin allerdings gar nicht entscheidend, schließlich ist der Fall eindeutig geklärt. Was die Ermittler allerdings noch wochenlang beschäftigt, ist die Frage: Woher hat die biedere Hausfrau eine scharfe Pistole?
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Die Ermittler vermuten schließlich, dass ihr ein Familienmitglied die Pistole beschafft hat. Denn Elisa H. hatte immer Angst, wenn sie allein war. Die Hausfrau hatte ihrer Ärztin oft von ihren Ängsten erzählt. Die Wedeler Hausärztin schickte ihre Patientin zu Fachärzten nach Blankenese und ins Hamburger UKE. Doch keine Therapie zeigt Wirkung.
Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Bahnhofstraße in Wedel) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 63-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“. Über das Drama in Wedel vor 51 Jahren sagt er: „Dass eine Frau in ihrer Verzweiflung ihre Familie auslöscht und sich dann selbst tötet, ist extrem selten. In den meisten Fällen begehen solche Tötungsdelikte Männer. Oft wird für dieses Delikt der Begriff ,Erweiterter Suizid‘ verwendet. Was aber meiner Meinung nach eine Verharmlosung solcher Taten darstellt.
Kurz vor den tödlichen Schüssen sagt Elisa H. noch zu einer Bekannten: „Weihnachten gibt es bei uns in diesem Jahr nicht.” Die Frau maß der Bemerkung keine Bedeutung bei, dachte, Elisa H. habe vielleicht in der Zeitung gelesen, dass viele Deutsche nicht mehr traditionell Weihnachten feiern. Aber das meinte Elisa H. nicht.