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Strategien gegen Corona: Müssen bald nur die Alten und Kranken zu Hause bleiben?

Deutschland hat Hausarrest – die Corona-Epidemie zwingt das Land zur Vollbremsung. Viele plagt allmählich der Lagerkoller, Wirtschaftsexperten prophezeien düstere Zeiten – und allmählich bröselt die breite Akzeptanz in der Bevölkerung für Ausgangsbeschränkungen und Zwangsschließungen. Wäre es nicht sinnvoller, nur die Risikogruppen – Alte und Vorerkrankte – abzuschotten?

Schon äußern die ersten Politiker solche Überlegungen, obwohl die gegen die Gleichbehandlung aller Bürger verstoßen würde: Kanzleramtschef Helge Braun etwa schlug in einem Video auf der Studenten-App „Jodel“ vor: „Junge Menschen, die nicht zu den Risikogruppen gehören, dürfen wieder mehr auf die Straße“ – das berichtet die „Welt“.

In diese Richtung überlegt auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in einem Interview mit der „Zeit“: „Wir werden die Älteren also möglicherweise über mehrere Monate bitten müssen, ihre Kontakte stark einzuschränken und im Zweifel zu Hause zu bleiben“ – um „gleichzeitig an anderen Stellen wieder normales Alltagsleben ermöglichen.“

Corona-Stillstand in Deutschland: Wirtschaftlicher Schaden enorm

Denn der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Schon ein Monat Stillstand des öffentlichen Lebens könnte dem Ifo-Institut zufolge im besten Fall 152 Milliarden Euro Schaden anrichten, drei Monate Shutdown könnten Verluste von bis zu 729 Milliarden Euro nach sich ziehen.

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Hinzu kommen die psychischen Belastungen durch den Verlust von sozialen Kontakten. Psychologen befürchten eine Zunahme von Selbstmorden und häuslicher Gewalt.

Schwedens Strategie gegen Corona: Abschottung der Risikogruppen

In Schweden setzt man bereits auf den Weg der Abschottung von Risikogruppen. Die eine Regel lautet: Ältere und Vorerkrankte sollen, so gut es geht, isoliert zu Hause bleiben, keine Besuche empfangen und öffentliche Verkehrsmittel meiden. Dasselbe gilt für alle, die bei sich Krankheits-Symptome feststellen. Ansonsten geht das Alltagsleben wie gewohnt weiter.

„Wenn man diese beiden Regeln befolgt, braucht man keine weiteren Maßnahmen, deren Effekt sowieso nur sehr marginal ist“, sagt der Epidemiologe Anders Tegnell von der schwedischen Behörde für Volksgesundheit in der „Zeit“. Seine Methode ist auch unter schwedischen Fachleuten sehr umstritten. Ob dies der richtige Weg ist, ist noch unklar – ebenso wie die Frage, ob dieser Weg auch für Deutschland der richtige sein könnte. (mp)

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