Schönheits-OP durch Heilpraktikerin wird zum Albtraum
Rund vier Jahre liegt die misslungene Schönheit-OP mittlerweile zurück, im Amtsgericht Wandsbek hat am Donnerstag der Prozess begonnen. Damals verliert Anja Hinze ihr natürliches Gesicht. Sie erstattet Anzeige. Dreimal werden die Verhandlungstermine verschoben. Und auch dieses Mal scheint der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen Heilpraktikerin Hanna M. wegen gefährlicher Körperverletzung ins Leere zu laufen – die Angeklagte erscheint nicht. Doch so leicht kommt sie diesmal nicht davon.
Rund vier Jahre liegt die misslungene Schönheit-OP mittlerweile zurück, im Amtsgericht Wandsbek hat am Donnerstag der Prozess begonnen. Damals verliert Anja Hinze ihr natürliches Gesicht. Sie erstattet Anzeige. Dreimal werden die Verhandlungstermine verschoben. Und auch dieses Mal scheint der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen Heilpraktikerin Hanna M. wegen gefährlicher Körperverletzung ins Leere zu laufen – die Angeklagte erscheint nicht. Doch so leicht kommt sie diesmal nicht davon.
Anja Hinze vor dem folgenreichen Eingriff: Eine dunkelhaarige Frau, die zehn Jahre jünger aussieht. Ihre Haut ist gepflegt. Unter den langen, dunklen Wimpern leuchten ihre blauen Augen. Eine dunkelrosa Linie umrahmt ihre schmalen Lippen. Die Augenbrauen sind akkurat nachgemalt – sie schminkt ihr Gesicht mit sehr viel Sorgfalt. Anja Hinze ist damals 52 Jahre alt, als sie so aussieht. Dann begibt sich die Frau aus der Nähe von Flensburg in Behandlung.
Hamburg: Kundin nach Kosmetikbehandlung entstellt
Am 27. Mai 2018 will sich Anja Hinze einer leichten Faltenbehandlung in einem Schönheitssalon an der Bargteheider Straße (Rahlstedt) unterziehen. Hyaluronsäure soll dafür verwendet werden. Über eine Freundin wird ihr die Heilpraktikerin Hanna M. empfohlen. Nur 160 Euro soll die Behandlung kosten.
Die Angeklagte Hanna M. soll zu diesem Zeitpunkt Leiterin einer kosmetischen Schulung gewesen sein und ihre Schüler:innen beauftragt haben, die Behandlung durchzuführen. „Ich sollte als Modell für eine ihrer Schüler:innen zur Verfügung stehen“, sagt Hinze.
Ohne jegliche Aufklärung wird mit der Gesichtsfaltenunterspritzung begonnen. Hinze erfährt nichts über die Risiken des Eingriffs. Weder Nadeln noch das Gesicht der Kundin werden desinfiziert, schließlich wird die Behandlung auch noch falsch durchgeführt. Die Folge: Hinzes Gesicht schwillt an. Sie erleidet mehrere Abszesse, muss stationär behandelt werden und sich drei Operationen unterziehen.
„Ich habe jetzt mehr Falten als vorher“
„Ich wollte meine Nasolabialfalte mit Hyaluron behandeln lassen und die Glabella loswerden“, so Anja Hinze über ihre missglückte Schönheitsoperation in Hamburg vor rund vier Jahren. Die Glabella ist die Region zwischen den Augenbrauen, die Nasolabialfalte die Falte zwischen Nase und Mund. „Schließlich war ich in fünf Wochen dreimal in Kliniken in Vollnarkose und habe jetzt mehr Falten als vorher“, sagt Hinze. Sie erstattet Anzeige gegen Hanna M.
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Hanna M. ist nach Angaben eines Gerichtssprechers bereits vorbestraft. Das Amtsgericht Bielefeld habe sie am 12. August 2020 wegen Urkundenfälschung und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz zu einer Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren Haft verurteilt. In das Urteil wurde eine frühere Strafe wegen Steuerhinterziehung einbezogen.
Nicht zum ersten Mal: Prozess-Beginn am Donnerstag scheitert
Aufgrund der andauernden Pandemie und einem krankheitsbedingten Ausfall kann der aktuelle Prozess in den vergangenen vier Jahren jedoch nicht stattfinden. Und auch am Donnerstag scheitert ein neuer Versuch. Hanna M. erscheint nicht. „Die Angeklagte hat sich heute morgen telefonisch gemeldet und gesagt, sie habe Krankheitssymptome, die auf eine Corona-Infektion hindeuten“, so die Richterin am Donnerstag im Amtsgericht Wandsbek. Ein Attest habe sie nicht vorgelegt.
Anja Hinze erscheint zu dem Prozess als Zeugin, wird vom Gericht aber nicht mehr vernommen. Sie trägt eine FFP2-Maske, eventuelle Spätfolgen der missglückten Behandlung sind nicht zu sehen. Die heute 55-jährige hat sich modisch gekleidet mit Löcher-Jeans, grauem Rollkragenpullover, einer strassbesetzten Sweatshirtjacke, verzierten Stiefeletten und einem dunklen Kunstpelzmantel. Ihre braunen Haare hat sie mit einer silbernen Glitzerklammer zusammengesteckt.
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Eine achtmonatige Freiheitsstrafe auf Bewährung fordert die Staatsanwaltschaft im Rahmen eines Strafbefehls, die Richterin stimmt zu. Die Angeklagte hat nun zwei Wochen Zeit, Einspruch einzulegen. Sollte der Strafbefehl rechtskräftig werden, könnte ihr eine Ladung zum Haftantritt drohen.
Anja Hinze hat die Heilpraktikerin auch in einem Zivilverfahren auf Schmerzensgeld verklagt. Das Landgericht Flensburg habe der 55-Jährigen in einem Versäumnisurteil 12.000 Euro zugesprochen, sagte ein Gerichtssprecher. (sd/dpa)