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  • Foto: Ernst Klett Verlag/dpa

Rassismus-Debatte an Hamburger Grundschule: „Indianerheft“ spaltet die Elternschaft

Eimsbüttel –

Das Übungsbuch „Mein Indianerheft“ sorgt weiterhin für Diskussionen an der Eimsbütteler Grundschule Lutterothstraße. Einige Eltern hatten sich darüber beschwert, dass das Arbeitsheft noch immer im Unterricht verwendet wird. Jetzt meldet sich die andere Seite der Elternschaft — und verteidigt das „Indianerheft“.

„Wir haben echt andere Probleme, als eine Diskussion um so ein Übungsbuch“, so die Aussage einer Mutter. Ihre siebenjährige Tochter geht in die zweite Klasse der Grundschule Lutterothstraße und benutze das „Mein Indianerheft“ bereits im zweiten Jahr.

Als die 43-Jährige aus Eimsbüttel den Artikel über die Rassismus-Debatte bezüglich des Übungsheftes vom Klett-Verlag gelesen hatte, wandte sie sich direkt an die MOPO.

Übungsbuch „Mein Indianerheft” sorgt für Diskussionen

„Das wurde in der Schule selbst nicht einmal angesprochen!“, sagt die Selbstständige. „Die Klassenlehrer haben das nicht an die Elternschaft herangetragen und es gab bisher keine Debatte darüber.“ Deshalb sei sie von dem Vorfall auch so überrascht gewesen — genau wie nach ihrer Aussage andere Eltern.

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„Auf dem Cover des Übungsheftes ist nur ein Indianer abgebildet, der nach Lösungen sucht und Mathematik macht“, fährt sie fort, „ich verstehe nicht, was daran rassistisch sein soll. Darf ich meinem Kind jetzt nicht einmal mehr ‚Yakari‘ zeigen?“

Von Yakari inspiriert: Das Übungsheft „Mein Indianerheft”

Die Serie „Yakari“ handelt von dem gleichnamigen Indianerjungen, der mit seinem Pferd „Kleiner Donner“ Abenteuer erlebt. 2008 liefen die Folgen erstmals auf dem Sender „Kika“ . Die Übungsbücher „Mein Indianerheft“ für die Schulfächer Deutsch, Mathematik und Sachkunde gibt es seit dem Jahr 2013.

Auf MOPO-Nachfrage, ob das nicht kritischer zu betrachten sei, dass der abgebildete Indianer auf dem Übungsheft kolonialistische Stereotypen reproduziere, antwortet die 43-Jährige: „Ich finde es ein bisschen zu viel verlangt, dass Erstklässler verstehen sollen, was damals los war. Man kann auch ganz viel in Bezug auf Rassismus ändern, ohne dass man alles direkt stigmatisiert.“

Debatte um Übungsheft-Reihe: Das sagt der Verlag

Der Klett-Verlag hatte von Restbeständen gesprochen, die es derzeit noch an Schulen gebe. Die Übungsheftreihe heiße schon seit längerer Zeit „Meine Anoki-Übungshefte“. Nach der Namensanpassung erfolge in einem nächsten Schritt die visuelle Anpassung, die dann auf jegliche Bezüge zur indigenen Bevölkerung verzichten werde. „Wir teilen die Ansicht, dass sich Schülerinnen und Schüler heute kritisch mit den Themen (Post)Kolonialismus, Rassismus, Diversität und Migration auseinandersetzen müssen“, so der Verlag.

Die Debatte um die Darstellung der Native Americans ist in Hamburg nicht neu. Vor etwa anderthalb Jahren wurde bereits hitzig über das Faschingskostüm-Verbot in einer Ottenser Kita deutschlandweit diskutiert.

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