Eine Frau schneidet sich als Zeichen des Protests gegen das iranische Mullah-Regime einige Haare ab.
  • Mit dem Abschneiden der Haare zeigen sich weltweit Frauen solidarisch mit der im Iran getöteten Mahsa Amini. Die 22-Jährige hatte Teile ihrer Haare öffentlich gezeigt und war dafür von der Sittenpolizei festgenommen und mutmaßlich zu Tode gefoltert worden.
  • Foto: picture alliance/dpa/Markus Scholz

Protest in Hamburg: Frauen schneiden sich vor Moschee die Haare ab

Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini haben erneut Hunderte Menschen in Hamburg gegen Menschenrechtsverletzungen im Iran und gegen das Islamische Zentrum (IZH) demonstriert. Am Tag der offenen Moscheen bekam ein prominentes Gebetshaus ungebetenen Besuch – und einige Demonstrant:innen griffen zu drastischen Mitteln.

Der Protest sei friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. An einer Kundgebung hätten sich etwa 450 Menschen beteiligt. Zu der Aktion in Sichtweite der Blauen Moschee an der Alster hatten die Kulturbrücke Hamburg und der Verein Säkularer Islam Hamburg aufgerufen. Erst am 26. September hatte sich ein als Paketbote getarnter Mann Zutritt zu dem Gebäude an der Schönen Aussicht verschafft und das Foyer mit roter Farbe verunreinigt.

Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen im Iran: Hunderte Menschen demonstrierten. Patrick Sun
Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen im Iran: Hunderte Menschen demonstrierten.
Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen im Iran: Hunderte Menschen demonstrierten.

Protest in Hamburg: Demonstranten fordern Schließung des IZH

Mehrere Frauen schnitten sich bei der Kundgebung am Montag aus Protest die Haare ab, wie ein dpa-Fotograf beobachtete. Auch ein Mann mit längeren Haaren habe sich symbolisch Haare abschneiden lassen. Auf Schildern forderten Demonstranten, das IZH sofort zu schließen. Das Islamische Zentrum, das die Blaue Moschee an der Alster betreibt, wird vom Landesamt für Verfassungsschutz als Außenposten des Irans in Europa betrachtet.

Das IZH beteiligte sich nach eigenen Angaben am Montag am Tag der offenen Moschee. Das bundesweite Motto des Tages der offenen Moschee lautete „Knappe Ressourcen – große Verantwortung“. Der Koordinierungsrat der Muslime erklärte dazu: „Die Bewahrung der Schöpfung und ein verantwortungsvoller Umgang mit ihr gehören zu den wichtigsten religiösen, gemeinschaftlichen, aber auch individuellen Aufgaben der Muslime.“

Hamburg: Proteste auch am Wochenende

Nach Angaben der Schura, dem Rat der Islamischen Gemeinschaften, wollten 16 Moscheen in der Hansestadt ihre Pforten öffnen. Zudem sollte die Al-Nour-Moschee in Hamburg-Horn, die früher eine Kirche war, offen stehen. Auch die Ahmadiyya-Gemeinschaft wollte Besucher in ihrer Fazle-Omar-Moschee im Stadtteil Lokstedt willkommen heißen. An den Tag der offenen Moschee schließt sich nach Angaben der Schura bis Samstag eine Islamwoche mit Veranstaltungen an.

Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Iranerin erzählt: Auch hier zittere ich vor den Mullahs

Hunderte Menschen haben am Montag friedlich vor der Blauen Moschee protestiert. Patrick Sun
Hunderte Menschen haben am Montag friedlich vor der Blauen Moschee protestiert.
Hunderte Menschen haben am Montag friedlich vor der Blauen Moschee protestiert.

Bereits am Samstag hatten in Hamburg mehrere Tausend Menschen demonstriert. Teilnehmer riefen „Weg, weg, weg – Mullahs müssen weg“ und „Frauen, Leben, Freiheit“. Die Veranstaltungen am Samstag seien friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. Allein an einem Aufzug, der auch über die Mönckebergstraße führte, nahmen demnach rund 4000 Menschen teil. Eine weitere Protestaktion gab auf dem Rathausmarkt. Teilnehmer legten Plakate und eine Perücke mit roter Farbe auf den Boden.

Das könnte Sie auch interessieren: Irans Sittenpolizei – so brutal sind die Handlanger des Regimes

Hintergrund der Spannungen sind Proteste Oppositioneller im Iran wegen des Todes der 22 Jahre alten Mahsa Amini. Sie war von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen worden und am 16. September unter ungeklärten Umständen gestorben. Die Demonstranten sprechen von Polizeigewalt, die Behörden weisen dies entschieden zurück. Am Wochenende gab es in mehreren deutschen Städte Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen im Iran. (dpa/ncd)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp