Festnahme am Airport: Das wissen wir über den mutmaßlichen Bahn-Schubser
Ein 56-jähriger Radfahrer wird am Bahnhof Ohlsdorf geschubst – und stirbt. Das Opfer wurde absichtlich angerempelt, so die Erkenntnis der Polizei. Zwei Tage später wird ein Verdächtiger am Hamburger Flughafen verhaftet: 62, nicht vorbestraft, Brillenträger. Henry L. soll der Rempler heißen. Für die Polizei ist die Tat aufgeklärt. Doch eine Frage bleibt: Was ist sein Motiv gewesen?
Ein 56-jähriger Radfahrer wird am Bahnhof Ohlsdorf geschubst – und stirbt. Das Opfer wurde absichtlich angerempelt, so die Erkenntnis der Polizei. Zwei Tage später wird ein Verdächtiger am Hamburger Flughafen verhaftet: 62, nicht vorbestraft, Brillenträger. Henry L. soll der Rempler heißen, er kam in Untersuchungshaft. Für die Polizei ist die Tat nun aufgeklärt. Doch eine Frage bleibt: Was ist sein Motiv gewesen?
18.08 Uhr, Donnerstag, Hamburg Airport in Fuhlsbüttel: Die Eurowings-Maschine 7175 aus München landet mit achtminütiger Verspätung. Sie rollt an den „Finger“ – so nennt sich der Tunnel zwischen Flugzeug und Gate –, Passagiere steigen aus.
Hamburg: Das ist der mutmaßliche Bahn-Schubser von Ohlsdorf
Darunter auch der 62-Jährige aus Alsterdorf, der sich die vergangenen zwei Tage auf Geschäftsreise befand. Er wird kurz darauf von Ermittlern der Mordkommission abgefangen und über eine Seitentreppe aus dem Flieger geführt. Sie eröffnen ihm den Tatvorwurf, präsentieren den Haftbefehl wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Dann legen ihm die Beamten Handschellen an. In einem VW-Bus geht es ins Polizeipräsidium.
Bei der Verhaftung werden auch Beweise sichergestellt. Interessant: L. trägt zu diesem Zeitpunkt ein blaues Hemd – die Polizei schrieb beim Zeugenaufruf nach der Tat von einem Mann mit blauem Hemd. Möglich, dass L. dasselbe Hemd sowohl zur Tatzeit als auch zur Verhaftung trug.
Der 62-jährige Tatverdächtige werde zeitnah einem Haftrichter vorgeführt, teilt Liddy Oechtering, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, der MOPO mit. „Es besteht Fluchtgefahr“, sagt sie. Henry L. ist nicht vorbestraft, weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft haben in Hamburg gegen ihn vor vergangenem Dienstag ermittelt.
Die Mordkommission hatte beim zuständigen Richter einen Haftbefehl erwirkt, nachdem die den mutmaßlichen Täter – auch dank des ausgewerteten Videomaterials vom Ohlsdorfer Bahngleis – identifiziert hatte. Die genauen Umstände der Identifizierung sind aber noch nicht ganz klar: Wie die MOPO erfuhr, soll sich der Mann schon vor seiner Verhaftung bei der Polizei gemeldet, aber nicht explizit gestellt haben. Ermittler wollen in den kommenden Vernehmungen für Klarheit sorgen. Und auch das Motiv des mutmaßlichen Täters herausfinden.
Radler in den Tod geschubst: Was war das Motiv?
Bisher gibt es nur Theorien. Eine: Der 62-Jährige fühlte sich von dem Radfahrer gestört, als dieser mit einem Fuß auf dem Pedal seines Fahrrades stehend über den Bahnsteig rollte. Möglicherweise sorgte auch allgemeiner Hass auf Fahrradfahrer für eine Impulsreaktion. Dass sich Opfer und der 62-Jährige kannten, scheint unwahrscheinlich. Polizeisprecher Florian Abbenseth: „Die Ermittlungen der Mordkommission und der Abteilung für Kapitaldelikte der Staatsanwaltschaft dauern an.“