Senator warnt: Heizlüfter können zum Blackout führen
„Wir bekommen einen schweren Winter, es droht eine Gasmangellage“, sagte Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) bei der Verkündung des Hamburger Energiesparplans. Insgesamt 25 Punkte hat sich der Senat überlegt, um in öffentlichen Einrichtungen den Energiebedarf zu senken. Auch privat sind die Hamburger:innen aufgerufen, ihren Teil dazu beizutragen. Die MOPO beantwortet die wichtigsten Fragen: Was jetzt geplant ist und wen es betrifft. Und warum im großen Stil eingesetzte Heizlüfter in einzelnen Straßenzügen zum Kollaps des Stromnetzes führen könnten.
„Wir bekommen einen schweren Winter, es droht eine Gasmangellage“, sagte Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Dienstag bei der Verkündung des Hamburger Energiesparplans. Insgesamt 25 Punkte hat sich der Senat überlegt, um in öffentlichen Einrichtungen den Energiebedarf zu senken. Auch privat sind die Hamburger:innen aufgerufen, ihren Teil beizutragen. Die MOPO beantwortet die wichtigsten Fragen: was jetzt geplant ist und wen es betrifft. Und warum im großen Stil eingesetzte Heizlüfter in einzelnen Straßenzügen zum Kollaps des Stromnetzes führen könnten.
Warum müssen wir Strom sparen, wenn doch das Gas knapp ist?
„Durch die Vernetzungen im Energiesektor gibt es Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Energieträgern, da die Strom– und Fernwärmeerzeugung teilweise über Gaskraftwerke erfolgt“, erläutert Umweltsenator Jens Kerstin (Grüne).
Wie betrifft mich das als Privatperson?
Um Gasimporteure zu unterstützen, müssen Kunden in Deutschland ab dem Herbst mehr für ihr Gas bezahlen: die Gasumlage. Derzeit prüft Hamburg noch, ob städtische Fernwärme- und Gaskundinnen und -kunden möglicherweise von der Gasumlage verschont bleiben können.
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Die Sorge, im Winter nicht mehr heizen zu können, treibt allerdings viele Hamburger:innen zum Kauf von elektrischen Heizlüftern. Davon rät Hamburgs Umweltsenator Kerstan strikt ab: „Bitte kaufen Sie sich keine elektrischen Heizlüfter und keine elektrischen Radiatoren. Sie ruinieren sich damit finanziell.“ Strom zum Heizen koste vier Mal so viel wie Gas. Hinzu komme, dass solche im großen Stil eingesetzten Heizlüfter in einzelnen Straßenzügen zum Kollaps des Stromnetzes führen könnten.
Was ändert sich in den Büros der Stadt?
In den Büros der Stadt wird es eine Reihe von Änderungen geben, hier sind einige zentrale Punkte aus der Liste: Die Raumtemperatur in den Büros der Stadt wird auf 20 Grad reduziert, außerdem ist die Warmwasserversorgung in Teeküchen und Sanitäranlagen weitgehend eingestellt. Kühlschränke dürfen auf maximal sieben Grad eingestellt sein, denn für einen Großteil der Stromerzeugung wird Gas benötigt. Darüber hinaus dürfen Klimaanlagen in den Büros die Temperatur nur noch auf maximal 26 Grad kühlen.
Um den Energieverbrauch beim Lüften zu reduzieren, soll das Stoßlüften zur Regel werden, mobile Luftreinigungsgeräte in gut zu belüftenden Räumen sollen abgeschaltet werden und raumlufttechnische Anlage sollen in ihren Normalzustand (vor der Pandemie) rückversetzt werden. Das gilt auch für die Luftfilter an Schulen.
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Die Nutzung privat beschaffter Kleingeräte wie Heizlüfter und Ventilatoren wird grundsätzlich unterbunden. Nicht genutzte Geräte müssen ausgeschaltet werden, wie zum Beispiel Steckerleisten nach Dienstschluss. Die Nutzung von Aufzügen wird eingeschränkt, soweit es die Zugangsmöglichkeiten für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht beeinträchtigt. Paternoster werden ausgeschaltet.
Was ändert sich im Stadtbild?
Denkmäler und öffentliche Gebäude sollen in Zukunft weitgehend nicht mehr beleuchtet werden. Mehrere deutsche Städte wie Berlin, Stuttgart, Köln und Essen haben bereits ähnliche Sparmaßnahmen angekündigt.
Weiterhin hat der Senat beschlossen, dass Wege in Park- und Grünanlagen, bezirkliche Sportanlagen und Jogging-Strecken nicht mehr beleuchtet werden sollen, allerdings „ohne die Verkehrssicherung der Wege zu gefährden oder Angsträume zu schaffen“. Alle Brunnenanlagen, wie etwa die Alsterfontäne oder Wasserspiele in Planten un Blomen, sollen ab dem 15. September nicht mehr sprudeln.
Gibt es Kritik an den Plänen?
Von den Umweltverbänden NABU und BUND gab es Kritik an den Senatsplänen. Der NABU kritisierte, dass auch auf ressourcenintensive Großveranstaltungen wie Cruise Days, Harley Days oder den Hafengeburtstag verzichtet werden sollte. Der BUND gab zu bedenken, dass es stärkere Anreize für Privathaushalte, Schulen und Unternehmen geben müsse und der Verkehrssektor einbezogen werden sollte. Auch die Opposition in der Bürgerschaft übte Kritik. Das Abschalten von Lichtern dürfe nicht zu mehr Unsicherheit im Dunkeln führen, mahnte Anna von Treuenfels von der FDP.
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„Der Senat gibt weiter keine Antworten, wie Bürgerinnen und Bürger entlastet und Arbeitsplätze gesichert werden sollen“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Er forderte, das Kohlekraftwerk Moorburg zu reaktivieren. Die FDP kritisierte ebenfalls die Abschaltung des Kraftwerks. „Der Senat kann den Menschen für den nächsten Winter nicht verlässlich zusagen, dass Dulsberg genauso von den Maßnahmen betroffen ist wie die Elbvororte. Das birgt sozialen Sprengstoff!“, sagte Stephan Jersch, Umweltexperte der Linksfraktion.
Warum müssen wir das alles tun?
Aus Sorge vor einem Gasmangel im Herbst oder Winter hat die EU-Kommission einen Gas-Notfallplan aufgestellt: Die Mitgliedsstaaten sollen ihren nationalen Gasverbrauch um 15 Prozent gegenüber ihrem durchschnittlichen Verbrauch zwischen 2016 und 2021 senken. Der Hamburger Senat hat daher am Dienstag ein Maßnahmenpaket beschlossen.