• Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher sprach am Montagabend beim ARD-Talk „hart aber fair“ übe Corona.
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Im ARD-Talk „hart aber fair“: Hamburgs Bürgermeister kritisiert Corona-Vorgehen

So deutlich erlebt man Peter Tschentscher (SPD) auch nicht alle Tage. Beim ARD-Talk „hart aber fair“ hat Hamburgs Bürgermeister gemeinsam mit Moderator Frank Plasberg und weiteren Gästen über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland diskutiert – und dabei kritische Worte gefunden.

Insbesondere der Umgang mit den Urlaubs-Rückkehrern und die Art und Weise, wie getestet wird, stößt Tschentscher übel auf. „Wenn zwei Tage vor der Reiserückkehr ein Test gemacht wird, dann ist das falsch“, sagt er.

„hart aber fair“: Tschentsche übt scharfe Corona-Kritik

Urlauber hätten dann noch genug Zeit, unter Leute zu kommen und dem Virus zu begegnen. „Wenn die Reisenden dann zurückkommen, ist der Test immer noch negativ, sie könnten aber dennoch infiziert sein“, so Tschentscher. Er selbst hätte, so sagt er, einen anderen Vorschlag gemacht.

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Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) habe beispielsweise mehrfach auf die Sinnhaftigkeit einer Testpflicht hingewiesen – die gilt für Reisende aus Risikogebiete aber erst seit dem 8. August. Zu dem Zeitpunkt waren die Ferien bereits am Ende angekommen. Laut Tschentscher wäre es generell erst einmal sinnvoll gewesen, wenn man nicht in Risikogebiete gereist wäre. Von einem Reiseverbot, wie es der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß jetzt gerade für Mallorca gefordert hatte, hält Tschentscher jedoch nichts.

Hamburgs Bürgermeister: Dann sind Corona-Tests sinnvoll

Ein Zuschauer der Sendung wird sogar noch forscher und fragt, warum Deutschland nicht generell die Grenzen geschlossen hat. Tschentschers Antwort: „Wir haben gesagt, wenn ein Land keine höheren Fallzahlen als Deutschland hat, ist es kein Problem, dort hinzugehen.“

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Sollten die Fallzahlen jedoch höher sein, könne man auf das Risiko verzichten. Und wer das nicht kann, müsste klare Regelungen befolgen. In dem Zusammenhang betont Tschentscher, dass sich Urlauber zunächst einmal in eine 14-tägige Quarantäne begeben sollten und erst nach vier Tagen nach der Rückkehr testen lassen sollten. Denn dann, so Hamburgs Bürgermeister, seien die Corona-Tests auch wirklich aussagekräftig.

Tschentscher: Zu viele Corona-Tests seien nicht sinnvoll

„Überaktivitäten, also dass wir jetzt quasi an jeder Autobahnraststätte jeden testen lassen, überfordern das System. Wir haben nicht unbegrenzte Testkapazitäten, können nicht zu jedem Zeitpunkt testen“, sagt Tschentscher. Und dann wird er noch einmal deutlich:

„Bislang ist, was das betrifft, keine gute Strategie entworfen worden.“ Dies gelte auch für das Thema Kostenübernahme. „Man darf sich schon fragen, warum diejenigen, die in Risikogebiete fahren, die Tests nicht selber zahlen“, so Hamburgs Bürgermeister. Aktuell übernimmt die Allgemeinheit die Kosten.

Tschentscher verteidigt Corona-Konzepte für Hamburgs Schulen

Darüber hinaus verteidigt Tschentscher die aktuellen Regelungen in Hamburgs Schulen, also dass dort im Unterricht selbst keine Masken getragen werden müssen. Die Entscheidung habe Hamburg auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen, auch wenn es mitunter andere Meinungen gab.

„Die Regelung in Zusammenhang mit geschlossenen Klassenverbänden funktioniert aber sehr gut“, sagt er. Zwar gebe es in Hamburg auch immer wieder einzelne Corona-Fälle an Schulen, dies könne man aber managen, ohne die Schulen komplett zu schließen. Stattdessen könne man lediglich die betroffenen Klassenverbände unter Quarantäne stellen und testen lassen.

Hamburgs Bürgermeister kritisiert Corona-Disziplinlosigkeit

„Die Probleme sind auch nicht die Schulunterrichtsfälle, sondern die Reiserückkehrer. Und die Disziplinlosigkeit derjenigen, die Regeln nicht ernst nehmen und private Feiern durchführen“, sagt Hamburgs Bürgermeister.

An dieser Stelle verpasste es Plasberg jedoch, Tschentscher auf seinen Innensenator Andy Grote (SPD) anzusprechen, der ebenfalls mit einem „Umtrunk“ gegen die Corona-Auflagen verstoßen hatte.

Das sagt Peter Tschentscher zu den Corona-Leugnern

Abschließend ging es in der Sendung noch einmal um die – wie SPD-Co-Chefin Saskia Esken sie gern nennt – „Covidioten“, die Corona-Leugner, die seit mehreren Wochen gegen Eindämmungsverordnungen und Maskenpflichten demonstrieren. Bei dem Thema nutzte Peter Tschentscher erst einmal die Gelegenheit, den anwesenden Kabarettisten Florian Schröder – der die Corona-Leugner jüngst bei einer Demo in Stuttgart bloßgestellt hatte – für seinen Auftritt zu loben. „Das war ein super Text und eine glückliche Fügung, dass Sie dort das Wort so ergreifen konnten“, so Tschentscher.

Er selbst gab an, dass sich unter jenen Demonstranten durchaus ein paar Idioten befinden würden, der Ausdruck „Covidioten“ aber nicht auf alle zutreffe. Auch in Hamburg hatten am Wochenende mehrere hundert Menschen gegen die Corona-Auflagen demonstriert. „Aber wir haben 1,8 Millionen Menschen in Hamburg“, zieht Tschentscher einen Vergleich. Und nicht jeder sei damit einverstanden, dass man komplett „wegleuchtet und alles ignoriert, was auf der Welt passiert“.

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