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  • In Feierlaune: Hamburgs AfD um Spitzenkandidat Dirk Nockemann ist erneut in die Bürgerschaft eingezogen.
  • Foto: dpa

Hamburg, wie kann das sein?: Kommentar: AfD-Chef feiert mit Sekt – das perlt nicht!

Meinung –

Ob Linke, Grüne oder SPD – sie alle jubelten am Sonntagabend, als die ersten Prognosen und Hochrechnungen bekannt wurden. Nicht nur wegen der eigenen Ergebnisse, sondern weil es lange Zeit danach aussah, dass die AfD den Wiedereinzug in die Bürgerschaft verpasst. Am Ende gelang es den Rechtspopulisten dann doch, die Fünf-Prozent-Hürde zu nehmen – weil Tausende Hamburger offensichtlich die Mahnungen der vergangenen Wochen ignoriert haben.

Weit mehr als 200.000 Stimmen konnte die AfD ergattern, rund 44.000 Hamburger haben Nockemann, Wolf & Co. ihr Vertrauen ausgesprochen. In Worten: Vierundvierzigtausend! Das sind fast so viele Menschen wie ins Volksparkstadion passen.

Tausende unterstützen die AfD – geht’s euch noch gut?

Dort hatte es noch am Sonnabend eine Gedenkminute gegeben, nachdem im hessischen Hanau zehn Menschen bei einem rechtsradikalen Terrorakt starben. Wohlgemerkt wenige Tage, nachdem AfD-Rechtsaußen Björn Höcke bei einer Pegida-Demo unverhohlen zum Umsturz in der Bundesrepublik aufgerufen hatte.

Und selbst der historische Wahl-Eklat in Thüringen, wo FDP-Mann Kemmerich mithilfe der AfD kurzzeitig zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, hat Tausende Hamburger nicht davon abgehalten, für die AfD zu stimmen. Was stimmt nicht mit diesen Hamburgern?

Hamburgs AfD ist nicht mehr die eurokritische Professoren-Partei

Zugegeben: Radikale wie Björn Höcke gibt’s in Hamburg nicht. Aber: Von der einstigen eurokritischen Professoren-Partei um Bernd Lucke ist auch in Hamburg kaum noch etwas übrig. Stattdessen ist auch hier die Partei nach rechts gerückt – deutlich.

Mit Jörn Kruse – ein Mann der Lucke-Ära – warf 2018 das letzte Feigenblatt der Elb-AfD hin. Inzwischen haben Spitzenkandidat Dirk Nockemann und Fraktionschef Alexander Wolf das Heft in der Hand. Der eine ein Law-and-Order-Mann der Schill-Zeit, der andere einstiger Herausgeber eines Liederbuchs mit Nazi-Texten.

AfD-Anhänger: In Billbrook wählen 24 Prozent rechts

Solche Leute werden auch künftig der Bürgerschaft angehören. Hamburg hat die Chance vertan, das zu verhindern – besonders in einigen Stadtteile haben die Menschen offensichtlich nicht verstanden, welche Gefahr die AfD für unsere Demokratie darstellt.

In Billbrook etwa, wo 24 Prozent der Wahlberechtigten für die Rechtspopulisten stimmten. Oder in Hausbruch, wo in einem Wahllokal 22 Prozent den Rechtspopulisten ihre Stimmen gaben. Erschütternd. Ernüchternd. Aber immerhin haben wir in fünf Jahren erneut die Möglichkeit, die AfD loszuwerden.

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