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Das sagt der Senat: Kommt in Hamburg jetzt das Ampel-Modell?

Die Länderchefs sind sich einig: Wir müssen den aktuellen Corona-Zahlentrend stoppen! Beim Krisengipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ging es am Dienstag um Maßnahmen, um die steigenden Infektionszahlen unter Kontrolle zu bekommen. Im Anschluss diskutierte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in der TV-Show von Markus Lanz über die vereinbarten Regeln. Top-Virologe Jonas Schmidt-Chanasit war ebenfalls Gast und sprach sich für eine Idee aus, die Bayerns Landeschef Markus Söder (CSU) für richtig hält.

Grün, Gelb, Rot – die Farben könnten Hamburg und die Republik durch die Pandemie lotsen. Die sogenannte Corona-Ampel soll anzeigen, welche Maßnahmen bei welchen Fallzahlen gelten und warnen, wenn sich das Infektionsgeschehen wieder in einem kritischen Bereich bewegt. Dabei wird nicht nur die Zahl der Neuinfektionen als Indikator verwendet, sondern zum Beispiel auch die Reproduktionszahl oder die Belegung der Intensivbetten.

Hamburg: Kommt jetzt das Ampel-Modell?

Berlin nutzt das Modell bereits, jetzt ist es auch für ganz Deutschland im Gespräch. „Das halte ich auch für durchaus sinnvoll, weil es sichtbar ist und den Bürgern signalisiert, wenn wir in bestimmten Regionen ein Problem haben“, so Virologe Schmidt-Chanasit. Und Hamburg? Bei Lanz ging Tschentscher auf die Ausführungen des Bernhard-Nocht-Mediziners nicht ein. Die MOPO hakte beim Senat nach. 

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)

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Senatssprecher Marcel Schweitzer lässt durchblicken, dass die Ampel für Hamburg derzeit nicht in Frage kommt: „Wir schauen, wo die Infektionsherde sind und reagieren umgehend mit wirkungsvollen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens“, so Schweitzer ausweichend.

Ein Beispiel dafür sei das Cornern. Als sich dies „zur Infektionsgefahr entwickelte, haben die Bezirke den Außer-Haus-Verkauf von Alkohol verboten.“ Da private Feiern gegenwärtig ein Infektionsrisiko darstellen würden, wurden bundesweit einheitliche Grenzwerte festgelegt. „Mit diesem Vorgehen können wir gegenwärtig die Infektionsrisiken gezielt eindämmen.“ Klingt nicht nach einer schnellen Einführung der Corona-Ampel in Hamburg.

Diskussion um Horror-Szenario

Ansonsten drehte es sich im TV-Talk vor allem um die Horror-Zahl von 19.200 täglichen Neuinfektionen an Weihnachten, die Merkel genannt hat. „Wenn man sich jetzt vorstellt, dass es noch ein paar Wochen so weitergeht wie die letzten Wochen, dann kommen wir sehr schnell zu sehr hohen Infektionszahlen“, sagte Tschentscher.

Er betonte, dass alle Bundesländer sich in der Videoschalte mit Merkel sehr einig gewesen seien, dass jetzt Grenzen gesetzt werden müssen. Im Vorfeld hatte es allerdings noch Meinungsverschiedenheiten gegeben. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sprach sich zum Beispiel gegen eine bundeseinheitliche Regelung bei privaten Feiern aus. Davon war jetzt keine Rede mehr.

19.200 Neuinfektionen: Hamburger Virologe spricht über Merkels Szenario

Aber wie realistisch ist das Szenario von 19.200 Neuinfektionen an Weihnachten? Es sei durchaus wichtig auch mal zu sagen, was der schlimmste Fall sein könnte, lobt Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Viele Menschen würden das Virus in ihrem Alltag nicht ernst nehmen.

Man sehe eben nicht wie in Ecuador „die Toten auf den Straßen“. „Es wurden, was ganz wichtig ist, zielgerichtet Maßnahmen ergriffen, um dort, wo die Infektionen entstehen bei Familienfeiern und Festen ein Limit zu setzen“, sagte Schmidt-Chanasit in der Sendung.

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„Es geht nicht darum Angst zu machen“, so Tschentscher. Hamburgs Bürgermeister verwies dabei auf die europäischen Nachbarländer wie Frankreich, die bereits jetzt täglich um die 10.000 Neuinfektionen aufweisen.„Deshalb lautet die Botschaft für Deutschland: Wir sind noch in einer Lage, in der wir gut reagieren können auf diese Entwicklung und wir sollten es jetzt auch tun.“

Mit einer Corona-Ampel? Abwarten, ob die dann vielleicht doch in Hamburg kommt. Die Zahl der Fälle sank gestern im Vergleich zum Vortag in Hamburg jedenfalls leicht – 61 Neuinfektionen wurden registriert.

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