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Altkanzler würde sich im Grab umdrehen: So dreist wirbt die AfD mit Helmut Schmidt

Für viele Hamburger – aber auch Menschen aus ganz Deutschland – war Helmut Schmidt (SPD) ein großer Staatsmann. Ein Politiker, dessen Wort Gewicht und der immer klar und deutlich seine Meinung gesagt hatte. Daraus zieht jetzt ausgerechnet die AfD ihren Nutzen – und instrumentalisiert den Altkanzler für ihre Sache!

Dabei war der 2015 in Langenhorn verstorbene Hamburger zu Lebzeiten bereits nicht gut auf die Rechtspopulisten zu sprechen. „Die … Wie heißen die? Ach ja. Sie sind nicht lebensgefährlich, aber unerfreulich“, sagte er kurz vor seinem Tod über die „Alternative für Deutschland“. Zu einem Zeitpunkt, als der rechte AfD-Flügel noch kein Oberwasser in der Partei hatte, wohlgemerkt.

Helmut Schmidt: Hamburgs AfD wirbt mit verstorbenem Altkanzler

Fünf Jahre später stellt sich die Situation anders da. Aus den Rechtspopulisten sind inzwischen zum Teil Rechtsextremisten geworden, Personen wie Hardliner Björn Höcke gehören zu den Wortführern der Partei – längst steht eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz im Raum.

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Und Helmut Schmidt? Der hätte heute inzwischen wohl deutliche Worte zur AfD gefunden – und wäre wohl kaum damit einverstanden gewesen, dass die Partei mit einst von ihm getätigten Aussagen Werbung für sich macht.

Mit dieser Zitat-Sammlung von Helmut Schmidt wirbt die AfD für ihre Sache.

Mit dieser Zitat-Sammlung von Helmut Schmidt wirbt die AfD für ihre Sache.

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AfD Hamburg

Genau das geschieht aktuell jedoch im Partei-Papier „Uns Hamburg“. Auf Seite 11 widmet Hamburgs AfD dem verstorbenen Altkanzler, der „Jahrhundertgestalt“, wie es in der Überschrift heißt, einen eigenen Beitrag. Genauer gesagt geht es um ein Sammelsurium an Sätzen, die von Helmut Schmidt stammen sollen. Dazu gibt’s die jeweilige Quellenangabe.

Hamburgs AfD nutzt Schmidt-Zitate für ihre Zwecke

„Wir können nicht mehr Ausländer verdauen, das gibt Mord und Totschlag“, soll Schmidt beispielsweise 1981 auf einer Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gesagt haben. Oder: „Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen“, wird Schmidt 2004 in der „Zeit“ zitiert. Dazu kommentiert die AfD: „Die Auswahl seiner Zitate zeigt, dass der Altkanzler heute sicherlich einige der AfD-Positionen teilen würde. Wäre sogar der heutige Verfassungsschutz aufmerksam geworden?“

Hamburgs SPD-Chefin Melanie Leonhard ist mit dem AfD-Handeln nicht einverstanden.

Hamburgs SPD-Chefin Melanie Leonhard ist mit dem AfD-Handeln nicht einverstanden.

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dpa

Die SPD ist von der Aktion der Rechtspopulisten gar nicht begeistert. Zumal die AfD Wiederholungstäter ist. Beim Wahlkampf in Brandenburg im vergangenen Jahr hat sie Altkanzler Willy Brandt für ihre Plakatkampagne instrumentalisiert. Und jetzt eben Schmidt.

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„Dass ausgerechnet die AfD, eine Partei, die multilaterale Bündnisse wie die EU ablehnt, einen echten Vertreter des Internationalen und der transnationalen Zusammenarbeit für sich vereinnahmen möchte, gehört sich schlicht und einfach nicht“, sagt Hamburgs SPD-Landeschefin Melanie Leonhard.

Hamburg: So rechtfertigt die AfD ihr Handeln

Der AfD ist das aber offensichtlich egal. „Die SPD ist mit so ziemlich allem nicht einverstanden, was die AfD macht. Es kann aber doch für uns kein Maßstab sein, was eine Partei denkt, die in Zukunft nur noch Splitterpartei ist“, entgegnet AfD-Landeschef Dirk Nockemann.

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Auf Nachfrage erläutert er zudem, dass er als ehemaliger Juso Helmut Schmidts Zitate „geradezu verinnerlicht“ habe. Und gerade diese Zitate kämen ihm zwangsläufig in den Sinn, wenn er die aktuelle politische Situation betrachte.

Hamburgs AfD-Chef Dirk Nockemann verteidigt seine Partei-Zeitung.

Hamburgs AfD-Chef Dirk Nockemann verteidigt seine Partei-Zeitung.

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Eine Instrumentalisierung des verstorbenen Altkanzlers rechtfertigt das aber noch nicht, oder? „Es ist doch absolut nicht ungewöhnlich, dass sich alle Parteien irgendwann einmal auf die Auffassungen und die Politik von Altkanzlern berufen bzw. darauf Bezug nehmen. Warum sprechen Sie dieses Recht nur der AfD ab?“, entgegnet Nockemann.

Hamburg: Helmut Schmidt mochte die AfD nicht

Er zitiere auch gern mal Politiker, die die AfD nicht mögen. „Warum denn nicht?“ Helmut Schmidt habe sich sachlich geäußert. „Als Demokrat akzeptiere ich das.“ Ob Schmidt die AfD-Werbung akzeptiert hätte, darf bezweifelt werden.

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