Nervöse Bodyguards: Tschentschers gefährlicher Trip zu den Palästinensern
Es war der vorletzte Tag auf Peter Tschentschers Israel-Reise – und der mit Abstand gefährlichste. Denn die Ziele waren Ost-Jerusalem, also der muslimische Teil der Altstadt, und das seit 1967 von Israel besetzte palästinensische Westjordanland. Seit Monaten wird Ausländern vom Besuch abgeraten. Dringend.
Es war der vorletzte Tag auf Peter Tschentschers Israel-Reise – und der mit Abstand gefährlichste. Denn die Ziele waren Ost-Jerusalem, also der muslimische Teil der Altstadt, und das seit 1967 von Israel besetzte palästinensische Westjordanland. Seit Monaten wird Ausländern vom Besuch abgeraten. Dringend.
Denn die Gewaltspirale dreht sich schneller und schneller. Das liegt an dem restriktiven Kurs der rechts-religiösen Regierung unter Benjamin Netanjahu. Die Eskalation verläuft nach dem altbekannten Muster: Die israelische Armee macht Jagd auf palästinensische Terroristen, tötet dabei oft auch Unbeteiligte, was Anschläge und Raketenangriffe auf Israel nach sich zieht, die ebenfalls nicht unbeantwortet bleiben.
- Olaf Wunder In der Grabeskirche: An dieser Stelle soll Jesus beigesetzt worden sein. Der Priester kontrolliert den Zugang zum Heiligtum.
In der Grabeskirche: An dieser Stelle soll Jesus beigesetzt worden sein. Der Priester kontrolliert den Zugang zum Heiligtum. - Senatskanzlei Das Damaskus-Tor in Ost-Jerusalem. Die Toranlage befindet sich an der Nordseite der Altstadt und führt sowohl in das muslimische als auch in das christliche Viertel.
Das Damaskus-Tor in Ost-Jerusalem. Die Toranlage befindet sich an der Nordseite der Altstadt und führt sowohl in das muslimische als auch in das christliche Viertel. - Senatskanzlei Die Klagemauer: ein Heiligtum der Juden. Hier beten sie, hier spricht Gott zu ihnen.
Die Klagemauer: ein Heiligtum der Juden. Hier beten sie, hier spricht Gott zu ihnen. - Senatskanzlei Peter Tschentscher besuchte auch die Grabeskirche. An dieser Stelle soll nach christlicher Überzeugung Jesus beigesetzt worden sein.
Peter Tschentscher besuchte auch die Grabeskirche. An dieser Stelle soll nach christlicher Überzeugung Jesus beigesetzt worden sein. - Senatskanzlei In der Alstadt von Jerusalem wimmelt es nur so von kleinen Händlern, die Obst, Saft oder Gewürze verkaufen wollen.
In der Alstadt von Jerusalem wimmelt es nur so von kleinen Händlern, die Obst, Saft oder Gewürze verkaufen wollen. - Senatskanzlei Blick in eine der vielen Gassen in Jerusalems Altstadt.
Blick in eine der vielen Gassen in Jerusalems Altstadt.
Überall in Jerusalem gibt es schwer bewaffnete Sicherheitskräfte
So gefährlich wie derzeit war die Lage lange nicht. Den Bodyguards des Hamburger Bürgermeisters war die Nervosität am Donnerstag anzumerken. Zunächst besuchte der Bundesratspräsident die Altstadt von Ost-Jerusalem, ging die berühmte Via Dolorosa entlang – den Leidensweg, den Jesus zur Hinrichtungsstätte auf dem Berg Golgatha gehen musste. Tschentscher besichtigte die Grabeskirche und warf von einem Aussichtspunkt aus einen Blick auf Klagemauer, Felsendom und Al-Aksa-Moschee.
Peter Tschentscher sagte: „Wir sind im Zentrum der Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam.“ Das Miteinander von Israel und palästinensischer Bevölkerung sei spannungsreich, komplex und schwierig. „Überall in der Altstadt von Jerusalem gibt es Überwachungskameras und schwer bewaffnete Sicherheitskräfte.“

Nach einem Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Jitzchak Herzog fuhren Tschentscher und seine Delegation ins Westjordanland – mit Sicherheitseskorte, Blaulicht und hoher Geschwindigkeit. Sofort nach dem Passieren des Checkpoints, der das Westjordanland von Israel trennt, war der Unterschied zu merken: Rechts und links Sperranlagen der Israelis, ärmlich wirkende Orte. Eine völlig andere Welt.
Mit Sicherheitseskorte und Blaulicht nach Ramallah
In Ramallah traf sich Tschentscher mit Mahmud Abbas, dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde, mit Premier Mohammad Shtayyeh und mit Außenminister Riad al-Maliki. Hinter verschlossenen Türen wurden Gespräche geführt. Die Palästinenser halten an der Forderung nach einem eigenen Staat fest – deutsche Diplomaten machen jedoch keinen Hehl daraus, dass die Aussichten auf eine Zwei-Staaten-Lösung schlechter sind denn je.
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Zurück im jüdischen Teil Jerusalems traf sich Tschentscher mit Yochai Ben-Ghedalia, dem Chef des „Central Archives for the History of the Jewish People“. Dabei übergab der Bürgermeister feierlich die Machbarkeitsstudie für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge. Tschentscher sagte: Die Synagoge neu zu errichten sei ein sichtbares Zeichen, „dass wir in guter Gemeinschaft mit der jüdischen Gemeinde leben wollen“. Es sei „ein Projekt, das hier in Israel auf sehr großes Interesse stößt und von dem ich annehme, dass es auch sehr unterstützt wird“.

Das ist tatsächlich der Fall. Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog hat gegenüber Tschentscher am Donnerstag bereits angekündigt, zur Eröffnung der Synagoge nach Hamburg zu kommen.