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  • Rechtsmediziner Klaus Püschel (68) blickt auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück. 
  • Foto: Quandt

Nach 44 Jahren Dienst: Rechtsmediziner Klaus Püschel geht in Rente

Er ist einer der bekanntesten deutschen Rechtsmediziner: Klaus Püschel hat 44 Jahre lang am Uniklinikum Eppendorf Leichen obduziert, geforscht, gelehrt. Nun verabschiedet sich der 68-Jährige in den Ruhestand. Er kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken. 

Bereits nachdem er 1976 sein Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover absolviert hatte, begann Klaus Püschel damit, sich einen Namen zu machen – spätestens aber, seitdem er 1991 die Position als Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am UKE übernahm. Seine Arbeit half dabei, spektakuläre Kriminalfälle aufzuklären, die Forschung voranzubringen und in seinem letzten Dienstjahr auch Aufschlüsse über das Coronavirus zu geben. 

Hamburg: Rechtsmediziner Klaus Püschel beendet Karriere

Als Forensiker hat der 68-Jährige an vielen spannenden Fällen mitgearbeitet – darunter waren das methadonvergiftete Pflegekind Chantal, die verhungerten Mädchen Jessica und Lara Mia und der Politiker Uwe Barschel. Auch den Schädel des legendären Seeräubers Klaus Störtebeker und die mutmaßlichen Schädelteile von Adolf Hitler hat er unter die Lupe genommen.

Und nicht nur in Deutschland ist Püschel an spektakulären Untersuchungen beteiligt gewesen: Der Rechtsmediziner hat auch 1000 Jahre alte Moorleichen und ägyptische Mumien obduziert und in Syrien bei der Aufklärung von Kriegsgräueln mitgeholfen. Viele seiner Fälle hat er aufbereitet und in Büchern festgehalten – darunter auch populärwissenschaftliche Bücher wie „Tote schweigen nicht –Faszinierende Fälle der Rechtsmedizin“ und „Sex and Crime. Wahrheit ist der beste Krimi“, die er gemeinsam mit Journalistin Bettina Mittelacher publiziert hat.

Rechtsmediziner Klaus Püschel forschte an Corona-Toten

In diesem Jahr beteiligte sich der Rechtsmediziner auch an der Forschung zum Coronavirus. Bei seinen Obduktionen von Corona-Toten in Hamburg stellte er fest, dass ein Großteil der Erkrankten Thrombosen und Lungenembolien hatte, obwohl sie zuvor keine Neigungen zu Blutgerinnungsstörungen gehabt hatten. Diese Erkenntnis sollte dazu führen, bei Patienten schon vorher darauf zu achten, damit sich Thrombosen und Embolien gar nicht erst bilden – und damit möglicherweise Leben zu retten.

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Weitere Untersuchungen Püschels im April ergaben, dass zu diesem Zeitpunkt in Hamburg kein einziger nicht vorerkrankter Mensch an Covid-19 verstorben ist. Der Forensiker schloss daraus, dass einige Maßnahmen nicht im Verhältnis zur Gefahr durch das Virus stünden, und löste damit eine deutschlandweite Debatte über die Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen aus. 

Forensiker Klaus Püschel stellt Comeback in Aussicht

Auch zuvor hatte Püschel mit seinen Aussagen zu gesundheitspolitischen Themen immer wieder für Diskussionen gesorgt: Im Jahr 2017 forderte er beispielsweise, die DNA-Codes aller Menschen in Deutschland zu speichern, um schneller Verbrechen aufklären zu können. 

Obwohl er nun in Rente geht, wird Püschel wohl nicht gänzlich auf das Obduzieren von Leichen verzichten: Wenn es sich ergebe, sei ein Comeback in dieser Tätigkeit nicht ausgeschlossen, sagte der Rechtsmediziner in einem Interview mit der „Bild“ – aktuell gebe es bereits eine Anfrage aus Nigeria, ob er bei der Untersuchung von Lassa-Toten wissenschaftlich mitarbeiten könne.

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