Nach 133 Jahren: Hamburger Traditionsgeschäft schließt – Ausverkauf läuft
„Wie man sich bettet, so liegt man“, sagt der Volksmund. Und kaum einer weiß das besser als Maik Mechela, der das Hamburger Traditionshaus „Betten Remstedt“ in vierter Generation führt. Doch damit ist nun Schluss: Das Geschäft in der Alsterdorfer Straße 54 in Winterhude schließt für immer seine Türen – nach 133 Jahren! Der Ausverkauf hat schon begonnen.
Ein Jahr lang hat Geschäftsführer Maik Mechela vergeblich versucht, einen Nachfolger für das Hamburger Traditionsgeschäft zu finden, das er vor elf Jahren von seinem Schwager Uwe Remstedt übernahm. Dessen Großeltern Johann-Hinrich und Martha Remstedt hatten damals einen Manufakturladen nur wenige Meter die Straße runter gegründet, in dem es vor allem um Textilien ging – Bettlaken, Bezüge, Decken.
Remstedt: Von der Manufaktur zum Bettenfachgeschäft
Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Sohn Günther die Firma zum Bettenfachgeschäft umgebaut. Seitdem ist sie in Hamburg eine wichtige Adresse für alle, die Wert auf eine gute Schlafqualität legen.
Bei Remstedt finden sie Matratzen, die für eine gesunde Liegeposition im Schlaf sorgen, was Auswirkungen auf die Körperhaltung tagsüber hat. Auch wer nachts nicht schwitzen oder frieren möchte, findet bei Remstedt die richtige Decke oder das richtige Kissen. Eine eigens dafür angestellte Physiotherapeutin berät die Kunden individuell.

Das hat natürlich seinen Preis und kostet deutlich mehr, als sich eine Zudecke beim Discounter zu holen. „Wir wissen halt, was drin ist“, sagt Maik Mechela. Also welche Materialien für die Produktion verwendet wurden, welche Fasern verarbeitet wurden.
Und auch darauf, wo etwas produziert wurde, hat Mechela stets geachtet. „Für uns war immer wichtig, dass die Sachen aus Deutschland kommen oder zumindest aus Europa.“
Hamburg: HSV-Spieler Kunden von „Betten Remstedt“
HSV-Spieler haben bei Remstedt ihre Matratzen gekauft, Schauspieler, Politiker. Doch Mechela will darüber gar nicht reden. „Für mich ist ein Mensch ein Mensch. Wir behandeln alle gleich.“ Über die Jahre habe er eine gute Menschenkenntnis entwickelt. „Man merkt im Geschäft am Verhalten der Kunden schnell, wie jemand tickt.“
Nicht vergessen hat Mechela etwa ein älteres Ehepaar, das schon seit Jahrzehnten auf einer Matratze schlief, die es von der Mutter der Frau übernommen hatte. „Die Matratze stammte noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg!“, sagt Mechela kopfschüttelnd.
Ausverkauf bei Remstedt in Winterhude
Dass sich so viele Menschen gar keine Gedanken über die Langlebigkeit ihrer nächtlichen Umhüllungen machen, ist für den Experten schwer nachvollziehbar. Schließlich sei der Einmarsch von Milben und im schlimmeren Fall Wanzen doch altbekannt. Mechela rät: „Eine Daunendecke sollte man alle drei Jahre waschen, ein Daunenkissen alle zwei Jahre.“ Das gehe auch in der eigenen Waschmaschine. „Aber nur, wenn Sie einen Trockner haben!“

Mit einer gut gepflegten Decke könne man so zwölf bis 20 Jahre leben. Eine Matratze sollte man alle acht bis zehn Jahre austauschen, rät der 64-Jährige, der nun ein Alter erreicht hat, in dem er ans Aufhören denkt.
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Weder in der Familie noch im Geschäft hat sich ein geeigneter Nachfolger gefunden. „Die laufen schreiend weg, wenn man sie fragt“, sagt Mechela. Die Risiken des Einzelhandels will aktuell keiner in Kauf nehmen.
Und so endet die Geschichte von „Betten Remstedt“ im Dezember nach 133 Jahren. Spätestens Ende Januar ist Schluss. Bis dahin läuft der große Ausverkauf. Es gibt Rabatte zwischen zehn und 50 Prozent.
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