Christian Lindner hat jetzt einen Briefkasten in Hamburg – und sorgt für Ärger
Ex-Finanzminister Christian Lindner (FDP) orientiert sich beruflich neu und sorgt damit für ordentlich Gesprächsstoff. Unter anderem hat der 46-Jährige eine Firma mit Sitz in Hamburg gegründet. Zwar kommt der Wechsel in die Wirtschaft wenig überraschend, doch bei seiner angestrebten Tätigkeit für eine US-Firma wittern Kritiker einen Interessenkonflikt.
Ein Briefkasten im schicken Hamburger Westen, darauf ein goldenes Schild mit der Aufschrift „Christian Lindner Beteiligungs GmbH“. Aber warum hat sich der Ex-Finanzminister ausgerechnet ein Haus in der Hansestadt als Geschäftssitz ausgesucht? „Herr Lindner hat bekanntlich Familie in Hamburg“, heißt es auf MOPO-Anfrage aus seinem Büro. Lindners Ehefrau Franca Lehfeldt kommt aus der Hansestadt. Sie hat hier ebenfalls eine Firma für „Strategie, Produktion, Moderation“ gegründet.
Nach Informationen von „Abgeordnetenwatch“ startete Lindner seine Firma bereits Ende Juni. Ihr Ziel sei „die Verwaltung eigenen Vermögens, insbesondere das Halten und Verwalten von Beteiligungen, Immobilien, Kapitalanlagen“. 25.000 Euro soll das Stammkapital betragen. Lindner sei Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter.
Christian Lindner will in Start-ups investieren
Für Dezember sind die ersten Investments geplant, verriet der Ex-Finanzminister kürzlich dem „Business Insider“. Er beteilige sich dabei gemeinsam mit Fonds und weiteren Angel-Investoren – wohlhabenden Unternehmern, die eigenes Kapital in Start-ups stecken. Die ersten Kooperationen hätten sich aus dem „persönlichen Netzwerk ergeben“, so Lindner.

Laut eines „Spiegel“-Berichts darf Lindner auch erst ab November als Investor aktiv werden – nach einer zwölfmonatigen Karenzzeit. Mit einer Auflage: Lindner soll keine Aufgaben übernehmen dürfen, die im Zusammenhang mit seinem früheren Job als Minister stehen.
Ärger um Job bei US-Beraterfirma
Mit einem weiteren neuen Job sorgt Lindner derzeit bundesweit für Aufsehen. Der 46-Jährige will sich nicht nur als Investor, sondern auch als Unternehmensberater betätigen. Unter anderem bei der US-Beratungsfirma Teneo, deren Kunde auch die italienische Bank UniCredit ist, die sich während Lindners Amtszeit Anteile an der Commerzbank kaufte. Lindner soll für das Unternehmen Kunden in den USA, Deutschland und anderen EU-Ländern beraten.
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NGOs wie „LobbyControl“ warnen vor einem „handfesten Interessenkonflikt“. Der Ex-Finanzminister weist die Vorwürfe zurück: „Der Vorgang Commerzbank und UniCredit lief seinerzeit bekanntlich unterhalb der Ministerebene“, hieß es aus Lindners Umfeld gegenüber der „Rheinischen Post“. „Aber ohnehin werden weder Lobbyarbeit gegenüber der Regierung noch Transaktionen Gegenstand der Tätigkeit sein.“
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