• Das Sinus Hospiz Barmbek ist an einer der lautesten Straßen Hamburgs gelegen.
  • Foto: Patrick Sun

Lärm-Zoff vor Hamburger Hospiz: „Lasst die alten Leute in Ruhe sterben“

Barmbek –

Die Vorstellung vom ruhigen Ort für die letzten Lebenstage verpufft im Hospiz Sinus in Barmbek binnen Sekunden. Denn die Saarlandstraße zählt zu den lautesten Straßen Hamburgs. 70 Dezibel werden dort gemessen – das entspricht ungefähr dem Lärm eines Rasenmähers. Auch Christopher Gripps Mutter verbrachte ihre letzten Tage in dem Hospiz. Jetzt hat er eine Petition gestartet. Die Forderung: Tempo 30 vor dem Hospiz.

„Erst war das nur so eine Schnapsidee, etwas gegen dieses Problem zu machen, aber dann hab‘ ich gedacht: Warum denn eigentlich nicht?“, erzählt Gripp der MOPO. „Viele der Gäste im Hospiz haben Krebs, da ist einem oftmals sehr heiß und man ist schwach. Wenn man jedoch das Fenster öffnet, um für Durchzug zu sorgen, versteht man seinen Gegenüber kaum noch. Die Menschen haben nicht die Kraft, gegen den Lärm ihre Stimme zu heben“.

Forderung: Tempolimit 30 vor dem Hospiz in der Saarlandstraße

Gripp hinterfragt, ob dieser zusätzliche Stress wirklich nötig sei. Mit seiner Petition will er aufmerksam machen auf das Hospiz und die Menschen, die dort in Ruhe ihre letzten Tage verbringen wollen. Ein allgemeiner Hinweis und Aufruf zur Rücksicht, so der 35-Jährige. „Die Menschen sollen in Würde sterben können“.

Der Lärm ist eine Belastung für die Menschen im Hospiz

Die Hausleitung ist vorher von Gripp kontaktiert worden. Die Petition stehe auch in ihrem Sinne, bestätigt der Geschäftsführer Matthias Bähr der MOPO. Es habe auch schon Beschwerden von Patienten und Angehörigen gegeben. „Natürlich könnte man entgegnen, warum wir uns ausgerechnet diesen Platz für ein Hospiz ausgesucht haben. Man wollte aber gezielt ein Hospiz in Hamburg etablieren, damit Hamburger für ihre letzten Tage nicht weit raus und die Verwandten ewig fahren müssen“, erklärt er.

Hospiz Barmbek

Das Sinus Hospiz Barmbek ist an einer der lautesten Straßen Hamburgs gelegen.

Foto:

Patrick Sun

„Wir haben spezielle Fenster, die gut gegen den Lärm helfen. Im Winter ist das auch kein Problem, da man die Fenster dann meist eh geschlossen hält, aber im Sommer ist der Lautstärkepegel eine wirkliche Belastung“, schildert Bähr. Das Hospiz selbst habe bisher aus Zeitgründen noch keine entsprechenden Schritte eingeleitet und sei froh, dass jemand das Ganze nun in die Hand genommen hat.

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Bei der Hoffnung auf Erfolg gehen die Meinungen der beiden Parteien allerdings auseinander. Herr Bähr glaubt nicht wirklich daran, dass sich etwas ändern wird. Jedoch sei es in seinen Augen wichtig, auf das Problem und das Hospiz aufmerksam zu machen. Das Thema Tod und Sterben – und damit auch oftmals Hospize – würden tendenziell eher aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung ausgeblendet.

Herr Gripp hingegen ist sehr optimistisch gestimmt: „Für Ruhezonen im Bereich von Krankenhäusern und Pflegeheimen gibt es ein großes Verständnis. Da ist es beinahe selbstverständlich. Deshalb glaube ich, dass es auch hier viele verstehen und unterstützen werden. Am Ende könnte jeder von uns mal einer der Menschen im Hospiz sein – da muss man sich selbst fragen: Möchte ich nicht auch in Ruhe sterben können?“

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