• Foto: Marius Roeer

Kanuten, Tretboote, Stand-up-Paddler: Ansturm auf die Alster wird zum Mega-Problem

Viele Hamburger kennen sie, die „Rush Hour“. Zu den Hauptverkehrszeiten ist es in Bussen und Bahnen sowie auf den Straßen oft brechend voll. Genau das ist jetzt auch immer häufiger auf der Alster der Fall – und das wird zu einem echten Problem!

Kanufahrer, Tret- sowie Schlauchbootnutzer und vor allem Stand-up-Paddler fluten gerade an den Wochenenden die Außenalster und die angrenzenden Kanäle. Wegen der Corona-Krise verzichten offenbar viele Hamburger auf einen Trip zur See und kühlen sich lieber im städtischen Gewässer von den Top-Temperaturen der vergangenen Tage ab. Doch das rege Treiben sorgt auch für Sorgenfalten.

Hamburg: Ruderer können nicht mehr für Olympia trainieren

„Die Menschenmassen auf der Alster werden für den leistungsorientierten Wassersport zum Problem“, sagt Werner Glowik, Vorsitzender des Landesruderverbands Hamburg. An normales Training sei nicht mehr zu denken, zu oft würden Freizeitsportler Bahnen kreuzen und sich nicht an geltende Vorfahrtsregeln wie rechts vor links halten.

„Das ist gerade für diejenigen, die für Olympia oder die Nationalmannschaften trainieren, ein Hindernis“, so Glowik. Zwar würden einige Profis auf die Dove-Elbe ausweichen, doch auch dort gebe es inzwischen regen Betrieb.

Hamburgs Polizei stellt auf der Alster keine Verstöße fest

Die Situation auf der Alster ist inzwischen auch Thema in der Wassersportkommission des Sportbundes. „Wir wollen gemeinsam mit der Wasserschutzpolizei darüber sprechen, wie es wieder zu einem geregelteren Ablauf auf der Alster kommen kann“, so Glowik.

Zumindest hinsichtlich des Corona-Infektionsschutzes hat die Polizei keine Vergehen festgestellt. „Es wurden am vergangenen Wochenende keine Sanktionen ausgesprochen“, so ein Sprecher. Gleichwohl sei es auf der Alster sehr voll gewesen.

Hamburg: Reges Treiben auf der Alster wird zur Gefahr

Das haben auch die Schiffsführer der Alsterdampfer festgestellt, die sich ihren Weg zum Teil freituten mussten. „Die Situation ist nicht neu, in diesem Jahr aber schlimmer“, sagt Tobias Haack, Geschäftsführer der Alster-Touristik GmbH. Gerade am Rondeelteich und im Goldbekkanal würde es mit den Massen an Freizeitsportlern oft eng werden.

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Und gefährlich. Gerade wenn Personen im Wasser schwimmen, was etwa rund um den Hayns Park der Fall ist. „Wir kämpfen damit, dass ganz viele junge Leute von Brücken in den Alsterlauf reinspringen“, sagt Werner Glowik. Viele würden nicht kapieren, dass sie in die Fahrtrinne gelangen. „Die kleinen Köpfe sind für Ruderer und die Alsterschiffer im Wasser kaum zu erkennen. Da bringen sich Leute extrem in Gefahr“, sagt er.

Alster: Auch Tiere- und Pflanzen leiden unter Ansturm

Und wenn Kanuten, Stand-up-Paddler & Co. dann doch zu den Ufern ausweichen, gibt es direkt das nächste Problem – weil die Wasservögel dort ihre Brutstätten haben. „Es ist wichtig, einen Abstand zu den naturnahen Uferstreifen und den Nestern der Wasservögel zu halten, um unnötigen Stress bei den Vögeln und ihrem Nachwuchs zu vermeiden“, sagt Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim Nabu Hamburg.

Doch genau diesen Stress gibt es bereits. „Die Tier- und Pflanzenwelt wird derzeit massiv belastet“, sagt Schwanenvater Olaf Nieß. Nach MOPO-Informationen gibt es bereits verlassene Nester und auch Schilfanlagen werden zum Teil massiv beschädigt. Deswegen rät Andreas Lampe vom Projekt Lebendige Alster, dass Wassersportler nur dort an Land gehen, wo sie keine Tiere stören oder Uferbewuchs beschädigen. Und Tobias Haack appelliert: „Passt auf und macht Platz. Wir wollen, dass alle gesund bleiben.“

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