• Foto: Andree Kaiser/ Ankerherz Verlag

Käpt’n Schwandt: Sucht Euch ein Ehrenamt! Klare Worte zum neuen Jahr

„Wenn ich mir den Zustand der Welt anschaue, wird es sicher nicht besser. Schlimmer geht immer.“ Soviel von Kapitän Schwandt (83) zum Neuen Jahr. Über „Goldene Zwanziger“ werden die MOPO-Leser von ihm nichts hören. Trotz Erkrankung legt der Kapitän den Finger angriffslustig in die Wunde. Stefan Krücken vom Ankerherz Verlag sprach zum Jahreswechsel mit dem aufrechten Mann. Und veröffentlicht auf seinem Blog eine Mail des Kapitäns mit klugen Worten an die Jugend.

Hier seine Mail in vollem Wortlaut: „Es ist erschreckend, wie viele, gerade junge Menschen orientierungslos durch‘s Leben eiern. Nach meiner Meinung liegt es zum Teil auch daran, dass die Welt sehr komplex geworden ist. Keiner, ich natürlich auch nicht, durchschaut die Zusammenhänge des Weltgeschehens. Wirtschaft, Finanzen, Politik, internationale Verflechtungen, Globalisierung, Digitalisierung lassen die Menschen ratlos zurück.

Haifischbar

Kapitän Schwandt bei einer Lesung aus seinem Buch „Sturmwarnung“ in der Hamburger Haifischbar.

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dpa

So sind sie auf der Suche nach Antworten bei den Populisten gelandet, die vermeintliche Rezepte haben. ‚America first!‘ ‚Flüchtlinge raus‘, ‚Eigene Nationalität stärken‘, ‚Brexit‘, ‚Zurück zu Patriotismus und Nationalität‘, ‚Die Juden haben Schuld‘. Das sind dann Patentrezepte, die vom eigenen Denken befreien. Man muss nur diesen A****geigen folgen, schon wird alles gut.Oder sich allem und jedem verweigern.

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Kapitän Schwandt: Uns geht es zu gut

Last not least geht es uns zu gut. Ich erinnere mich noch gut an die Nachkriegsjahre. Jeder, aber auch wirklich jeder, die ganze Nation war damit beschäftigt, sich aus den Trümmern ein neues Leben aufzubauen, für Sinnsuche oder Drogen war da kein Platz. Glück bedeutete einfach, ein Dach über dem Kopf zu haben und sich satt essen zu können.

Selbstfindung, Selbstverwirklichung? Lächerlich! Mal eben nach Kathmandu fliegen und sich in einem Ashram von einem Guru den Sinn des Lebens erklären lassen, in Puna die eigene Mitte finden?

Kapitän Schwandt buch

Sturmwarnung, so heißt ein Buch über das aufregende Leben des Hamburger Kapitäns Schwandt.

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hfr

‚Mädchen, Du bist auf der Suche nach der eigenen Mitte?‘ ‚Nimm Dir einen Zollstock und bei 1,78 Meter Körpergröße ist Deine Mitte 89 Zentimeter. Male Dir mit einem Marker einen Punkt auf den Bauch, dann findest Du sie schnell wieder, wenn Du sie suchst.‘

Kapitän Schwandt: Sucht Euch ein Ehrenamt!

Den Sinnentleerten empfehle ich die Patenschaft für eine Flüchtlingsfamilie. Begleitung auf die Ämter, bei Arztbesuchen. Oder Sprachnachhilfe, oder Kindern bei den Schularbeiten helfen. Oder eine Lehrstelle oder Arbeit suchen. Auch für regelmäßigen Besuchsdienst bei vereinsamten, alleinstehenden Senioren in Alten- und Pflegeheimen werden händeringend Menschen gesucht.

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Kapitän Schwandt: Schon hat das Leben wieder einen Sinn

Schlimmstenfalls landen sie bei Scientology oder ähnlichen Sekten. Einfach nur Wohlstandsauswüchse. Irgendjemand, Familie oder staatliche Institutionen fangen jeden auf und werden ihn weiter auffangen. Den Teufelskreis kann nur der Mensch selbst durchbrechen. Hoffentlich kommt ihm diese Einsicht einmal.

Machen wir es dieses Jahr besser, wenn jeder nur ein wenig im Rahmen seiner Möglichkeiten tut, sieht die Welt besser aus.”

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