Im zweiten Anlauf: NDR bekommt neuen Intendanten
Der NDR-Manager und Journalist Hendrik Lünenborg wird Intendant des Norddeutschen Rundfunks. Der 53-Jährige war der einzige Kandidat bei der Wahl und erhielt die notwendige Zweidrittelmehrheit. Lünenborg verantwortet künftig den öffentlich-rechtlichen Sender mit rund 5000 festen und freischaffenden Mitarbeitern.
Die Wahl beim drittgrößten ARD-Sender mit 1,1 Milliarden Euro Jahresbudget aus dem Rundfunkbeitrag (Stand: 2023) stand unter großer Beobachtung, denn es war der zweite Anlauf. Anfang April scheiterte die Intendantenwahl mit einer anderen Kandidatin. Der externen Managerin aus dem Bertelsmann-Kosmos, Sandra Harzer-Kux, hatten am Ende wenige Stimmen gefehlt.
„Ich bin froh und werde mein Bestes geben“
Das NDR-Kontrollgremium Verwaltungsrat schlug später Lünenborg als Alternative vor. Dass es nur einen Kandidaten bei einer Wahl gibt, begründet das Gremium mit den Regeln im NDR-Staatsvertrag.

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50 von 53 Stimmen gingen an Lünenborg. Es gab eine Nein-Stimme und zwei Enthaltungen. Gewählt hatten die Senderkontrolleure des Rundfunkrats. Der künftige Intendant sagte nach der Wahl, er spüre starken Rückenwind durch dieses Ergebnis. „Ich bin froh und werde mein Bestes geben.“
Lünenborg kennt den NDR gut, er ist dort seit Jahrzehnten tätig. Seit Juli 2023 leitet er das Landesfunkhaus in Hamburg. In früheren Jahren war er auch als Journalist für den NDR tätig gewesen. Bereits während seines Volontariats habe er jeden Winkel dieses Hauses kennengelernt, sagte Lünenborg in seiner Bewerbungsrede vor den Rundfunkräten. Und betonte: „Ich kenne den NDR sehr, sehr gut.“ Und gerade weil er ihn so gut kenne wisse er, wie er ihn verändern könne.
„Wir werden einfach schneller sein müssen in der Formatentwicklung“
Einen Schwerpunkt will er auf die digitale Ausrichtung des Hauses legen. Um im Digitalen Erfolg zu haben, brauche es schnell neue Formate, zum Beispiel für Plattformen wie Youtube und TikTok. „Wir werden einfach schneller sein müssen in der Formatentwicklung“, sagte Lünenborg.
Der NDR-Mann folgt auf Senderchef Joachim Knuth. Der 66-Jährige hatte einen vorzeitigen Übergang angeboten. Knuth ist seit Januar 2020 NDR-Intendant. Sein Vertrag läuft eigentlich regulär bis Mitte Januar 2026. Lünenborg beginnt zum 1. September. Seine Amtszeit dauert fünf Jahre.
Drei Gründe, warum die neue Personalie so wichtig ist:
1. Die „Tagesschau“-Familie
Die ARD-Nachrichten-Flaggschiffe „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ werden in Hamburg in NDR-Studios produziert. Daneben wird seit Jahren der Nachrichtensender Tagesschau24 mit Live-Berichterstattung ausgebaut.
Der NDR-Chef ist Fürsprecher für die „Tagesschau“-Marken. Das wird in den nächsten Jahren besonders wichtig werden: Ein Kräftemessen mit dem ARD-ZDF-Nachrichtensender Phoenix deutet sich an. Der Rundfunk soll sein Angebot nach Vorgabe der Länder stärker bündeln und den Fokus auf das Internet legen – es könnte einer von beiden TV-Nachrichtensendern mit klassischem Programm wegfallen. Ob es Phoenix oder Tagesschau24 treffen könnte – das ist offen.
2. Die regionale Programme: Wo wird gespart?
Das NDR-Sendegebiet liegt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Alle deutschen Bundesländer haben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk per Staatsvertrag einen Sparkurs verordnet. Es werden Radiosender bei der ARD wegfallen. Welche es trifft, ist noch unklar.
3. Der Streit um den Rundfunkbeitrag
ARD und ZDF sind für eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags vor das Bundesverfassungsgericht gezogen. Die Entscheidung steht aus. Haushalte zahlen seit Jahren monatlich 18,36 Euro. Eine unabhängige Finanzkommission hatte ein Plus von 58 Cent auf 18,94 Euro eigentlich ab Januar 2025 empfohlen. Die Bundesländer entscheiden, müssen sich aber nach Rechtslage eng an der Empfehlung der Kommission orientieren.
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Doch vor allem Sachsen-Anhalt und Bayern stemmten sich gegen ein Plus. Die Bundesländer legten gemeinsam fest, dass der Rundfunkbeitrag vorerst nicht steigen solle und verwiesen auf den Sparkurs. ARD und ZDF klagten und betonen, es brauche Planungssicherheit für die Sender.
Der NDR-Intendant muss die Wirtschaftspläne in unsicheren Zeiten aufstellen – ohne zu wissen, wie sich der Rundfunkbeitrag entwickeln wird. Der Senderchef muss wegen seines großen Sendegebiets Kontakt zu gleich mehreren Landesregierungen im Norden halten, um auch dort für die Belange des Rundfunks zu kämpfen.
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